Kapitel 6: Notiz

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Pov. Delay

Es herrschte unangenehmes Schweigen. Mein Kopf pochte unangenehm, seine Blicke wanderten unsicher hin und her, als suchten sie etwas, doch fanden es nicht. Ich zwang mich dazu die Stille zu brechen. ,,Wie heißt du eigentlich." Brachte ich heiser heraus. ,,Dominik... aber nenn mich Kedos." ,,Kedos." Sagte ich leise. Ich ließ mir den Namen auf der Zunge zergehen, wiederholte ihn in meinem Kopf wieder und wieder. Es passte so unfassbar gut zu ihm. ,,Frag nicht wie ich darauf gekommen bin, ich weiß es selber nicht mehr... der Name schwirrte einfach eines Tages in meinem Kopf herum." Er brummelte leise und vergrub den Kopf in seinem Kissen. ,,Und, wie heißt du?" Nuschelte er gegen den Stoff und die Daunen. ,,Dario... aber nenn mich Delay." Erwiderte ich. Bei ihm hätte sich diese Stimmlage wahrscheinlich unmenschlich sexy angehört, bei mir klang es einfach nur als hätte ich vor einem Jahr meinen letzten Tropfen Wasser getrunken. ,,Hm... vielleicht solltest du etwas trinken." Sagte er abwesend, dann erhob er sich und rieb sich über die Augen. Wieder einmal das perfekte Klischee, wie es direkt aus der Vorstellung von den meisten Schriftstellern entspringen würde. Wäre ich ein Zeichner hätte ich tonnenweise Glitter über die Szene gepackt um ansatzweise an die Art heranzukommen wie ich das gerade sah. Sogar die zu große Jogginghose, die er sich dauernd hochziehen musste, war perfekt. Wie konnte es sein dass ich ausgerechnet bei einem wandelnden Gott landete?! Er brachte mir eine Flasche Wasser und entschwand wieder, wahrscheinlich um sich etwas vernünftiges anzuziehen. Ich brauchte nicht mal eine Minute um das ganze Wasser in mich hinein zu schütten, machte eine kurze Sprachprobe und stellte fest dass ich mich immer noch scheiße anhörte, dafür fühlte mein Hals sich nicht mehr an wie eine Wüste. Wenigstens etwas. ,,Darf ich mich bei dir umschauen?" Fragte ich laut, gefolgt von einem Hustenanfall. ,,Tu, was du nicht lassen kannst. Empfehlenswert ist es nicht in deinem Zustand." Schallte es durch die Badezimmertür. ,,Sterben kann ich eh nicht mehr." Grummelte ich, doch er hörte es nicht. Ich stand auf und musste ein paar Sekunden reglos stehen bleiben. Mein ganzes Sichtfeld war von flimmernden Punkten übersät und Schmerz fuhr durch meinen Körper, als hätte ein Blitz mich getroffen. Und ich wollte nicht auf ihn hören. Ich hangelte mich an Türklinken und Regalen entlang und durchforstete die unbekannte Wohnung. Es roch überall nach ihm. Ich könnte bis an mein Lebensende hier leben! Auf seinem Küchentisch lag ein Zettel, das war das erste merkwürdige was mir auffiel. 'Es hat einen Grund dass wir hier sind.' Stand darauf. Er war klein und mit einer geschwungenen Handschrift verfasst, welche nicht die von Kedos war. Ich hatte andere Notizen auf seinem Schreibtisch entdeckt, er schrieb anders. Es hatte niemand unterzeichnet. Ich dachte mir nichts dabei. Vielleicht handelte es sich ja um eine Erinnerung, die er behalten wollte indem er sie dort platzierte, wo er sie täglich sah. Das zweite seltsame war dass eine stickige Wärme sich knapp über dem Fliesenboden gesammelt hatte. Wärme stieg nach oben, das wusste jedes Kind und selbst wenn, bei dem eisigen Luftzug der durch die Wohnung fuhr und mich zum frösteln brachte hätte sich die Hitze längst verziehen sollen. Es könnten Runen sein, er war schließlich Runenmagier, also ließ ich meine Gedanken doch lieber bei Kedos, der nun auch in die Küche geschlendert kam.

Nachts sind alle Katzen grau (Youtube Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt