Freitag, 16. Dezember
Peinlich berührt stand ich einem Sebastian entgegen. Der kein Shirt trug.
Und um des Teufels Willen konnte ich mich nicht bewegen. Ich konnte nichts anderes tun, als ihn anzustarren und wie ein verrückter Groupie in dem Zimmer zu stehen.
„Das, ehm, das, äh, ja ...", stotterte ich, blamierte mich ein weiteres Mal.
„Ja?", fragte er, als er ganz langsam auf mich zu kam. Sein Shirt hatte er in den Händen, warf es nun zur Seite.
„Sorry", murmelte ich, bewegte mich immer noch kein Stückchen.
„Es tut dir also Leid?", fragte er mich, als er direkt vor mir stand. „Bist du dir da sicher?"
Mit einer Bewegung hob er mich hoch, sodass ich die Beine um seine Hüfte schlang. Er drückte mich gegen die Zimmertür. Meine Arme hatten sich zur Stütze um seinen Nacken gelegt.
„Ich glaube nämlich nicht", hauchte er und strich eine meiner Haarsträhnen hinter mein Ohr. Ganz sanft verharrte seine Hand hinter meinem Ohr und umfasste dann mein Gesicht.
Ich war sprachlos.
Als er mit seinem Gesicht immer näher kam, merkte ich erst, dass meine Atmung ganz unregelmäßig war und mein Herz fast aus meiner Brust heraus pochte. Die ganze Zeit, seitdem er mich hochgehoben hatte, starrte ich in seine blau-grünen Augen.
Ich fuhr mit meinen Fingern die Konturen seines Gesichts nach. Dann strich ich durch seine braunen Haare.
Endlich. Wie lange ich darauf gewartet hatte.
Als seine Lippen sich zu einem Grinsen formten, konnte ich nicht anders. Ich schloss die Augen und lehnte mich nach vorne.
Doch so weit ich mich auch nach vorne lehnte, nie verspürte ich einen Widerstand. Ich lehnte mich immer weiter, bis ich drohte umzufallen, es dann auch tat. Ich fiel in einen tiefen, schwarzen Strudel.
Und wachte in meinem Bett auf.
Glücklicherweise war es eine Minute, bevor mein Wecker klingeln würde, also stellte ich ihn aus und machte mich fertig.
Wie hypnotisiert lief ich durch den Tag. Ich sah nur noch den Traum in meinem Kopf. Und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
Ich wusste nicht, was ich von dem Traum halten sollte. Ich verdrängte ihn lieber, als mir darüber Gedanken zu machen. Es war nur ein Traum.
Ein bedeutungsloser, verrückter Traum.
**
Here we go again.
Ich hatte, wie immer, null Ahnung, wie ich Sebastian begegnen sollte. Also beschloss ich, Alles einfach auf mich zukommen zu lassen – wie immer.
Du redest von „wie immer". Ihr kennt euch ja auch schon eine Ewigkeit und es ist jedes Mal das gleiche, weshalb du „wie immer" sagen kannst ..., flötete meine innere Stimme und ich ignorierte sie. Ich hatte eine einigermaßen gute Laune – so gut es eben geht wenn du mit deinem Leben nicht zurecht kommst – und diese würde ich mir nicht nehmen lassen. Jedenfalls nicht so schnell.
„Hi!", rief ich, als ich den Saal betrat. Ich grinste und Robert begrüßte mich mit seinem Standartspruch; „Leonie! Schön dich zu sehen!"
Sebastian war nirgends aufzufinden. Komisch, sonst war er auch immer schon da, wenn ich kam.
Wie gerufen kam er im selben Moment in den Saal gestürmt und atmete schwer.
„Tut mir echt Leid, ich habe das Training ganz vergessen und bin gerade hergelaufen -", versuchte er sich zu rechtfertigen und ich begegnete seinem Blick. Er stoppte und starrte mir eine halbe Ewigkeit in die Augen, bevor er sich schnell seine Winterklamotten auszog und sich bereit machte.
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24 Tanzschritte | Adventskalender 2016
Genç KurguLeonies größte Leidenschaft ist das Tanzen. Es ist das einzige, was ihr Halt gibt, in ihrem chaotischen Leben. Sie soll auf der großen, alljährlichen Weihnachtsfeier ihres Tanzsportvereins im Mittelpunkt stehen und eine aufwendige Choreografie ei...