Kapitel 1 : Die Damenschule

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Lucy's POV

Feuer. Überall Feuer. Schreie. Ich renne und renne, doch überall ist nur Feuer. Menschen rennen umher, Panik in ihren Gesichtern. Noch mehr Schreie. Meine Eltern, wo sind sie? Feuer. Ich renne, doch kann sie nicht finden. Das Haus droht einzustürzen, doch ich muss sie finden. Dort! Meine Mutter. Umgeben von Flammen. Ich renne, Flammen und Hitze umgeben mich. Fast da. Ein Balken droht einzustürzen. Meine Mutter sieht mich. Sie weint. "Lucy!" Sie rennt. Ein Stoß. Glasscheiben fliegen um mich herum. Ich falle. Meine Mutter wird von einem Balken zerquetscht. Ich falle. "Mama!" Ein Aufprall. Das Haus stürzt in sich zusammen. Es regnet. "NEEEEEIIIIIINNNN!!!"

Ich wache auf. Schweißperlen laufen mir von der Stirn und das Atmen fällt mir schwer. Die Sonne beginnt gerade erst aufzugehen. Ich lege eine Hand auf meine Brust und spüre meinen schnellen Herzschlag. "Schon wieder dieser Traum, wie jede Nacht..." murmle ich zu mir selbst. Ich steige aus meinem seidigen Bett und laufe zu einem kleinen Tisch, auf dem ein Wasserglas und eine Wasserkanne steht. Ich nehme ein großen Schluck, schüttete mir erneut etwas ein und trank dies ebenfalls in einem Zug.

Tief holte ich Luft, um mich zu beruhigen und ging schließlich in Richtung des kleinen Balkons, der zu meinem Zimmer gehörte. Auf dem Weg dorthin erhaschte ich einen Blick von mir im Spiegel. Es waren mittlerweile 10 Jahre seit jener Nacht vergangen und ich hatte mich äußerlich stark verändert. Meine Blonden Haare, welche noch vom Schweiß durchnässt waren, gingen mir bis zur Hüfte. Meine Gesichtszüge waren weicher und femininer geworden. An sich war mein Körper nun viel femininer. Das seidene Nachtgewand schmiegte sich perfekt um meine üppiger Brust und meiner dünnen Taille. Auch mein Hintern wurde perfekt durch das Gewand betont. Ich hasste es.

Wegen meines Aussehens wurde ich schon von vielen Männern komplimentiert. Doch anstatt, dass es mich schmeichelte, hasste ich es. Ich hasste es, nur für das Aussehen, anstatt der inneren Werte gesehen zu werden. Ich hasste einfach alles was mich umgab. Seid ich damals von Porlyusica auf die "Fairys" Damenschule gebracht wurde, durfte ich nichts mehr alleine tun und wurde fortan wie einer Prinzessin behandelt. Ich bekam das beste Zimmer, die besten Kleider, das beste Essen und natürlich die beste Ausbildung. Ich wurde zwar gut behandelt und mir fehlte nie an etwas, doch der größte Nachteil der Sache war, ich durfte nie die Damenschule verlassen. Niemals. Und wenn, nur in Begleitung von Porlyusica und Wächtern.

Mittlerweile stand ich auf dem Balkon und sah der Sonne beim Aufgehen zu. Egal wie sehr ich mich wehren würde, ich würde nie frei sein, da wie Porlyusica es immer sagt : "Die Täter von jener Nacht, könnten immer noch hinter dir her sein. Es ist zu Gefährlich für dich, ganz allein hinaus zu gehen." Gott, wie ich diesen Satz hasste. Ich hasste es einfach. Ich beineidete alle meine Freundinnen, die schon ihren Abschluss gemacht hatten und die Schule verlassen durften. Ich beneide auch meine jetzigen Freundinnen, die in 5 Jahren ihren Abschluss machen. Sie sind danach Frei, während ich auf ewig in diesem Gefängnis bleiben werde. Obwohl, wenn ich einen Mann finden würde, dürfte ich diese Schule endgültig verlassen.... Ich schüttelte meinen Kopf. Selbst dann, würde ich nur in ein anderes Gefängnis gesteckt werden, andernfalls würde Porlyusica niemals einer Ehe zustimmen...

Die Sonne war komplett aufgegangen und strahlte mir nun ins Gesicht. Ich schloss die Augen und stellte mir eine Welt vor, in der ich Frei sein und Dinge tun konnte, die andere Mädchen in meinem Alter taten. Plötzlich wurden meine Gedanken durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Ich sah durch die Balkontür, wie sich die Zimmertür öffnete und meine Dienstmagd ihren Kopf durch die Tür steckte. Ihr Name war Virgo.

Virgo sah zum Bett und bemerkte, dass ich nicht darin lag, sie blickte durch das Zimmer und bemerkte, dass ich auf dem Balkon stand. "Fräulein Lucy, sie sind bereits erwacht? Haben sie nicht gut geschlafen?" Ich trat nun wieder ins Zimmer und schloss die Balkontür. "Ich hatte schon wieder diesen Traum von jener Nacht, aber mache dir keine Sorgen, mir geht es gut." Antwortete ich, während ich mir einzelne Strähnen aus dem Gesicht wischte. "Ich habe verstanden, soll ich ihnen ein Bad einlassen?" fragte Virgo nach einer kurzen Pause. "Ja bitte, Virgo." Sie verbeugte sich kurz und wollte gerade die Tür hinter sich schließen, als sie erneut ihren Kopf ins Zimmer steckte.

NaLu ~ Bittersweet PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt