Quarantotto.

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„These streets are yours, you can keep them

I don't want them

They pull me back and I surrender to the memories I run from" –These Streets

***

Das Geräusch, als Isabels Spind geschlossen wurde, ließ mich zusammenzucken. Schon wieder war ich in meinen Gedanken versunken gewesen und hatte mich nicht wirklich darauf konzentriert, was meine Freundin mir erzählt hatte. Leons Distanz zu mir ließ mich immer noch nicht los und führte oft dazu, dass ich nicht ganz bei der Sache war. Doch mir wollte einfach keine Lösung dafür einfallen, dass wir uns wieder so entspannt verhalten konnten wie vor der neuen Saison, wo schließlich alles angefangen hatte.

Isabel sah mich zweifelnd an, auch ihr war anscheinend nicht entgangen, dass ich ihr nicht zugehört hatte. „Sag mal, weißt du überhaupt ansatzweise was ich dir erzählt habe?" Es schwang ein leicht verärgerter Ton in ihrer Stimme mit, der mir unangenehm war. Zum Glück hatte ich aber eine Antwort auf ihre Frage und konnte sie beruhigen. „Über die Hochzeit deines Cousins und dass du noch nicht weißt, was du anziehen sollst?!" Auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass sie mir davon erzählt hatte, klang ich unsicherer als ich wollte.

„Gut, du hast doch was mitbekommen.", bejahte sie meine Aussage damit und konnte sich ihr Lächeln über mein Unbehagen scheinbar nicht verkneifen. „In letzter Zeit," meinte sie, „Hab ich oft das Gefühl, dass du nicht ganz bei der Sache bist." Sie warf mir einen Seitenblick zu, bevor sie sich abwand und ihren Ordner in ihre Tasche steckte. Ich seufzte, meine Anspannung wuchs etwas. „Ich weiß auch nicht, was im Moment mit mir los ist. Das mit Leon ist mir im Moment zu viel."

Wir setzten uns in Bewegung, um aus der Uni zu gehen. Es war knapp 15 Uhr und die Sonnenstrahlen trafen trotz des kommenden Herbstes kraftvoll auf mein Gesicht und hinterließen eine angenehme Wärme. Kurz blinzelte ich, um richtig sehen zu können, dann wandte ich mich wieder meiner schwarzhaarigen Freundin zu. „Immer noch die Sache mit dem Fotografen?", wollte sie wissen, während sie sich mehrere Haarsträhnen hinter ihr linkes Ohr klemmte.

Ich redete ziemlich offen mit meinen Freunden über dieses Thema, auch weil es erleichternd war ihnen von meinen Problemen zu erzählen. Außerdem lenkten diese mich so gut es ging von meinen Sorgen ab, doch sobald ich alleine zuhause war kamen alle unterdrückten Gedanken wieder hoch. Mich nervte es selber, dass ich mir so viele Gedanken darüber machte. „Ja.", nickte ich zustimmend. „Ich schaue jeden Tag nach, ob irgendwas in den Nachrichten auftaucht. Bin ich zu paranoid?", scherzte ich um die Stimmung zu lockern.

Isabel lächelte nur. „Nein, ich verstehe dich. Aber ich würde versuchen dein Problem zu verbannen, sobald du unter Leuten bist. Vielleicht hilft das. Wenn du willst kannst du nachher mit mir in die Stadt kommen, ich wollte mal nach 'nem Kleid für Nicks Hochzeit schauen."

„Klar, mach ich. Dann können wir uns danach ja noch was bei Barney zum Abendessen holen, wie wir es immer machen.", meinte ich und freute mich jetzt schon auf nachher. An den Fahrraständern blieben wir stehen und ich sah Isabel dabei zu, wie sie ihr Fahrradschloss öffnete und ihre Tasche in den Gepäckträger stellte. „Dann treffen wir uns einfach in zwei Stunden vor dem Kreisverkehr da?", fragte sie und ich stimmte zu. Wir umarmten uns als Verabschiedung und ich machte mich auf den Weg zu meinem Auto.

Da die Umgehungsstraße gesperrt war waren sie Straßen, über die ich fahren musste, umso voller. Ich brauchte knappe 10 Minuten länger, bis ich schließlich vor unserem Haus ankam. Der fehlende Audi sagte mir, dass meine Mutter noch auf der Arbeit war, weshalb ich schnell nach meinen Schlüsseln kramte und die Haustür aufschloss. Drinnen legte ich meinen Rucksack auf die Treppe und zog mir dickere Socke an, wie ich es zuhause immer machte. Während ich mir schnell etwas zu essen machte lauschte ich den Nachrichten und den Liedern im Radio, bis ich schließlich eine halbe Stunde später alleine an unserem Esstisch saß und mein „Mittagessen" um vier Uhr nachmittags aß.

Gerade blätterte ich durch die Werbung der Lebensmittelläden in unserer Nähe, da fing mein Handy an zu klingeln und ich sprang auf, um es aus meiner Jackentasche zu holen, die im Flur hing. Elinas Name leuchtete auf dem Display an und ich ging sofort ran. „Hey Elina, was gibt's?", fragte ich sofort, während ich mich wieder auf den Weg in die Küche machte.

„Mina! Bist du zuhause?" Sie klang aufgeregt, so als wäre irgendetwas passiert. „Jaaa", zog ich das Wort lang. „Warum denn?", hakte ich noch nach und legte die Zeitungen beiseite, um mich auf meine beste Freundin konzentrieren zu können. „Gut. Ich schicke dir gleich einen Link über Skype. Ich glaube ich habe etwas gefunden, was dir nicht gefallen wird."

Auf einmal war ich total verunsichert, Elina hatte mir mit ihrer Aussage etwas Angst eingejagt. „Ähh...", meinte ich vorsichtig, meinen Laptop schon vor mich stehend. „Ist es sehr schlimm?" – „Meiner Meinung nach nicht wirklich, aber du solltest es dir trotzdem mal ansehen." Kurz waren wir beide ruhig, ich hatte meinen Laptop hochgefahren und auf meinen Benutzer gegangen. Jetzt öffnete ich schnell Skype und klickte leicht zögernd auf den Link, den Elina gemeint hatte. Mein Laptop begann eine Internetseite zu laden.

„Hast du es schon?", erkundigte sich meine Freundin. „Gleich, warte.", kam von mir nur als Antwort und genau in dem Moment blinkte eine Seite eines Magazins vor mir auf. Aufmerksam las ich den Titel, scrollte weiter nach unten und stoppte ruckartig bei dem einen Bild. Schockiert und fassungslos hielt ich die Luft an und starrte die beiden so bekannten Personen vor mir auf dem Bild an, bis ich von Elina aus meiner Trance gerissen wurde.

„Mina?", meinte sie in einem besorgten Tonfall. Ich brachte mich mühsam dazu meinen Blick vom Bildschirm abzuwenden und das Handy in die Hand zu nehmen. „Elina. Ich glaube ich sollte besser Leon anrufen."

***

A|N

Live Versionen sind immer noch die besten Liedversionen.

Hoffe das Kapitel gefällt euch :3

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