Kapitel 17: Unsicherheit

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Lucy's POV

"Lucy?" fragte ich entgeistert und geschockt nach. Wie konnte das sein? Wie...? "Ja, soweit ich mich erinnere, müsste es Lucy gewesen sein..." antwortete der Prinz nachdenklich. Warum..warum konnte ich mich an nichts erinnern?

So geschockt und verzweifelt wie ich war, sagte ich nichts mehr. Ich konnte nicht. Ein Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet. Konnte es denn wahr sein? Kannte ich Sir Natsu von früher? Anscheinend bemerkte der Prinz, dass ich nichts mehr sagen würde, denn er stand auf und riet mir, mich auszuruhen. Er entschuldigte sich für die Störung und ging.

Sobald die Tür sich hinter ihm schloss, brach ich in Tränen aus. Aus Verzweiflung, weil ich mich nicht erinnern konnte? Aus Panik, entdeckt zu werden? Oder einfach aus Mitleid mit Natsu? Ich wusste es nicht, aber ich weinte. Ich weinte einfach und die Tränen hörten nicht auf, über mein Gesicht zu fließen.

Umso mehr ich nach Verknüpfungen suchte, umso mehr Tränen flossen über meine Wangen. War es wahr? Kannte ich ihn von früher? War er die Stimme, der Junge, die immer wieder in meinen Träumen erschienen?

Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich konnte an nichts anderes denken. An gar nichts. Alles kam immer zurück zu diesem Thema. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen, sollte ich ihm alles gestehen oder so weiter machen, als wäre nichts? Ich kann mich schließlich an nichts erinnern. Das einzige was in meinem Kopf war, war dieser Junge, der mir früher nahe stand, sehr nahe, aber den ich seit jener Nacht nicht mehr gesehen habe. Ich kann mich noch nicht mal wirklich an sein Gesicht erinnern. Aber wenn es wahr war, war es wirklich Sir Natsu?

Ich musste ihn sehen, ich musste wissen ob es wahr war. Das stand fest. 

Aber was sollte ich tun? Sobald ich ihm alles erzählte, was mir von jener Nacht und als große Unklarheit in Erinnerung geblieben ist, könnte ich hier nicht bleiben. Ich müsste gehen. Wenn nicht sogar noch Porlyusica davon erfahren würde. Ich wollte mich zwar nicht mehr am Prinzen rächen, aber dennoch konnte ich etwas verändern. Ich konnte ihm zeigen, wie falsch diese Schule und ihr System war. Aber dafür bräuchte ich Zeit, welche ich nicht haben würde, wenn Natsu alles erfährt.

So beschloss ich also mir Zeit zu lassen, um alles zu sortieren und sobald ein passender Moment kommen würde, würde ich ihm von allem erzählen.

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So verging Zeit, Zeit in der ich wieder Gesund wurde und wieder anfing zu arbeiten. Ich beteiligte mich am meisten in der Küche, da ich dort mein Knie nicht zu sehr belasten musste und ich dort auch am meisten machen konnte. Selbst Kinana war beeindruckt von meinen Kochkünsten. 

Sir Natsu ging mir derweil aus dem Weg, er mied jeden Kontakt zu mir, da er noch sehr mitgenommen von jener Sache war. Anscheinend wurden dadurch jene schmerzlichen Erinnerungen aufgewirbelt, die er eigentlich vergessen wollte. Es schmerzte mir, ihn so zu sehen. Ich wollte zu gerne auf ihn zu gehen und ihm die Wahrheit sagen, aber dennoch fürchtete ich das, was daraus entstehen würde. Schließlich müsste ich ihm beichten, dass ich mich fast gar nicht an ihn erinnern konnte. Nur an Unklare Stückchen. Und ich war mir nicht wirklich sicher, ob ihm das nicht noch mehr zu setzten würde.

Während also die Zeit verging, suchte ich immer mehr die Nähe zum Prinzen, um ihn Aufmerksam auf die Falschheit des Systems zu machen, jedoch mit wenig Erfolg. Es kam einfach nie die Gelegenheit ihm Beispielhaft zu zeigen, dass Schülerinnen nicht nach ihrem Können eingestuft werden, sondern nach ihrem Stand und demnach auch unterdrückt werden.

Ein weiteres Problem war, dass ich mich von den Schülerinnen gänzlich fernhalten musste, da diese mich kannten und ich auffliegen würde, wenn mich jemand erkannte. Also musste ich im Schatten arbeiten, was nicht einfach war und so kam es das zwei Wochen ohne Fortschritt vergangen waren.

Frustriert, dass mir nur noch zwei Wochen bis zum Sternenball blieben, beschloss ich einen Spaziergang zu machen, um meinen Kopf frei zu machen. Ich lief also ohne Ziel durch den Garten. Ich musste mir auch keine Sorgen machen, dass Schülerinnen mich entdecken könnten, da zurzeit alle Unterricht haben sollten. Meine Füße trugen mich also planlos durch den Garten und während ich lief, wanderten meine Gedanken natürlich zu Natsu.

Wenn er wirklich der Junge aus meinen Träumen bzw. unklaren Gedanken war, dann war er meine einzige Verbindung zu dem, wo in meinem Kopf nur eine einzige Unklarheit herrscht. Doch würde er mir glauben? 

Plötzlich fiel mir auf, dass ich vor dem Eingang zum Rosengarten stand. Die Wachend musterten mich fragend. "Wollen sie eintreten?" fragte mich einer der Beiden. Ich schaute ihn perplex an. "Darf ich denn?" Ich war schließlich eine Bedienstete und diese durfte nur unter bestimmten Ausnahmen den Rosengarten betreten. Die Wache nickte. "Der königlich Butler, mit dem sie letztens hier war, lies uns von Prinzen ausrichten, dass ihnen der Zutritt jeder Zeit gestatten sein sollte." "Tatsächlich..?" fragte ich überrascht. Aber warum?

Die Wache nickte erneut. "Nadann..." So betrat ich also den Ort, der mir am liebsten war und mich immer beruhigte, wenn ich durch ihn lief. 

Es fing langsam an zu dämmern und mir fiel auf, wie lange ich schon weg war. Kinana sucht bestimmt nach mir. Gerade als ich umdrehen wollte, sah ich plötzlich die Person wenige Meter vor mir stehen, die meine Gedanken zur Zeit einnahm. Natsu.


NaLu ~ Bittersweet PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt