04 - Der erste Schnee und verlorener Optimismus

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Sonntag, 4. Dezember

Als ich aufwachte, war es bereits hell.

Und es schneite.

Ich schleppte mich mühsam aus meinem Bett und sah auf die Uhr; halb zwölf. Dann ging ich hinüber zu meinem Fenster und sah hinaus. Der Schnee fiel langsam und einheitlich zu Boden. Ich beobachtete das Geschehen vor unserem Haus, bis sich mein Magen meldete.

Ich war gestern so früh eingeschlafen und hatte doch noch so lange geschlafen.

Das klingt doch schon viel eher nach dir.

Schön, dass ich schon so früh am Morgen belehrt werde.

Es ist fast zwölf.

Ach, halt doch die Klappe!

Wegen meines grummelnden Magens ging ich in die Küche und suchte mir irgendetwas zu essen. Nach viel zu langem, vergeblichem Suchen griff ich letztendlich doch zu meinen Lieblingscornflakes.

Ich setzte mich, samt meinem Essen, auf mein Bett. Von meinem Bett aus konnte ich ausdem Fenster sehen.

Nicht viele Menschen gingen vorbei. Die meisten waren wahrscheinlich vom Schnee abgeschreckt, die anderen genossen ihren Sonntag anders als draußen, in der Kälte. Man entdeckte so gut wie nur kleine Kinder.

Wie gerne ich mit ihnen tauschen würde. Als ich noch so jung war, war alles noch einfacher ...

Finn! Finn!" Ich lief schreiend durch die Wohnung und meine Schritte hallten durch den langen Flur.

Es schneit!", schrie ich und sprang auf ihn. Er lag immer noch schlafend in seinem Bett. Wie kann er nur, es schneit doch!

Ach, so 'was neues", grummelte er und zog sich seine Decke über den Kopf. Er drehte mir den Rücken zu.

Steh auf! Lass uns nach draußen gehen und einen Schneemann bauen!" Ich hüpfte auf seinem Bett herum, wissend, dass er bald nachgeben würde.

Nach einer halben Minute schlug er die Decke wieder beiseite und stöhnte genervt auf.

Du Nervensäge!", schrie er und kitzelte mich. Ich erstickte fast an meinem Lachen und versuchte mich aus seinem starken Griff zu befreien. Doch er war älter, größer und einfach stärker.

Finn! Lass ... mich ... Lass mich ... los!", lachte ich lauter als je zuvor und zappelte wild herum. Finn ließ mich schließlich los und grinste mich an.

Gehen wir jetzt?", grinste ich zurück und er warf lachend die Augen zu.

Ja, na los." Geschlagen erhob er sich, nach mir, aus seinem Bett. Ich hüpfte aus seinem Zimmer, um ihm Zeit zu geben, sich fertig zu machen.

Die Erinnerung befand sich so klar in meinem Kopf als wäre es erst gestern gewesen. Doch diese glückliche, unbeschwerte Zeit war nun gute sieben Jahre her.

Ich brachte meine leere Schüssel in die Küche und machte mich an die Hausaufgaben. Nach elf durchgeschlafenen Stunden ging es mir ziemlich gut, auch wenn das entgegen meiner Laune war, und ich konnte mich wieder einigermaßen gut konzentrieren. Vor meinem inneren Auge erschien er zwar immer noch, doch ich ließ mich nicht ablenken.

Ich bekam immer noch nicht raus, was genau sein Verhaltensmuster war. War er nun ein Vollidiot, der Gefallen daran fand, mich leiden zu sehen - oder einfach ein guter Freund, der nichts Böses im Schilde führte?

Fragen über Fragen irrten in meinem Kopf, Fragen ohne Antwort. Oder - was wenn ich eine Antwort bekam?

Schnell tauschte ich meinen Pyjama gegen Jeans und Pullover aus und kämmte mir die Haare. Überraschend optimistisch stapfte ich die Treppen hoch und klopfte an der Flurtür.

„Sebastian? Bist du da?"

Als nach längerer Zeit immer noch keine Antwort kam, öffnete ich die Tür. Annehmend das er sich in meinem alten Zimmer breit gemacht hatte steuerte ich auf dieses zu. Die Tür war angelehnt.

„Sebastian?", fragte ich erneut und wollte gerade die Türklinke anfassen, als die Tür sich wie von selbst öffnete. Sebastian stand mir wenige Millimeter entfernt gegenüber. Er trug seine dicke Lederjacke und seine Schuhe.

„Whoops", ich lachte kurz nervös, „ehm ... Hast du kurz Zeit?"

„Offensichtlich nicht", zischte er und ging an mir vorbei. Ich drehte mich zu ihm um. Er war schon an der Treppe.

„Es dauert nicht lange, ich will nur kurz reden -"

„Hast du nicht gehört? Nein." Mit diesen wütenden Worten lief er die Treppen herunter und verließ das Haus. Ich blieb mehrere Minuten lang stehen, das Hallen des Knalls war schon lange vorüber.

Jetzt verstand ich alles noch weniger.

Langsam trottete ich zurück ins Erdgeschoss. Jeglicher Optimismus war verloren.

„Hey. Was macht ihr gerade? Ich würde euch gerne persönlich sehen, ich hab gerade Redebedarf ...", redete ich in mein Handy. Wie so oft versendete ich eine Sprachnachricht in den Gruppenchat von Jana, Melissa und mir.

Innerhalb der nächsten Stunde schrieben beide zurück. Nach ungefähr einer weiteren Stunde trafen wir uns dann in unserem Eiscafé, das nur ein paar Straßen weiter war.

„Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll", gab ich ganz ehrlich zu und hoffte auf ihren Rat. „Dieser Junge treibt mich noch in den Wahnsinn. Gestern war er so nett! Wir haben stundenlang geredet, es war ganz einfach. Wir haben miteinander gelacht und Späße gemacht - wie echte Freunde. Davor hat er mich nur geneckt und sich über mich lustig gemacht. Ich dachte, diese Phase hätten wir hinter uns und er wollte das Kriegsbeil vergraben, doch so harsch wie er mich gerade stehen gelassen hat, kann das ja wohl kaum der Fall sein! Wieso war er auf einmal so abweisend? Wir haben uns doch gestern im Reinen verabschiedet und so viel Zeit ist nicht mehr vorübergegangen, dass ich etwas getan haben könnte. Oh Mann!" Ich grummelte und warf den Kopf auf den Tisch.

„Wieso machst du dir eigentlich so einen Kopf darüber?" Jana sah mich ganz neutral, nicht vorwurfsvoll an.

„Stimmt eigentlich - er ist dein Mitbewohner und dein Tanzpartner, mehr nicht. Sei doch einfach höflich zu ihm, der Rest ist egal! Wenn er keine Lust hat, hat er seine Chance verpasst, dich kennenzulernen. Ganz einfach!" Melissas Temperament machte sich wieder einmal deutlich bemerkbar.

„Ich weiß doch auch nicht! Es ist wohl einfach das Spannendste, das momentan in meinem Leben abgeht."

Ganz kurz sahen sich Jana und Melissa misstrauisch an, nickten dann aber.

Nach einem schön verbrachten Nachmittag kehrte ich gegen sieben Uhr zuhause ein. Ich kochte etwas, genügend für mich und meine Mom (nicht mehr, nicht weniger!), und aß alleine. Zum Glück gab es noch das Internet. Mit fernsehen hatte ich es nicht so, also beschäftigte ich mich mit einer Serie, die ich auf meinem Laptop anschaute.

Ich nahm noch ein heißes Bad, zur Feier des Sonntages, und genoss das letzte Bisschen des Wochenendes.

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Hello again!

Wie war euer Sonntag? :) Meiner war ziemlich öde .-. Abgesehen davon, dass ich mein boo @emysstuff heute wieder mal getroffen habe :P x

Vielen Dank fürs Lesen und bis Morgen!

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