Kapitel 14: Der eine Wintertag

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Pov. Luca

Ich wollte mich nicht weiter über Max aufregen, auch wenn die Vorstellung ihm eine reinzudonnern echt Spaß machte. ,,Und, wie ist es dir ergangen?" Fragte ich ihn. Mir fiel gerade auf, dass ich noch nicht einmal seinen Namen kannte. ,,Vielleicht nicht sooo bescheuert wie dir, aber ungefähr ähnlich scheiße. Nur dass ich mir den heißen Typen gestern noch aus irgendeinem Grund zum Feind gemacht habe." Wir seufzten gleichzeitig. ,,Bei mir war er es schon als wir uns das erste mal gesehen haben." Ich biss die Zähne zusammen. Ich sah den Tag vor mir als wäre es gestern gewesen. Unsere prächtige Hauptstadt Efentia, in Schutt und Asche und mein sterbender bester Freund in meinen Armen. Seine Worte schwach und zittrig, ein Messer bis zum Schaft in seinem Bauch. Meine Finger lagen auf der Wunde, das heiße Blut strömte über meine Finger. Die ganzen Tränen fielen auf die staubbedeckten Trümmer unter uns. Sein Bein war blutig verdreht und klemmte unter einer halben Wand die auf ihn gestürzt war, wahrscheinlich war der komplette Knochen zertrümmert und das Knie... ich erschauderte wenn ich nur daran dachte. Und dann meinte er zu mir, ich solle gut auf seinen Bruder aufpassen und dass wir... uns verstehen würden... letzteres war vielleicht etwas kompliziert. Max war wohl die schlimmste Person die mir je über den Weg gelaufen war. Ich schüttelte mich kurz. Und als Eskay dann irgendwann vollends die Augen geschlossen hatte wurde ich von ihm weggerissen. Und zwar von seinen kleinen, hilfsbedürftigen Bruder. Ich hatte versucht, die ganze Sache zu erklären, doch er hatte nicht zuhören wollen. Seit dem war ich nicht sein 'Begleiter' oder sein 'Freund' oder so, sondern immer nur 'der Mörder seiner Bruders'. Nichts anderes. Er hatte gewusst, dass ich die ganze Schlacht mit Messern gekämpft hatte, mit eben solchen wie dem, durch das Sebastian umgekommen war. Ich sah zu dem anderen um die Bilder aus meinem Kopf zu vertreiben. Ich will so etwas nie wieder erleben. Egal wer es war, nie wieder würde ich jemanden in meinen Armen sterben lassen. Nicht einmal Max, auch wenn ich es ihm manchmal echt wünschte. Ich spürte in den Nächten noch immer, wie das Blut über meine Hände rann, spürte die Kälte dieses einen Wintertages auf meiner Haut. Ich war verstört, verängstigt, träumte nachts von diesem Tag und am Tag fürchtete ich mich vor den Träumen. Max nannte mich einen Angsthasen. Sollte mir recht sein. Vielleicht war ich einer, vielleicht auch nicht. Ich sah zu dem anderen. ,,Letzte Nacht... Vollmond... warum hast du mich nicht verrecken lassen?" Fragte er plötzlich. Ich war etwas entsetzt von dieser Frage. ,,Es ging um dein Leben! Ich hätte dich doch nicht liegen lassen können man! Ein Leben ist ein Leben, egal ob ich die Person kenne oder nicht, ich hätte niemanden liegen lassen können." Brachte ich stockend heraus. Er lächelte und nickte. ,,Ich mag deine Einstellung. Bereut zu sein sein eigenes Leben jederzeit für das eines Fremden zu geben ist tapfer. Ich wünschte jeder wäre so... aber nein, es gibt in jeder Ecke Personen die sich für besser halten. Dabei ist doch jeder gleich viel Wert."

Nachts sind alle Katzen grau (Youtube Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt