20 - Langersehnte Versöhnung

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Montag, 19. Dezember [Part I]

Ich hörte meinen Wecker klingeln und schlug die Bettdecke zur Seite.

Nein.

Ich wollte nicht.

Ich würde nicht.

Also schaltete ich den Wecker aus und zog mir die Bettdecke wieder über den Kopf.

Montage waren eh für die Tonne.

Ich wusste nicht, wie viel später ich mich doch aus dem Bett hievte, da ich Hunger bekam.

Und als ich mich in der Tür der Küche ankam, drehte ich mich um die eigene Achse und schlürfte wieder heraus.

Der Hunger war verflogen.

Das Bild erschien wieder vor meinen Augen.

Es tat einfach so weh, über ihn nachzudenken. Es war traurig, dass ich mich womöglich in ihn verknallt hatte. Es war unverantwortlich, etwas haben zu wollen, das ich nie bekommen würde. Es machte mich einfach kaputt und ich konnte nichts dagegen tun.

Mir einbildend, dass es helfen würde, presste ich meine Augen aufeinander. Ich schmiss mich wieder in mein Bett und atmete zitternd ein.

Wieso reagierte ich so? Wieso störte es mich?

So etwas war mir noch nie passiert. Ich hatte nicht mal annähernd eine solche Situation erlebt.

Du bist ganz klar eifersüchtig.

Ich dachte nach. War ich das?

Vielleicht.

Vielleicht war ich das. Es würde eine logische Erklärung für mein Verhalten sein.

Ich seufzte.

Wie schön das Leben als Kleinkind gewesen war.

Ohne Probleme jeglicher Art. Das größte Problem war vielleicht, dass jemand unsere Süßigkeiten geklaut und gegessen hatte – große Brüder, zum Beispiel.

Vergleichsweise harmlos zu Teenager-Problemen.


Ich wollte nicht an mein Handy gehen. Keine Ahnung wieso, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Trotzdem griff ich danach und überflog meine Benachrichtigungen. Das Display war viel zu hell und ich brauchte ein wenig, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen.

13 Nachrichten aus 3 Chats. Ich schluckte.

Mit zitterndem Daumen drückte ich auf WhatsApp und sah, dass Melissa mir ein paar Nachrichten geschrieben hatte, ebenso Jana.

Doch worauf meine Augen fixiert waren, war der eine Chat.

Sebastian.

Er hatte mir drei Nachrichten geschrieben. Ich traute mich nicht, diese anzutippen. Mein Daumen schwebte gefühlte Stunden über dem Display, doch ich konnte mich nicht dazu bringen, auf die Nachrichten zu tippen.

Ich gab auf, da ich mich innerlich zerstörte und Krieg in mir herrschte. Ohne auch nur die App zu schließen drückte ich für mehrere Sekunden auf den An- und Ausschalt-Knopf und das Display wurde schwarz.

Kraftlos ließ ich meine Hände wieder auf die Matratze sinken. Ich starrte weiterhin das dunkle Display an und warf das Handy dann auf den Boden.

Ich fing wieder an zu weinen.

Sollte ich nicht langsam ausgeweint sein?

**

Ich hörte, wie jemand leise an meine Tür klopfte und sie später öffnete, da ich nicht antwortete. Meine Augen waren geschlossen und mein Kopf unter der Bettdecke. Dann spürte ich, wie die Matratze einsank und dieser jemand langsam über meinen Rücken strich.

Ich wusste schon so, wer neben mir saß, ohne überhaupt hinzusehen. Doch ich wollte diese Person nicht sehen.

„Geh weg, Mom", sagte ich heiser unter der Decke und drehte mich auf die andere Seite, mit dem Rücken zu ihr.

Sie antwortete nichts und strich einfach weiter über meinen Rücken. Ich lugte unter der Decke hervor und sah sie an.

„Schätzchen, sieh mal. Es tut mir Leid, okay?"

„Nichts tut dir Leid!", knurrte ich und sah weg.

„Ich weiß, ich habe mich irre aufgeführt. Du hast jedes Recht, sauer auf mich zu sein. Aber Schätzchen, du musst versuchen, mich zu verstehen ... Manchmal wird selbst mir alles zu viel."

Ich sah sie wieder an und wartete darauf, dass sie weiter redete.

„Die Sache mit meinem Chef war echt wichtig. Es ist alles wie vorher und der Chef fand das Abendessen sehr angenehm, weshalb ich dich gar nicht beschuldigen kann, um das mal zu erwähnen. Ich weiß auch nicht, ich bin im Moment einfach nicht gut gelaunt."

„Wem sagst du das ..." Ich spielte mit meinem Armband und setzte mich auf. Meine Mutter breitete ihre Arme aus und ich umarmte sie.

„Lass uns die vergangenen Tage einfach vergessen, okay?"

„Ich wünschte, ich könnte es." Ich seufzte und mir stiegen wieder Tränen in die Augen.

„Willst du drüber reden?"

„Ich weiß nicht, ob ich das kann", antwortete ich wahrheitsgemäß und senkte meinen Kopf, „aber ich kann's versuchen."

**

„Dann ... war er da und hat mir in die Augen gesehen, bevor ich 'rausgelaufen bin. Keine Ahnung was in ihm vorgegangen ist, ich konnte es nicht deuten. Aber er hat mich angestarrt, fast eine Ewigkeit lang." Ich atmete tief durch und wischte die – glücklicherweise wenigen – Tränen aus meinem Gesicht.

„Ach, Schätzchen", sie zog mich wieder in eine Umarmung, „Der Junge weiß doch gar nicht was in ihm vorgeht."

Ich musterte sie. Nicht sie auch noch.

„Sebastian kann sich seine Gefühle für dich nicht eingestehen. Er versucht sie zu verdrängen, obwohl dies von Anfang an nicht geklappt hat – zumBeispiel in der Umkleide."

Ich hatte ihr nur erzählt, dass er mich fast geküsst hatte und trotzdem machte sie so ein großes Thema daraus.

„Glaub ich nicht. Er hat eine Freundin. Wenn er mich mögen würde, hätte er doch keine Freundin."

„Und wieso benimmt er sich dann so, deiner Meinung nach?"

„Er braucht einen Kick. Ich sollte nur ein kleiner Spaß werden", antwortete ich das, was mir zuerst in den Sinn kam.

„So denkst du von ihm?", fragte sie und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Ich ... wusste es nicht.

Dachte ich so?

Nein, tust du nicht. Du weißt, dass er so nicht ist.

Hm.

„Warst du heute in der Schule?", lenkte sie nach einer langen Zeit vom Thema ab. Ich wich ihrem Blick aus, schüttelte dann meinen Kopf.

„Morgen gehst du aber", mahnte sie mich noch und verschwand aus meinem Zimmer.

Meine Mutter war zurück.

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Part 1! Meinungen? :)

Vielen Danköö ~

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