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Es war viertel vor sieben am Morgen als ich aufwachte, so kaputt wie ich gestern war, hatte ich sogar vergessen mir einen Wecker für heute zu stellen. Mein persönliches Glück war es, dass ausschlafen für mich nie später als sieben Uhr bedeutete. Ansonsten hätte ich vermutlich bereits an meinem ersten Tag verschlafen, was mir definitiv nicht passieren durfte. Schnell ging ich unter die Dusche und putzte mir anschließend die Zähne. Ich zog mein dunkelblaues knielanges Kleid an, lockte meine langen blonden Haare und schminkte mich dezent. Mittlerweile war es halb acht, also rief ich mir ein Taxi, um pünktlich um acht Uhr vor dem beeindruckenden Gebäude von Coleman Industries zu sein.

Die Firma ist riesig und sieht bereits von außen edel aus. Die Eingangshalle ist fast doppelt so groß wie meine gesamte Wohnung. Alles ist edel in schwarz, weiß und grau Tönen gehalten und hinter dem Empfangstresen befand sich eine gigantische Steinwand. Ich meldete mich bei der Empfangsdame an, die mich dann zu Mister Taylor, meinem direkten Vorgesetzten schickte.

Meine Hände zitterten vor lauter Nervosität, aber ich ermahnte mich innerlich, dass ich das schon packen würde. Ich klopfte an der Milchglastür von Mr. Taylor an und ein "herein" ertönte von innen. Er deutete mit seiner Hand auf den Stuhl gegenüber von ihm hin und ich setzte mich. Er laß sich noch einmal meine Bewerbungsmappe durch, nickte als er damit fertig war und fing an mir nochmal einige Fragen zu stellen, bevor er mich einwies. Im Normalfall würde es mich irritieren, dass er meine Unterlagen nochmal durchging, doch als ich mein Bewerbungsgespräch hatte war Mister Taylor im Urlaub und wollte sich wahrscheinlich deshalb nochmal ein genaueres Bild von mir machen.

Ich hatte Wirtschaftspsychologie studiert und war somit vielleicht nicht so tief mit der Materie vertraut wie reine Marketing Studenten, doch ich war sehr intelligent und mir noch nie zu schade hart für etwas zu arbeiten, was ich wirklich wollte. Deshalb bewarb ich mich in der Marketingabteilung, wohlwissend dass ich diesen Job besser machen würde als alle anderen Bewerber. Harte Arbeit lag mir im Blut. Und anscheinend musste sie das überzeugt haben, sonst wäre ich nicht hier und hätte diesen Job.

Mit diesem Studiengang standen mir alle Möglichkeiten in einem Unternehmen offen. Ich hätte mich auf das Personalmanagement, die Organisation, die Marktforschung, die Werbung, die Medienpsychologie oder auf die allgemeine Arbeitspsychologie spezialisieren können und obwohl mir jeder Teil davon Spaß machte, entschied ich mich dazu meinen Bachelor im Bereich Markt- und Werbepsychologie zu machen. Nicht weil das unbedingt der Teil war der mir am meisten gefiel, sondern weil kreatives Arbeiten mir einfach mehr Spaß machte, als die Datenanalysen und das führen von Bewerbungsgesprächen. Vielleicht war aber genau das mein Ass im Ärmel, denn ich konnte in Notsituationen in allen Bereichen einspringen.

Nach dem kleinen Einweisungsgespräch bekam ich eine Führung durch das gesamte Gebäude. Zum Schluss lief  Mr. Taylor mit mir den Flur entlang und zeigte mir mein Büro. Es war genau so edel in weiß, grau und schwarz eingerichtet wie die Empfangshalle. Es erinnerte mich ein bisschen an einen Wartebereich aus einer Zahnarztpraxis. Ein paar Pflanzen könnten hier drinnen sicher nicht schaden. Sah jedes Büro hier so aus?

Vor lauter Einrichtungsideen blendete ich Mr. Taylor komplett aus, bis ein lautes Geräusch mich aus meinen Gedanken zog. Damit ich auch ja nicht auf die Idee kam mich zu langweilen, legte er mir einen Stapel Ordner auf den Schreibtisch mit Marketingstrategien, die ich auswerten und morgen in einem Meeting mit allen Vorsitzenden vorstellen sollte. Er wünschte mir noch viel Erfolg und einen schönen Start in dieser Abteilung, bevor er mein Büro verließ, um vermutlich n sein eigenes zurück zu gehen. Ordner für Ordner ging ich durch und analysierte was für meinen Vortrag wichtig sein könnte. Als ich das nächste mal auf die Uhr sah war es bereits zwei Uhr mittags und Zeit für meine Mittagspause.

Als ich in der Cafeteria ankam und mein Essen hatte, setzte ich mich an den einzigen freien Tisch. Nach kurzer Zeit stand die Frau vom Empfang hinter mir und begrüßte mich.

"Hallo, mein Name ist Lilli. Ich bin hier die Empfangsdame, darf ich mich zu dir setzen? Ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich dich duze, aber durch das siezen fühl ich mich so alt."

Ich fing leicht an zu lachen und streckte ihr meine Hand entgegen, als ich ihr antwortete.

„Hey, ich bin Abby. Natürlich gerne. Ich hatte schon befürchtet ich müsste meine erste Pause hier alleine verbringen."

Lilli erzählte mir, dass sie vor kurzem 35 Jahre alt wurde und mit ihrem Mann extra für diesen Job hier hergezogen war. Wir redeten noch eine Weile über Gott und die Welt, bis meine Mittagspause zu Ende war. Die Mittagspause war echt eine gelungene Ablenkung von der ganzen Arbeit, aber da vierundzwanzig Stunden nicht viel Zeit für eine Präsentation waren, setzte ich mich sofort wieder an die Arbeit.

Es war endlich fünf Uhr mittags und pünktlich zum Feierabend, hab ich es tatsächlich geschafft jeden Ordner auszuarbeiten und meine Präsentation fertigzustellen. Mit einem Knopfdruck schaltete ich meinen Computer aus und machte mich auf dem Weg nach Hause, denn ich hörte meine Couch, sowie mein leckeres Ben&Jerry's schon nach mir rufen.
Zuhause angekommen ging ich duschen und zog mir was bequemes an, bevor ich mir mein Eis schnappte und es mir auf meiner Couch gemütlich machte. Sofort rief ich Lina an, weil ich ihr so viel von dem heutigen Tag zu berichten hatte.

Hallo, hier ist Lina." Es ist so süß, dass sie sich immer vorstellt, obwohl sie sieht, dass ich Anrufe.
Hey Lina, ich muss dir so viel erzählen. Mein erster Arbeitstag war mehr als nur anstrengend. Kannst du dir vorstellen, dass ich schon an meinem ersten Tag eine Präsentation für den Vorstand ausarbeiten sollte? Ich musst die morgen auch noch selbst präsentieren. Du glaubst gar nicht wie nervös ich bin."
Oh Süße, dass ist ja super. Ich drück dir ganz fest die Daumen für morgen. Wir wissen beide, dass du das rocken wirst und wer weiß, vielleicht ist der Big Boss ja heiß" Selbst wenn, dann konnte mir das schließlich auch egal sein.
Danke. Die Leute die da arbeiten sind so nett, besonders Lilli, die Empfangsdame. Mr. Taylor ist ein super netter Boss und ich kann ihn jederzeit um rat fragen, was ich dankend annehmen werde. Und hey, keine Witze über den Big Boss! Ich bin mir sicher da wird morgen ein alter, grauhaariger Mann sitzen, der so kugelrund ist, dass er vielleicht zwei Stühle belegen muss." Wir beide prusteten los. Doch genau so stellte ich ihn mir vor, denn egal wie groß seine Firma war, über den Inhaber fand man online nichts, als wäre er ein Phantom.
Sehr gut. Aber es tut mir leid, Süße, ich muss weiter. Erzähl mir morgen unbedingt wie der Vortrag lief. Du wirst sie umhauen, da bin ich mir sicher. Bis morgen."
Mach ich, bis morgen."

So unbekümmert ich auch während unseres Telefonats war, also Lina auflegte, war dieses ungute Gefühl in meinem Magen zurück. Ich war nicht gerade die Beste in solchen Situationen, weil ich viel zu nervös wurde. Ich mochte es nicht, wenn alle Augen auf ich gerichtet waren und ich das Gefühl hatte jede Sekunde beobachtet zu werden. Doch ich wusste nicht, ob dieses ungute Gefühl nur mein Lampenfieber war oder ob ich so etwas wie eine böse Vorahnung hatte.
Ich bereitete alle Unterlagen für morgen vor und ging meinen Vortrag noch einmal durch. Das gab mir ein beruhigendes Gefühl. Immerhin konnte ich alle Fakten und Daten behalten und musste meine Strategie morgen nur noch an den Mann bringen können. Hätte ich gewusst, dass ich dieses Sprichwort besser wörtlich, statt metaphorisch verstehen sollte, dann hätte ich mich vermutlich morgen einfach krank gemeldet. Um zehn Uhr abends entschied ich mich schlafen zu gehen, um morgen fit zu sein. Denn das ich bei klarem Verstand und hellwach war, hätte ich morgen auf jeden Fall nötig.

Jaa, das Kapitel hier ist bisschen langweilig, nehmt's mir nicht übel, dass nächste wird dafür spannender.

In Love with my Boss?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt