Kapitel 13: Massachusetts

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» Guten Morgen mein Engel «, weckte mich seine Stimme. Es war zwölf Uhr, wie ich mit einem Blick auf den Wecker festgestellt hatte. Wow, ich hatte wieder durchgeschlafen. Das letzte Mal hatte es daran gelegen, dass ich einfach zu erschöpft war, aber dieses Mal? Ich drehte mich zu ihm und sah ihn an. Hatte er das wirklich gesagt? Es war ein wirklich schönes Gefühl. » Du bist der Engel. Du bist der fleischgewordene Engel. Nicht ich. « Ich lächelte ihn scheu an. Und dieses Lächeln war echt. » So sieht also dein wahres Lächeln aus. Es ist sehr schön. Ich wünschte, ich würde es öfter sehen «, meinte er. Er war die einzige Person, bei der mein Lächeln echt war. Denn er wusste, wer ich wirklich war und nahm mich so wie ich bin. Ich wusste, ich musste Ally von meiner Vergangenheit erzählen. Ich durfte auch sie nicht im dunklen Tappen lassen. Wenn sie dann gehen wollte, würde ich sie gehen lassen. » Na komm Schlafmütze, lass uns etwas frühstücken. « » Okay, ich muss nur mal eben ins Badezimmer. « Er nickte und ließ mich gehen. Ich nahm mir frische Unterwäsche, sowie eine Jeans und einen Pullover mit. Im Bad wusch ich zuerst mein Gesicht und schmierte mir etwas Tagescreme übers Gesicht. Meine Augenringe waren schon etwas weniger dunkel. Ich zog mich um und flocht meine Haare zu einem Zopf. So ging ich in mein Zimmer zurück und mit Vincent dann in die Küche. » Kate «, rief Ally und bei ihrer Stimme stolperte ich. Vincent hielt mich fest, sodass ich nicht auf meinem Hintern landen konnte. Ich sah ihn dankend an und Ally kam in mein Blickfeld. » All, was machst du hier? « » Ja, ähm.. also ich war gestern wohl ziemlich betrunken und da hat Mrs Morgan angeboten, hier zu schlafen «, sagte sie, » ich hoffe, das war für Sie in Ordnung Mrs Jane «, wandte sie sich dann an Vincent. » Natürlich «, sagte dieser schlicht. Er hielt mich immer noch am Arm fest, obwohl ich wieder fest stand. Er schien aber keine Anstalten zu machen, mich loszulassen. Stattdessen nahm er nun meine Hand und ging mit mir zum großen Tisch. » Ally, setzt dich doch bitte «, sagte er zu Ally. » Oh, vielen Dank, aber ich... « » All, setzt dich und iss mit uns «, unterbrach ich sie. Und sie tat es auch. » Okay, Danke. « Mrs Morgan deckte vor uns den Tisch und sie hatte wie schon öfters Pfannenkuchen, Rührei mit Speck, sowie Brötchen, Brezen und Butter hingestellt. » Wow, das schmeckt alles wirklich gut «, meinte Ally. Ich hatte mir einen Pfannenkuchen genommen, genau wie sie und er schmeckte wie immer köstlich. Doch nach ein paar Bissen hörte ich auf. Ich sah sie an. » Ja, das ist es. Ähm... All, ich... also ich muss mit dir über etwas reden. Also irgendwann und ich... also... Ja, also ich muss einfach mit dir über etwas reden. Es muss aber nicht sofort sein. Ich wollte es dir nur schon einmal gesagt haben. Und also das, was ich dir erzählen muss, dauert etwas länger, also... « » Kate, was ist denn los? Du bist auf einmal ganz blass «, meinte sie. » Nein, ich... tut mir leid, ich bin gleich wieder da. « Ich stand vom Tisch auf und ging schnell in mein Badezimmer. Dort stützte ich mich am Waschbecken ab. Ich konnte es einfach nicht. Ally war mir einfach zu wichtig. Ich konnte es ihr einfach nicht erzählen. Es hatte mich schon große Überwindung gekostet, es Vincent zu erzählen. » Du willst es ihr sagen, aber du hast Angst, dass sie anders denken würde als ich, habe ich Recht? « » Weißt du, bei dir war es etwas anderes. Ich habe mir bei dir nie wirklich Hoffnungen gemacht und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass du lange Gefallen an mir finden wirst, aber... « » Katherine... «, unterbrach er mich, doch ich tat dasselbe. » Nein, lass mich ausreden «, meinte ich, » Aus diesem Grund, weil ich mir nie Hoffnungen gemacht hatte, war es einfacher. Okay, nein, nicht wirklich sehr viel einfacher, aber... weißt du, ich könnte es einfach nicht ertragen. Sie ist mir zu wichtig. Seit dem Unfall, an dem Christopher... und meine Eltern... ich hatte nicht gedacht, dass mir jemals wieder jemand so wichtig sein kann, wie sie... oder du. « Letzteres sagte ich etwas leiser. Ich wusste nicht, wie er darauf reagieren würde, wenn ich ihm sagte, dass er mir wichtig war. » Aber ich kann es einfach nicht riskieren, sie zu verlieren. Andererseits, wie kann es eine echte Freundschaft sein, wenn ich sie belüge? Ich weiß einfach nicht... «» Katherine, Stopp. Du hast nichts getan. Es war ein Unfall und auch Ally wird dies sagen. Du kannst einfach das Schicksal nicht steuern. Das kann niemand. Ich will damit nicht sagen, dass es Schicksal war, dass du sie verloren hast, aber es ist passiert und Ally wird dich nicht verurteilen. « » Wie kannst du dir da so sicher sein? «, fragte ich ihn. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich mich umgedreht hatte und ihm direkt ins Gesicht sah. » Weil ich es auch nicht tue «, sagte er schlicht. » Katherine, ich weiß nicht, wie ich es dir begreiflich machen soll, aber es war ein Unfall. Du hättest ihn wahrscheinlich auch nicht verhindern können, wenn ihr nicht gestritten hättet. «» Das nicht, nein, aber ich hätte ihn verhindern können, wenn ich nicht so egoistisch gewesen wäre und nicht auf die Party gegangen wäre. « Er sah mich an. Er schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Aber es wäre egal. Egal, was er mir sagte, ich war an diesem verdammten Unfall schuld. » Wir sollten wieder nach unten gehen. Ally wartet «, sagte ich dann und ohne abzuwarten, was er sagte, ging ich nach unten. Er folgte mir nicht. Es war egal. Er würde es sowieso nicht lange genug mit mir aushalten. In der Küche setzte ich mich. » Kate, was ist los? «, fragte mich Ally gleich. » All, mache dir keine Sorgen, es ist alles in Ordnung «, meinte ich nur. Sie ließ es erst einmal dabei belassen, doch ich wusste, sie würde mich wieder danach fragen. Doch fürs erste war ich froh, dass sie nicht mehr weiter nachbohrte. Mrs Morgan schenkte Ally einen Kaffee ein. » Vielen Dank Mrs Morgan «, bedankte sie sich sofort, worauf sie ein Lächeln von Mrs Morgan erhielt. » Kate, das ist hier ja wie im Film. Egal was man hier will, man bekommt es. « » Ja, das stimmt. « Als ich das sagte, versuchte ich ein Lächeln zustande zu bringen, doch ich war in Gedanken bei Vincent. » Ladies, wäre es in Ordnung, wenn ich meine Freundin jetzt entführe? «, hörte ich seine Stimme fragen. Ich hatte nicht gehört, wie er herein gekommen war. Ally schreckte auf und sah mich fragend an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Daraufhin sah sie zu Vincent und sagte: » N...nein, natürlich nicht. Ich bin sowieso schon fast weg. « » Nein, bleib solange du es möchtest «, meinte er freundlich. Ich drehte mich zu ihm um und sah in seine Augen. Ich hatte gedacht, dass er sich um entschieden hatte. Das er doch nicht mit mir zusammen sein wollte. » Katherine? « » Ähm... ja, ich komme «, sagte ich. An Ally gewandt fügte ich hinzu: » All, wir sehen uns dann Montag oder? « » Worauf du dich verlassen kannst «, meinte sie und ich wusste, ich würde mich dann einer Befragung unterziehen müssen. Im Eingangsbereich blieb ich stehen. » Du... Ich dachte... «, ich wusste nicht genau, was ich sagen wollte. Vincent drehte sich zu mir um und fragte: » Was dachtest du? « » Ähm... naja, dass... dass du es dir anders überlegt hast. « Wenn ich mit ihm redete, fielen mir oft nicht die richtigen Worte ein. » Katherine, ich überlege es mir nicht anders. Also komm. « » Wo geht es hin? «, fragte ich ihn. » Wirst du noch sehen. « » Ich brauche noch meine Jacke «, meinte ich. Er nickte und ich lief nach oben, um mir meine schwarze Kapuzenjacke zu holen. Es war die wärmste, die ich hatte.

The memories I lost in the fireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt