Ventotto.

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„What goes on behind these doors

I keep mine and you keep yours

We all have our secrets, we all have our secrets" –No one's here to sleep

***

„Mina? Solltest du nicht um halb zwei von Leon abgeholt werden?", erklang die leicht verwunderte Stimme meiner Mutter. Ich wiederum drehte mich so, dass ich zu ihr sehen konnte und sah sie lächelnd im Türrahmen stehen, den Türgriff mit der rechten Hand umschlossen. „Ja, warum?", fragte ich sie nur. „Naja, es ist schon kurz nach eins und du sitzt hier noch im Schlafanzug rum.", schmunzelte sie. Danach brach Panik in mir aus.

„Was? So spät schon?" Ungläubig griff ich nach meinem Handy, um die Uhrzeit nachzusehen. „Tatsächlich. Oh man, das wird knapp." Seufzend erhob ich mich von meinem Schreibtischstuhl und bewegte mich Richtung Kleiderschrank, aus dem ich mir frische Klamotten holte. „Ich wollte dir nur Bescheid sagen.", entgegnete Mama noch und zwinkerte einmal, bevor sie mich wieder alleine ließ.

Ich beeilte mich, um rechtzeitig fertig zu werden. Da wir nur in die Stadt gingen kleidete ich mich so wie immer, was Jeans, Top und einen dünnen Cardigan hieß. Die Haare flocht ich mir zu einem lockeren Zopf und ließ einige kleine Strähnen heraushängen. Gerade zur richtigen Zeit wurde ich fertig, denn genau dann schellte es unten. Ich sprintete die Treppe herunter, meine Handtasche schon in der Hand, und öffnete Leon die Tür. Diesen begrüßte ich mit einem kurzen Kuss, entfernte mich dann, um mir meine Stoffschuhe anzuziehen.

„Bis nachheeeer!", rief ich durch das Haus, damit Mama Bescheid wusste, dass ich nun weg war. Danach ließ ich mich von Leon aus dem Haus ziehen. Zusammen spazierten wir zur Haltestelle und nahmen uns den Bus Richtung Stadt, der erfreulicherweise relativ leer war. Ich setzte mich in einen Zweier ans Fenster, Leon saß neben mir und bot mir kurzerhand seinen einen Ohrstöpsel an, welchen ich lächelnd annahm und dem Gesang von Jared Leto lauschte. Währenddessen ruhte mein Kopf auf seiner Schulter und ich sah verträumt aus dem Fenster.

„Weißt du an was mich das hier erinnert?" Unwissend schüttelte ich den Kopf und sah Leon kurz an, bis ich ihn wieder auf den vorherigen Platz legte und Leon meine Schulter mit verschiedenen Mustern verzierte. „An Berlin. An dem Tag, wo wir uns kennengelernt haben, saßen wir doch mehrmals in verschiedenen Verkehrsmitteln." Sein Blick war auf seine Hände gerichtet und er lachte kurz, in Gedanken versunken. „Ich bin froh, dass ich mich damals zu dir gesetzt habe.", erwiderte ich und sah ihn wieder an. „Und ich erst."

An unserer Haltestelle stiegen wir aus dem Bus, ich streckte mich kurz aus. Danach schlenderten Leon und ich Hand in Hand zu der Eisdiele, wo Max auf uns warten wollte. Bei so einem schönen Wetter hatte er sich, wie ich schon erwartet hatte, nach draußen an einen Tisch gesetzt und war mit seinem Handy beschäftigt. Als er uns bemerkte, ließ er dieses sofort vom Tisch verschwinden und begrüßte uns beide mit einer Umarmung.

Eine Zeit lang unterhielten wir uns über typische Themen, jeder erzählte irgendetwas und die anderen legten eine Geschichte obendrauf. Ich hatte dennoch viel Spaß mit den Jungs und vertraute ihnen nahezu alles an. Sogar bei Max hatte ich mittlerweile wieder das Gefühl, dass er ein richtig guter Freund für mich ist, auch wenn wir nicht mehr so viel miteinander zu tun haben wie anfangs. Unsere Vergangenheit haben wir ja beide vergessen, zumindest dachten wir nicht mehr wirklich daran.

„Und dann ist sie wirklich aufgestanden und ha-" Max hörte mitten im Satz auf zu reden und seine Augen weiteten sich, während er auf eine Stelle hinter mir und Leon starrte. „Ähh...", stammelte er, seinen Blick immer noch geradeaus gerichtet. Das veranlasste Leon und mich dazu uns umzudrehen und nach der Sache zu suchen, die Max so die Sprache verschlug. Ich ließ meine Augen über die vielen Personen schweifen, die in der Stadt unterwegs waren, bis auch ich bei einer Person stoppte- Beziehungsweise eher bei zwei Personen.

„Ist das...René?", meinte Leon vorsichtig. Denn er war nicht alleine unterwegs und auch nicht mit Elina. Neben ihm lief ein Mädchen her, welches er innig im Arm hatte und mit ihr über den Platz lief. Während wir drei fassungslos René beobachteten, war dieser mit dem Mädchen stehen geblieben und hielt sie nun intim fest. „Nein. Das tut er nicht.", hörte ich Max flüstern, doch da war es schon zu spät.

René beugte sich nach vorne und begann das Mädchen zu küssen. Und das war nicht nur ein Kuss von einer halben Sekunde, den man manchmal auch guten Freunden gibt. Nein, das war ein richtiger Kuss, so wie Leon und ich uns berühren würden. Ich begann schneller zu atmen, klammerte mich krampfhaft an der Stuhllehne fest. „Ich fass es nicht.", murmelte ich schockiert. René war eine der letzten Personen, bei denen ich so etwas erwartet hätte. Da konnte man mal sehen, wie man sich täuschen kann.

Ich konnte nicht verhindern, dass Leon aufstand und geradewegs auf die beiden zuging. Max und ich tauschten einen schnellen Blick aus, folgten dem Braunhaarigen dann und blieben direkt vor René stehen. Als Letzterer bemerkte, dass er beobachtet wurde und uns dann auch noch erkannte, wich er schnell vor dem Mädchen zurück. „Fuck.", meinte er einfach nur, darauf antwortete ich ihm sofort. „Sag mal, spinnst du eigentlich? Du warst so viele Jahre mit Elina zusammen und warst ihr immer treu. Warum? Warum machst du das?"

Ich raste vor Wut. Am liebsten würde ich ihm eine scheuern. „Ich... Erzählt Elina bitte nichts davon.", quetschte René heraus und sah uns bittend an, doch das konnte er nach der Aktion vergessen. Max machte einen Schritt auf ihn zu, stellte sich somit direkt vor ihn und sagte: „Wir wissen doch wohl beide, dass du dir das abschminken kannst. Glaub mir, ich bin gerade so kurz davor dir eine zu kleben. Elina hat so etwas wie dich gar nicht verdient." Mit diesen Worten drehte er sich ruckartig um und ging zurück zu unserem Tisch, Leon und ich hinterher. Damit war dieser Nachmittag auch gelaufen. Unfassbar.

***

A|N

Joa, da entpuppt sich der tolle René als doch nicht so toll wie gedacht xd Meinungen?

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