Donnerstag, 22. Dezember
Der letzte Schultag. Ich konnte die Ferien förmlich riechen.
Ferien. Das hieß ja ...
Weihnachten stand vor der Tür.
Und dies hieß wiederum, dass die Weihnachtsshow in zwei Tagen war.
Wie schnell die Zeit verging.
Mit neuem Elan und der Sicherheit, dass heute der letzte Schultag des Jahres war, ging ich sogar mit einem Lächeln in die Schule. Ein letztes mal noch müsste ich alles über mich ergehen lassen, dann war es endlich vorbei.
Ich hatte das Gefühl, dass sich dieses Halbjahr noch länger gezogen hatte, als alle anderen davor.
Oder es war einfach so, weil ich jeden Tag intensiv spürte und wahrnahm, seitdem – ich wollte doch nicht mehr an ihn denken!
Ich seufzte. Wieso leitete jeder Gedankengang im Endeffekt zu ihm?
**
Nachdem die ersten Stunden normale Unterrichtsstunden waren, traf der gesamte Jahrgang sich in den letzten beiden Stunden zum alljährlichen„Weihnachtssingen". Niemand hatte wirklich Lust darauf – außer manchen Lehrern, die echt aufgeregt waren – und so sang fast niemand mit. Immerhin versuchte die Schule es wenigstens.
Ein uraltes Lied wurde gespielt. Es wurde einfach jedes Jahr gesungen – was war an Last Christmas eigentlich so toll?
Die ersten Strophen wurden – mehr oder weniger – gesungen. Dann blieb mein Herz bei zwei Versen stehen.
„Now I know what a fool I've been
But if you kissed me now, I know you'd fool me again"
Ich war wie weggetreten. Die zwei Verse wiederholten sich in meinem Kopf wie eine kaputte CD.
„Jetzt weiß ich was für ein Idiot ich war
Aber küßtest du mich jetzt, würdest du mich erneut zum Narren halten"
Es war wahr. Ich war so idiotisch gewesen, und hatte geglaubt, ihm könnte etwas an mir liegen. Doch wem wollte ich etwas vormachen? So jemand wie er hatte selbstverständlich eine Freundin.
Und doch. Wenn er mir wieder nahe kommen würde, seine Hand an meine Wange legen und mit seiner tiefen, beruhigenden Stimme flüstern würde ... Würde er mich sofort irreführen. In wenigen Sekunden wäre ich ihm wieder verfallen.
Ich konnte einfach nichts dagegen tun.
**
Nachdem Weihnachtssingen wurden alle entlassen.
Lächelnd aber immer noch angetan von dem Songtext verabschiedete ich mich von allen Lehrern und Mitschülern, die ich kannte. Gegenseitig wünschte sich jeder schon fröhliche Weihnachten im Voraus.
Nun war es offiziell vorbei.
Genauso, wie bald meine Gefühlsverwirrung vorbei war.
Ich sah dem Tag jetzt schon positiv entgegen.
Bist du dir da sicher?
Ja. Der Schmerz wird dann endgültig vorbei sein und ich kann mich wieder meinem gewöhnlichen Durchschnittsleben widmen.
Und du denkst wirklich, dass du das in keiner Weise vermissen wirst? Diese Aufregung, diese Ungewissheit, die jeder neue Tag bringt. Die Intensität, wie du alles plötzlich wahrnimmst und fühlst. Wirst du ihn nicht vermissen?
... Nein. Oder doch. Ich wusste es nicht, ich wollte es auch nicht wissen.
Denkst du wirklich, dass der Schmerz, den du jetzt spürst, schlimmer ist, als der, den du spüren wirst, wenn er aus deinem Leben verschwindet?
Ich wollte nicht darüber nachdenken. Ich wollte meine innere Stimme ignorieren, wie ich auch meine Gefühle ignorierte.
Du kannst deine Gefühle nicht ignorieren! Es wird niemals so sein. Stell dich ihnen. Es ist höchste Zeit.
Nein!
Verbittert und gereizt steckte ich mir Kopfhörer in die Ohren und stellte die Musik auf die lauteste Stufe. Ich wollte und würde nicht mehr nachdenken.
Bis spät in die Nacht hörte ich Musik, schaute Filme und las ein Buch nach dem anderen. Ich tat alles dafür, nicht nachdenken zu müssen.
Pah. Mich meinen Gefühlen stellen.
Ich könnte sie ganz einfach ignorieren, bis die Weihnachtsshow endlich vorbei war. Ich würde es allen beweisen. Ganz besonders mir selbst.
=
Ferien. Yes.
Mich hat eine Erkältung gepackt, genau jetzt... :/
Wie gruselig, der Anfang des Tages stimmt einfach fast komplett mit meinem heutigen überein, obwohl ich das Kapitel vor mehreren Monaten geschrieben habe... :o
Danke! x
**
Hier Kontakt mit mir aufnehmen:
Instagram: miesxo.ig / michellerdtk
Twitter: michellerdtk
Snapchat: michelle_raa
DU LIEST GERADE
24 Tanzschritte | Adventskalender 2016
Teen FictionLeonies größte Leidenschaft ist das Tanzen. Es ist das einzige, was ihr Halt gibt, in ihrem chaotischen Leben. Sie soll auf der großen, alljährlichen Weihnachtsfeier ihres Tanzsportvereins im Mittelpunkt stehen und eine aufwendige Choreografie ei...
