Kapitel 46: Nicht der Hellste

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Pov. Kedos

Ich erkannte ihn, ja, aber irgendwie legte dieser Schalter in meinem Kopf sich noch nicht ganz um. Es stand so auf der Kippe, als würde man einen Lichtschalter balancieren und das Licht brummte und flackerte. Das Licht in meinem Kopf brummte leider mehr als dass es flackerte, doch ich war mir sicher, dass ich ihn kennen sollte. Eher kurze, dunkelblonde Haare und blaue Augen mit einem kleinen Stich grün. Sein Ausdruck war hämisch, schiefes Grinsen, hochgezogene Brauen, vor der Brust verschränkte Arme. Er trug eine Schulter- und Schienbeinpanzerung, seine Kleidung war grau mit schlichten, silbernen Mustern. Er schien meinen Blick zu bemerken und grinste noch ein Stückchen breiter. Langsam fragte ich mich, wie weit er die Augenbrauen noch hochziehen könnte, bis sie aus seinem Gesicht fallen würden. ,,Ich habe es eilig." Sagte ich knapp und versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen. Dennoch traute ich mich nicht ganz mich umzudrehen und meinem Weg weiter zu folgen, da ich es nicht schlau wäre, ihm den Rücken zuzukehren. Ich sah ihn lange abschätzig an, ihm hatte wohl nur ein kurzer Blick genügt um mich einzustufen. Wahrscheinlich stand ich in seiner Einschätzung direkt unter den Goblins. Er... er trat so selbstsicher auf, er musste der König der Nahrungskette sein. Bei dem Gedanken kam das Licht endlich, ich fühlte mich wie in einer lang ersehnten, aber grausigen Erleuchtung. Er sah mich an, ich sah ihn an. Mein Atem stoppte, meine Füße trugen mich rückwärts ohne dass ich sie daran hindern konnte. Alles an mir zitterte, meine Beine, meine Hände, mein Atem. Dieser grünblaue Blick schien mich zu fesseln und zu erdrücken, doch ich konnte ihm nicht entweichen. Er pfiff leise und sein Körper zuckte seltsam. Entweder er hatte einen Anfall oder er versuchte gerade zu lachen. ,,Du bist nicht der Hellste, oder?" Er vergrub die rechte Hand unter den Federn am kräftigen Hals des Greifes, welcher begonnen hatte, mit seinem Schnabel die Erde nach Würmern umzupflügen. Ich beneidete dieses Tier um seine Gelassenheit und wünschte mir, im Boden zu versinken und zu sterben. Ich versuchte etwas zu sagen, doch die Worte verfingen sich in meinem Hals und blieben dort stecken. Damit ich nicht noch blöder rüberkam atmete ich einfach tief durch und versuchte so nett wie möglich zu sein. Bloß nichts falsches sagen, bloß nicht. ,,Hattest du es nicht eilig?" Fragte er nach ein paar Sekunden peinlicher Stille und ich meinte einen leichten Hauch Genervtheit in seiner Stimme zu hören. Ich brachte gerade so einen Ausdruck zustande, der wohl Verwirrtheit ausdrücken sollte. ,,Hab ich das?" Das 'gesagt', was ich noch anhängen hatte wollen, ging unter, trotzdem war ich stolz, dass ich eine Frage zustande gebracht hatte. ,,Ich kann dir nicht sagen ob du's eilig hast, Schätzchen." Neckte er und musterte die Bäume, unter denen wir standen. Sie wahren wohl interessanter als ich. Kein Wunder... Mir wurde heiß im Gesicht und und ich vergrub die Hände in den Taschen, nicht in dem Willen sie je wieder heraus zu nehmen. Als ich weiterhin schwieg, mich jedoch auch nicht bewegte, seufzte er nur auf und verdrehte die Augen. ,,Nein, du bist wirklich nicht der Hellste..." Sagte er leise zu sich selbst.

Nachts sind alle Katzen grau (Youtube Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt