Kapitel 32: All die Probleme

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Pov. Tim

Der silbernd Faden war das Zeichen dafür, dass er und ich von jetzt auf gleich sozusagen aneinander gekettet waren. Er war ein Engel, irgendwann werden diese an eine bestimmte Person gebunden und müssen ihr bis ans Ende ihrer Tage folgen und beschützen. Ich verglich es gern mit Sklaverei, denn nichts anderes war es. Sie musste alles tun, was der andere ihnen befahl und mussten ihr Leben für das der anderen Person geben. Er schien anders zu sein. Ihm schien das rebellische Wesen noch nicht ausgetrieben worden zu sein, auch wenn ich spürte dass sein Körper schwach war. Er schien einer der "Fehler" in dieser Welt zu sein, genau wie er es gesagt hatte. Er meinte, er hatte sich umbringen wollen, doch die Welt hatte ihn nicht gehen lassen wollen. Er hatte bei dem Drachen so glücklich ausgesehen, weil er gedacht hatte, er könne endlich gehen. Ich hatte sein Leben zweifelsfrei noch weiter zerstört als ich es wahrhaben wollte. ,,Schau. Da ist nichts." Wimmerte der blonde leise und gigantische, weiße Flügel breiteten sich auf sein Wort von seinem Rücken her aus. Sie sahen ungenutzt und zerbrechlich aus. Mit jeder leichten Bewegung, die die Schwingen machten, hatte ich Angst, sie können brechen. An ein paar Stellen fehlten Federn und am Ansatz waren unsaubere Einschnitte zu sehen. Er streckte den rechten Flügel vor und riss ein Büschel Federn aus, ohne mit der Wimper zu zucken. Sogar mir lief bei dem Anblick ein Schauer über den Rücken und bei der Vorstellung, wie es schmerzen würde, verzog sich in mir alles. ,,Null Gefühl. Man könnte mir die unnützen Dinger vom Rücken reißen und ich würde es nicht merken, bis ich das nächste mal in der halben Gestalt in den Spiegel schauen würde." Die Schwingen lösten sich in ein flirrendes Licht auf, welches schnell verblasste und dann mit der Sonne verschmolz. Der Büschel von schneeweißen Federn lag überall verstreut und es sah aus, als wäre hier ein Tier qualvoll gerupft worden. Allein die Verwandlung von der schlichten in die halbe Gestalt und zurück schien ihn viel Kraft gekostet zu haben. Ächzend ließ er sich wieder in den Teppich von totem Laub fallen. ,,Ich bin sicher du könntest dich besser ohne mich am Leben halten." Flüsterte er zittrig. ,,Sieh es positiv, du bleibst am Leben bis ich draufgehe." Murmelte ich. Nein. Tim, aus. Böse. Falsch. Denk nach bevor du etwas sagst. Er lachte bitter. ,,Aber das ist doch das was mich in den Wahnsinn treibt. Jeden Tag zu sehen wie mühelos du durchs Leben gehst. Das lässt mich doch nur noch mehr daran denken wie gern ich sterben würde. Ich habe mir meinen Tod schon so oft vorgestellt, dass es langsam anfängt mehr wie eine Erinnerung zu wirken. Es ist wie... wenn man sich Urlaubsfotos ansieht... glaube ich, ich habe nie Urlaub gemacht... aber es ist so, als würde man sich einfach nur an den Augenblick zurück wünschen. Hm... haha... genug davon, ich will dich nicht mit meinen Problemen volllabern, ich soll mir schließlich deine Probleme anhören und dir helfen sie zu beseitigen, stimmts?"

Nachts sind alle Katzen grau (Youtube Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt