Donnerstag, 1. Dezember
Weihnachten.
In 24 Tagen war Weihnachten, war das Erste was ich dachte, als ich aufwachte.
Erschöpft machte ich mich für den heutigen Tag fertig. Das Tanzen hatte mir gestern wieder so viel Kraft geraubt, dass ich todmüde ins Bett gefallen war und schlief seit dem wie ein Stein. Also ging ich, immer noch im Halbschlaf, ins Bad und durchlebte meine tägliche Routine.
Die gesamte Zeit dachte ich an das Training Morgen.
Ich würde die größte Choreografie der Weihnachtsshow lernen, die schon in 24 Tagen war.
Aufgeregt und nun hellwach hüpfte ich in die Küche. Schon gar nicht mehr erstaunt oder traurig bemerkte ich, dass meine Mom, wie eigentlich immer, nicht zuhause war. Ich nahm mir schnell etwas, dass ich in der Schule frühstücken würde, und zog auch schon meine Winterjacke und meinen Schal an. Danach huschte ich in meine Chucks und ging nach draußen.
Es war tiefster Winter und ich musste in meinen dünnen, kalten Sportschuhen herumlaufen. Beschweren tat ich mich trotzdem nicht. Die Schuhe waren teuer gewesen und dadurch, dass wir ganz spontan einen Schaden am Auto hatten, konnte ich mir keine Winterschuhe mehr leisten. So war das halt, wenn die Mutter alleinerziehend war und man selbst sehen konnte, wo man blieb.
Angegriffen von der Erinnerung ging ich zur Schule. Ich war 17, noch nicht alt genug, Auto zu fahren, und Mom brauchte das Auto selbst. Außerdem war die Schule nur 10 Gehminuten entfernt, also war es kein Problem.
Es hatte dieses Jahr noch nicht geschneit. Ich fragte mich, wann wohl der erste Schnee fallen würde. Es sah aus, als würde es sehr bald sein. Ich hatte da so ein Gefühl für Schnee, wie auch immer das funktionierte. Dies bestätigte mir ebenfalls die Wetterfee, die mich jeden morgen zutextete, da Mom nie den Fernseher ausmachte, wenn sie zur Arbeit fuhr. Natürlich blieb Alles an mir hängen.
Auf dem Weg traf ich Melissa und Jana. Wir kannten uns seit der Grundschule und waren beste Freundinnen, seitdem ich denken kann. Sie waren die einzigen in meinem Leben, auf die ich wirklich immer zählen konnte.
Zusammen gingen wir den Rest zur Schule und gingen in unseren Klassenraum. Dort waren schon alle anwesend und bald schon startete der Unterricht.
Ich trottete nach den ersten beiden Stunden mit meinen besten Freundinnen durch den Gang in der Schule und erzählte ihnen währenddessen das gleiche, was Robert, mein Trainer, auch mir erzählt hatte.
„Und mit wem tanzt du?", fragte Jana, eine meiner besten Freundinnen. Ich blieb abrupt stehen.
„Wie?", fragte ich, konnte nicht einmal eine Frage bilden.
„Na, wer ist dein Tanzpartner?"
... Tanzpartner?
„Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du nicht weißt, mit wem du tanzt." Melissa und Jana sahen mich staunend und auch enttäuscht an. Ich blickte sie mit blankem Gesichtsausdruck an.
„Stell dir vor, du tanzt jetzt mit irgendeinem ungeschickten Vollidioten", sagte Melissa und lachte leicht, hörte aber sofort wieder auf.
Was, wenn sie Recht hat?, dachte ich, schüttelte dann den Kopf.
„Auch wenn, das ist egal. Nichts wird mich davon abhalten, diesen Part zu tanzen. Nichts und niemand." Ich lächelte stolz. Dies war meine Chance und ich würde sie nutzen, komme was wolle.
**
„Mom, ich bin zuhause", rief ich sarkastisch, da ich wusste, dass sie nicht zuhause war. Das war sie nie, wenn ich von der Schule kam. Ich war nun mal urkomisch, deshalb redete ich auch mit mir selber.
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24 Tanzschritte | Adventskalender 2016
Teen FictionLeonies größte Leidenschaft ist das Tanzen. Es ist das einzige, was ihr Halt gibt, in ihrem chaotischen Leben. Sie soll auf der großen, alljährlichen Weihnachtsfeier ihres Tanzsportvereins im Mittelpunkt stehen und eine aufwendige Choreografie ei...