Dienstag, 6. Dezember
Etwas weniger mühsam als die letzten Tage erhob ich mich aus dem Bett. Zum ersten Mal seit langem sah ich dem Tag positiv entgegen.
Heute hatte ich Training.
Mit Sebastian.
Allein schon wenn ich an ihn dachte, wurde ich ganz aufgeregt. Ich freute mich ungemein, das musste ich schamlos zugeben. Er hatte dem Tanzen einfach eine ganz neue Bedeutung gegeben.
Schwungvoll machte ich mich fertig und mir fiel nur nebenbei auf, dass ich alleine war. Das erste, was ich tat, war laut Musik anzumachen. Ich machte mich trödelnd aber glücklich fertig und tanzte dabei. Die Zeit verging wie im Flug und bevor ich es merkte, saß ich schon in der Schule.
Selbst die Stunden vergingen schneller als sonst. Sie zogen sich zwar, aber sie waren erträglicher. Ich merkte einfach in jedem Augenblick, dass ich gute Laune hatte.
Und nicht nur ich bemerkte dies.
Melissa und Jana war aufgefallen, wie ich den Tag über gestrahlt hatte. Nachdem ich sie auf den neusten Stand gebracht hatte, freuten auch sie sich sehr für mich und ich wusste, dass sie es ernst meinten. Sie waren einfach die besten Freundinnen, die man sich wünschen kann.
**
„Rücken gerade!"
„Hände höher!"
„Austanzen!"
Dies waren einige der Rufe, die ich immer wieder beim heutigen Tanztraining zu hören bekam. Doch sie waren meistens an Sebastian gerichtet, nicht an mich, weshalb ich jedes Mal innerlich kicherte.
Einmal rutschte es mir heraus und Sebastian funkelte mich böse an. Was mich nur noch mehr zum Lachen brachte.
„Leonie!" Ich riss mich von seinen blau-grünen, Smaragd-ähnlichen Augen los und sah meinen Trainer an.
„Konzentriere dich und reiß dich zusammen", grummelte er, sichtlich genervt. Ich nickte nur und schluckte schwer. Nun war es Sebastian, der amüsiert schaute.
Robert hatte es heute besonders schwer mit uns, weiß Gott wieso. Irgendetwas lag vermutlich in der Luft, denn Sebastian und ich konnten uns einfach nicht vernünftig benehmen. Die gesamte Zeit über machten wir Späße und lachten uns die Birne weg. Wir entschuldigten uns vielmals, da es doch etwas peinlich war, und Robert versicherte uns hinterher, dass jeder mal Fehler macht – und wir „seien ja noch jung und wollten nur unseren Spaß haben". Es war also „nicht der Rede wert", solange wir nächstes Mal etwas ernster bei der Sache wären.
„Versprochen", sagten wir wie aus einem Mund und schauten Robert ehrlich an. Er lächelte nur und verabschiedete sich von uns, bestimmt um einiges erleichtert, da es nun vorbei war.
„Na, hat da jemand Ärger bekommen?", zog Sebastian mich nach dem Training in der Umkleide, in welcher ich meine Sachen abgelegt hatte, auf. Er hatte die gesamte Zeit über dieses Grinsen auf seinem wundervollen, makellosen Gesicht behalten, und ich einfach nur gegrinst. Ich liebte diese Stimmung zwischen uns und würde sie gegen nichts und niemanden wieder eintauschen.
Außer ..., gab meine innere Stimme von sich und verwirrte mich.
Außer was?
Ach, Nichts.
„Sieht so aus, als hättest du noch nie wirklichen Ärger bekommen." Sebastians melodische Stimme brachte mich wieder in die Realität und beendete somit meinen inneren Konflikt.
„Stimmt gar nicht", murmelte ich, obwohl er Recht hatte. Wieso leugnete ich, dass ich eine Musterschülerin war?
Weil du nicht wie eine Streberin 'rüber kommen willst, meldete sich wieder eine Stimme, die ich einfach ausblendete.
DU LIEST GERADE
24 Tanzschritte | Adventskalender 2016
Teen FictionLeonies größte Leidenschaft ist das Tanzen. Es ist das einzige, was ihr Halt gibt, in ihrem chaotischen Leben. Sie soll auf der großen, alljährlichen Weihnachtsfeier ihres Tanzsportvereins im Mittelpunkt stehen und eine aufwendige Choreografie ei...