Tredici.

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„Since I think I don't love you

I just thought you were cute, that's why I kissed you

Got a fighter jet,I don't get to fly it though

I'm lying that..." –Thinkin' Ahead

***

„Mina, ich bin kurz einkaufen! Brauchst du noch was?", rief meine Mutter die Treppen hoch. Ich legte meinen Kugelschreiber beiseite, um mich Richtung Tür zu drehen und ein lautes „Neeein!" von mir zu geben. Das schien Mama als Antwort zu genügen, denn danach sagte sie nichts mehr und etwa zehn Sekunden später hörte ich die Haustür zugehen. Jetzt war ich also alleine.

Ich hatte den kompletten Nachmittag für die Uni gelernt, hatte bis jetzt auch noch keine Pause gemacht. Die ganze Zeit während des Lernens hatte ich mich gefühlt als wäre ich in einer Vakuole gefangen und hab daher nichts von der Außenwelt mitbekommen. Nur Mama hatte es geschafft, mich aus meiner Konzentration zu befreien, weshalb ich jetzt umso kaputter war. Müde rieb ich mir die Augen und streckte meine Beine einmal aus, dann stand ich auf und ließ meine SoWi-Sachen auf meinem Schreibtisch liegen.

Da es schon fast abends war, suchte ich in der Küche erst mal was zu Essen. Knappe fünf Minuten später hatte ich mir einen Apfel geschnitten und ging wieder in mein Zimmer, wo ich mich dann auf mein Bett setzte und das erste Stück in die Hand nahm. Aus den Augenwinken nahm ich wahr, wie die Nachrichtenleuchte an meinem Handy leuchte, weshalb ich dieses in die Hand nahm und mir meine Nachrichten ansah. Ein paar davon waren aus einer Gruppe, eine weitere von Leon, der mir von seinem Tag erzählte und außerdem eine von Max, der einfach ein „Kann ich dich anrufen?" geschrieben hatte.

Ich war ziemlich überrascht und kam auf keine Idee, was er wohl von mir wollte, weshalb ich in meine Kontakte ging und Max einfach anrief. Wir hatten zwei Tage nach Leons Geburtstag noch etwas miteinander geschrieben, seitdem hatte ich aber wieder nichts von ihm gehört. Deshalb hatte ich auch nicht damit gerechnet, dass er mich jetzt aus heiterem Himmel mit mir telefonieren wollte. Erstaunlich schnell ging Max ran und begrüßte mich freundlich.

„Hi, wieso wolltest du mich anrufen?", kam ich gleich zur Sache. Was solche Sachen anging war ich zu neugierig, um die Antwort noch weiter hinauszuzögern. Max schien dies allerdings wenig zu stören, denn er antwortete mir genauso direkt wie ich vorher war.

„Eigentlich wollte ich dich nur mal fragen, ob wir mal wieder was zu zweit unternehmen wollen. Weil ich schon wieder gemerkt habe, dass unser Kontakt nicht ganz aktuell ist und zwischen uns oft Funkstille herrscht. Würde gerne wieder besser mit dir befreundet sein.", erzählte er wie als würde er über den Käse auf seinem Brötchen reden. Doch der Satz war für mich echt bedeutend, da ich nun wusste, dass er mir das mit Leon verziehen hat- Oder sich zumindest nichts mehr anmerken lässt- und mir eine zweite Chance als gute Freundin geben will. Und genau das freute mich.

„Klar, wir können uns gerne mal wieder treffen. Ist 'ne gute Idee.", stimmte ich zu und versucht mithilfe meiner Stimmlage zu zeigen dass ich mich freute. „Gut, wann hast du denn Zeit?" Und genau jetzt konnte ich mir Max bildlich vorstellen, wie er locker auf einem Stuhl saß und breit grinste. Anscheinend kannte ich ihn doch noch ziemlich gut. „Donnerstag würde gehen, wenn du da kannst. Ich hab dann nur bis drei Uhr Uni aber das müsste ja gehen.", meinte ich und lächelte jetzt ebenfalls.

„Donnerstag geht klar. Dann treffen wir uns vor deiner Uni und fahren zu mir, außer du willst irgendwas Besonderes machen.", bot der Blonde mir an und ich kratzte mich kurz am Arm, bevor ich ihm antwortete: „Nene, das passt. Wir sehen uns dann, ich warte dann auf dich."

„Super. Bis dann, freue mich schon." Und schon hatte er aufgelegt. Wow. Das kam jetzt unerwartet, aber ich freute mich dennoch Max wiederzusehen. Und wer weiß, vielleicht verstanden wir uns nach dem Tag wirklich wieder wie Ende letzten Jahres noch. Mittlerweile konnte ich mir Max richtig gut als Kumpel vorstellen. In meinen Gedanken versunken bekam ich gar nicht mit, wie Elina mich per Skype versuchte zu erreichen. Die Melodie bei ihrem Anruf erschreckte mich kurz, dann ging ich aber ran und sah Elinas Gesicht.

„Mina, hast du Zeit?", meinte sie und klang dabei nicht gerade gut gelaunt. Was war passiert? „Elina, ist alles okay?", fragte ich jetzt vorsichtig und zog fragend eine Augenbraue nach oben, wie ich es mir irgendwann angewöhnt hatte. Es war echt schon länger her, dass ich Elina weinen gesehen hab, doch gerade geschah genau das: Sie fing vor mir an zu weinen. Für eine kurze Zeit blieb ich ruhig und sagte nichts, dann begann sie von alleine an zu erzählen.

„Ich hab mich heute mit René gestritten, weil er es nicht so toll fand, dass ich mich so gut mit Felix aus meiner Hochschule verstehe. Und dann hab ich mich halt gewehrt und er hat irgendwann angefangen mich anzuschreien, so hab ich ihn noch nie erlebt. Dann ist er wütend abgehauen und hat die Haustür mit voller Wucht zugeknallt. So hart haben wir uns noch nie gestritten..." Sie klang ängstlich, wie gerne hätte ich sie jetzt in die Arme genommen. Aber eigentlich musste ich weiter lernen, das morgen war wichtig...

„Ähm, Elina? Ich bin in 15 Minuten bei dir.", sagte ich schnell, woraufhin sie einmal schniefte und dann nickte. Meine beste Freundin war jetzt wichtiger als der Rest. Flüchtig schrieb ich Mama einen Zettel wo ich war und schnappte mir dann die Autoschlüssel, um zu Elina zu fahren. Diese machte mir ein wenig später völlig verheult die Tür auf. Sie hatte gerötete Augen vom Weinen, außerdem schien sie total unsicher, da sie ihre Finger in ihren Oversizepulli kralle. So aufgelöst hatte ich sie selten gesehen.

Zusammen gingen wir in ihr Zimmer, wo sie mir nochmal alles genau schilderte. Danach fiel sie in meine Arme und vergoss erneut ein paar Tränen. Ich versuchte sie etwas zu trösten und aufzuheitern, sprach ihr Mut zu und meinte, dass sie sich richtig verhalten hatte. Am Ende lenkte ich sie ab, indem ich die neue Folge einer Serie anschmiss und Elina sich müde an meine Schulter kuschelte, bis sie eingeschlafen war. So leise wie möglich stieg ich aus ihrem Bett, schrieb ihr eben eine kleine Nachricht und verließ dann ihre Wohnung. Sie musste sich jetzt ausschlafen, danach würde es ihr schon viel besser gehen.

OVERLOAD [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt