25 - Ist das ein Abschied?

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Freitag, 23. Dezember

Tief durchatmen. Tief durchatmen.

Das letzte richtige Training vor der Weihnachtsshow.

Die Generalprobe. Heute musste alles sitzen. Die Schritte hatte jeder gelernt, die Aufstellungen wurden festgelegt. Alles war im Kasten.

Nun lag es nur noch an uns, keine Fehler zu machen.

Ich betrat den Saal. Ich war so weit.

Meine Gefühle waren abgeschaltet. Se – Er könnte mir nichts antun. Ich war geschützt.

Ich zwang mich zu einem Lächeln und sah durch den Raum. Sebastian kam auf mich zugerannt.

„Leonie, bitte", seine Stimme war flehend, „Ich muss mit dir reden." Während er diese Worte aussprach, legte ich meine Sachen ab und ging in die Mitte des Saals.

Ich weiß, wie kindisch es war – aber ich ignorierte ihn einfach.

„Ich meine es ernst!" Er zog mich am Arm zurück und starrte mich intensiv an.

Ich sah wieder das Meer in seinen Augen. Nun war es stürmisch, ganz aufgewühlt.

„Was gibt es zu bereden? Es ist alles gesagt", flüsterte ich, befreite mich aus seinem Griff und lief zu den anderen. Er lief wieder zu mir.

„Sehr gut, lasst uns sofort anfangen", rief Robert und schaltete die uns nun allzu bekannte Musik ein. Ich warf ihm ein Lächeln zu. Er hatte ja keine Ahnung, wie dankbar ich ihm dafür war.

Nun blieb mir allerdings nichts anderes übrig, als mich zu Sebastian zu drehen und mit ihm zu tanzen.

Die Musik lief einige Sekunden, während wir, die ganzen Tänzer, mit gesenktem Kopf da standen. Dann erhoben wir alle gleichzeitig unsere Köpfe, alle Paartänzer gingen aufeinander zu und begannen mit dem ersten Tanz.

Mein Herz blieb im ersten Moment stehen, als sich unsere Hände berührten. Dann schlug es doppelt so schnell weiter.

Ignoriere es einfach, sagte ich mir selber.

Er wirbelte mich umher und nach dem ersten Tanz folgte die erste Pose. Unsere Köpfe waren so nah aneinander, ich ertrug es nicht.

Mir stiegen Tränen in die Augen. So viel zum Thema abgeschaltete Gefühle.

Es warzu viel. Die Emotionen erdrückten mich.

**

„Rede mit mir!", flehte er mich erneut in einer kurzen Pause an.

„Nein, Sebastian." Ich wusste selbst nicht, wieso ich mir erlaubte, seinen Namen laut auszusprechen.

Es tat weh. Verdammt weh.

Für einen Moment war er still. Ich entschied mich, auf die Toilette zu flüchten. Dort könnte er mich nicht bitten, ihn anzuhören.

Oder so dachte ich jedenfalls.

Mit schnellen Schritten ging ich in den Flur und nach links, zu den Toiletten. Ich wollte gerade nach der Türklinke greifen, als mich jemand nach hinten zog. Mit seiner übermenschlichen Kraft hatte Sebastian mich geradewegs in die Behindertentoilette gezogen.

„Bist du jetzt völlig bescheuert?! Was soll das?!" Ich begann mich aufzuregen, als er flink die Tür abschloss und sich vor diese stellte.

Na toll. Nun waren wir ganz alleine in einem Raum eingeschlossen.

Es gab keine Möglichkeit mehr, ihm aus dem Weg zu gehen.

Ich seufzte.

„Wieso tust du das, Sebastian?", fragte ich jetzt, mit sehr leiser Stimme, „Wieso tust du mir das an?" Tränen stiegen wieder in meine Augen.

24 Tanzschritte | Adventskalender 2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt