Cinquantaquattro.

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„Every minute and every hour

I miss you, I miss you, I miss you more

Every stumble and each misfire

I miss you, I miss you, I miss you more" –Good grief

***

Leon war im Moment das letzte Thema, über das ich reden wollte. Weder jetzt noch nachher. Doch eigentlich hätte mir schon von Anfang an klar sein sollen, dass ich mir das abschminken konnte. Denn kaum hatte ich ihn einmal erwähnt, startete sofort eins neue Unterhaltung über ihn.

„Ich hab gehört, dass ihr euch gestritten habt. Das..." Patrick bemerkte meinen unzufriedenen Blick und stotterte kurz. „Das tut mir Leid. Wirklich." Er schien mit solchen Situationen genauso wenig umgehen zu können wie ich, denn ich nickte nur, wischte mir dann die ersten Tränen unter den Augen weg, die begannen über meine Wange laufen zu wollen. Wollte ich nicht versuchen stark zu sein und nicht zu zeigen, dass mir unsere Auszeit naheging? Genau, ich wollte es versuchen.

Ich spürte, wie ich von Jemanden in seine Arme gezogen wurde und entzifferte diesen jemanden als Timo. „Willst du darüber reden?", fragte er mit gedämpfter Stimme, während er mir beruhigend über die Arme strich. Ich schüttelte nur den Kopf, weshalb sich eine bedrückende Stille in den Raum legte. Mir entging es trotz gesenktem Kopf nicht, wie Timo und Patrick sich ratlose Blicke zuwarfen. Ein Seufzer entglitt mir. „Leon...", begann ich schlussendlich doch. „Als ich letzte Woche bei ihm war wollte ich nur mit ihm darüber reden, dass ich mich nicht ganz wohl bei der Sache mit dem Bild in den Medien fühlte. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass er so... so hart reagieren würde." Schnell schluckte ich, um den bitteren Geschmack im Hals loszuwerden.

„Er hat total empfindlich reagiert, hat mir dann auch noch Vorwürfe gemacht, dass ich ihm nicht vertrauen würde und so etwas. Am Ende meinte er dann, dass wir besser eine Auszeit nehmen sollten." – „Und was denkst du dabei?" Timos warmer Atem traf hart auf meine Wange. „Ich meinte zwar, dass wir das vielleicht tun sollten, doch später hätte ich mich am liebsten dafür geschlagen." Mittlerweile nahm ich mir keine Mühe mehr die Tränen zu verstecken sondern ließ sie einfach über mein Gesicht laufen. Ein Zeichen von Schwäche.

„Soll ich dir was sagen?" Ein Blick zu Timo reichte aus, dass er weiterredete. „Leon ist euer Streit wahrscheinlich näher gegangen als du dir vielleicht denkst. Seit Tagen ist er mies drauf, antwortet mir nur knapp oder patzig. Und wie fertig er aussieht muss ich gar nicht erst erklären, oder? Anscheinend gefiel es ihm in letzter Zeit auf seine Bürste zu verzichten. Am Donnerstag sah er aus wie ein zerrupftes Hühnchen, da hab ich ihn so lange im Bad eingesperrt, bis er seine Haare gebändigt hatte." Patrick, der auf der anderen Seite von mir saß, fing an zu lachen, und auch ich musste schmunzeln. Das war wirklich typisch Timo.

Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Wangen und setzte mich wieder richtig hin. „'Tschuldigung, dass du darunter leiden musst.", murmelte ich nur, doch Timos Aussage hinterließ bei mir eine gewisse Genugtuung. Also war ich Leon doch nicht so unwichtig wie gedacht. Timo neben mir lachte jetzt auch. „Du, ich glaube ich kann damit klarkommen. Wichtig ist nur, dass du auch damit klarkommen kannst." Seine Stimme klang weich und mitfühlend, er wollte mir wirklich helfen. Und ich konnte mir vorstellen, dass er genauso schon mit Leon geredet hatte.

„Ihr bekommt das wieder hin, da bin ich mir sicher. Als ich euch beide damals zusammen gesehen habe konnte man sofort erkennen, dass euch etwas verbindet.", meinte auch Patrick, deshalb schenkte ich ihm ein ehrliches Lächeln. „Danke Jungs." Meine Stimme war wieder fester und ich hatte mich wieder beruhigt, was auch die beiden zu bemerken schienen.

„Können wir jetzt bitte etwas anderes machen?", flehte ich sofort, was die Jungs wieder zum Lachen brachte. „Na komm, wir gehen raus uns 'nen Kaffee holen." Timo half mir vom Sofa aufzustehen, bevor wir drei uns Schuhe anzogen und aus dem Haus gingen. Da der Weg nicht sonderlich weit war ließen wir das Auto stehen und gingen zu Fuß, zumal ich dann mehr Ablenkung bekam. Und tatsächlich funktionierte dies ziemlich gut: Ich hatte Spaß mit den beiden, während wir uns über alles Mögliche unterhielten. Timo erzählte mehrere lustige Geschichten, die ihm passiert waren und Patrick und ich konnten uns vor Lachen nicht mehr einkriegen. Zwar weinte ich noch einmal, aber dieses Mal vor lauter Lachen.

Ganze zwei Stunden hatten wir im Café verbracht, danach waren wir noch in einige Läden in die Nähe gegangen, hatten uns aber alle nichts gekauft. Schlussendlich standen wir wieder vor Timos Tür, bis mir etwas auffiel, was vorher noch nicht da gewesen war: Leons Auto stand wieder in der Einfahrt. „Ähm, Timo?" Ich zupfte an seinem Shirt, bis ich seine Aufmerksamkeit hatte, und zeigte dann auf den Wagen. „Oh mist.", wisperte der Blonde eher zu sich selber. „Willst du vielleicht gehen?" Ich nickte ohne zu Überlegen. „Aber mir fehlt noch meine Jacke."

Timo hatte die Tür sowieso schon aufgeschlossen. Er meinte, dass er Leon begrüßen und dadurch ablenken wollte, sodass ich schnell mein Zeug holen konnte. „Danke.", gab ich von mir. „Wirklich. Und zwar für alles. Und dir auch, Patrick. War lustig mit euch.", verabschiedete ich mich schnell von beiden und umarmte sie. Patrick und ich tauschten schnell unsere Nummern um in Kontakt zu bleiben, während der Dritte im Bunde schon die Wohnung betreten hatte und laut „Leoooon! Bin wieder daaaa!" rief. Schnell huschte ich in die Wohnung und wollte nach meiner Jacke schnappen, doch diese lag wahrscheinlich noch im Wohnzimmer. Unüberlegt betrat ich diese und scannte den Raum ab, bis ich das gesuchte Objekt fand. Ich griff nach der Jacke und wollte gerade wieder aus der Wohnung huschen, da kam Leon die Treppen herunter.

Es brachte nichts mich zu beeilen, denn er hatte mich schon längst bemerkt. An seinem Adamsapfel konnte ich erkennen, dass er schwer schlucken musste, während wir beide stehen geblieben waren und uns anstarrten. Aus den Augenwinkeln nahm ich Timo wahr, der sich verlegen am Hinterkopf kratzte. Der Braunhaarige wiederum sah total kaputt aus. „Hi.", erwiderte Leon ausdruckslos und hart, weshalb sich meine Nackenhaare aufstellten. „Bye.", antwortete ich nur und huschte aus der Wohnung. Ich rannte zu meinem Golf, und kaum, dass ich auf dem Sitz Platz genommen hatte, kullerte schon wieder die erste Träne meine Wange herunter.

Warum musste nur alles so scheiße laufen?

***

A|N

Sou friends, ich hoffe es klappt dieses Mal mit dem Updaten. Wattpad hat manchmal Probleme dabei... Also wenn ihr Kapitel 53 noch niht gelesen habt, es müsste in der Kapitelliste stehen :')

Ich empfehle mal wieder das Lied oben, wenn ihr gute Musik hören wollt ^^

Bis Sonntag, schöne Restwoche ~

OVERLOAD [Max Meyer & Leon Goretzka FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt