Kapitel 30

5.7K 200 6
                                    

Am Abend machte ich mich auf den Weg zu Ally. Ich hatte das Kleid an, welches ich auf den Maledieven auch dabei gehabt, aber nie angezogen hatte. Es war ein rotes Kleid und am Dekolleté mit Perlen besetzt. Darüber zog ich mir eine Dickere Jacke an, da es hier im Gegensatz zu den Maledieven doch recht kalt war. Dazu hatte ich noch schwarze High Heels an und hatte mich leicht Geschminkt. Meine Lippen waren ebenfalls rot, genau wie das Kleid. Ally wartete schon auf mich und sah wie immer unglaublich aus. Nicht, dass sie jemals schlecht aussehen könnte. » Können wir? «, fragte ich Ally, woraufhin sie nickte. Also machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Da ein paar Freunde von Ally in Fanilos Club waren, hatten wir beschlossen, dorthin zu gehen. Zuerst hatte ich diesen Vorschlag von Ally abgelehnt, denn wenn Fanilo an diesem Abend auch da sein würde, wüsste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Dann hatte ich mich aber doch dafür entschieden, da ich nicht allem, was mit Vincent zu tun hatte, aus dem Weg gehen konnte. Auch wusste ich, dass ich Vincent selbst nicht für immer aus dem Weg gehen konnte, doch solange es gut ging, war ich froh darüber. Wie immer, wenn man hier an einem Samstagabend herkam, war vor dem Eingangsbereich eine lange Schlange. Da der Türsteher uns aber kannte, ließ er uns wie immer sofort hinein. Wir fanden im oberen Stock sofort eine Gruppe, zu der wir uns setzten. Dylan war zu meinem Glück auch da. Es war immer schön, wenn auch jemand – abgesehen von Ally – hier war, den ich kannte und mit dem ich auch über alles und nichts sprechen konnte. » Hey Kate, lange nicht gesehen, wie geht’s dir? «  » Hey. Ja ich weiß, war im Urlaub und mir geht’s gut. Wie geht es dir? «  » Auch ganz gut. Du warst im Urlaub? Alleine? «  » Nein, Ally war dabei. «  » Achso. Wo wart ihr beide denn? « Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm sagen sollte, ob wir auf den Maledieven waren. Er würde nur unnötige Fragen stellen, wie woher hast du denn das Geld. Obwohl, eigentlich wusste er ja, dass ich mit Vincent zusammen… war. Ich hatte ihm das zwar nie gesagt, aber er wusste es bestimmt aus den ganzen Zeitungen und Zeitschriften, die über uns berichtet hatten. Gerade als ich antworten wollte, kam mir eine Bedienung dazwischen und so konnte ich mir die Antwort sparen. Alle, die neu dazugekommen waren, bestellten sich ihren ersten Drink, während diejenigen, die schon da waren zu ihrem zweiten Drink ankamen. Der Abend verlief fürs erste ganz gut nur hatte ich nicht mit dem gerechnet, was dann passierte.

Eine langbeinige, Blondine stöckelte auf meterhohen High Heels die Treppe herauf. Sie sah einfach atemberaubend schön aus. Sie trug ein Kleid, das perfekt zu ihrer Figur passte. Nichts gegen Ally, aber diese Frau war einfach perfekt. Ich möchte wetten, dass wenn ich jetzt jedes männliche Geschlecht ansehen würde, sie alle hatten ihre Münder weit aufgeklappt. Meine Aufmerksamkeit lag aber nur eine einzige Sekunde auf dieser Frau. Jetzt lag sie auf dem Mann, der hinter ihr ebenfalls die Treppe heraufkam. Schnell kam ich aus meiner Starre zurück und ließ mich auf den Boden fallen. Ja, alle hielten mich wohl für verrückt, aber wahrscheinlich starrten sie sowieso noch immer auf die Blondine. Der kleine Tisch jedoch bot mir Schutz und das letzte was ich jetzt wollte, war hier zu sein. Ich wollte nur noch hier weg, denn gerade brach mein Herz in noch mehr Teile, falls das überhaupt möglich war. » Kate, was machst du da? «, fragte Ally. » Psst. Sei leise «, forderte ich. » Aber was ist denn… «, noch bevor Ally ihren Satz beendet hatte, hatte sie bemerkt, was los war. » Oh «, sagte sie nur noch. Eine Frauenstimme war über die Musik deutlich zu hören. Ich hätte mich wirklich übergeben können, als ich das hörte. Das veranlasste mich, auf den Knien zu rutschen. Hinter den Couchen krabbelte ich Richtung Treppe. Kurz davor wartete ich einen Moment, sah zu ihm und ich fühlte mich nur noch mieser. Er sah einfach umwerfend wie immer aus. Nur viel mir bei genauerem hinsehen auf, dass sein Gesicht ein wenig fahl wirkte. Er hatte auch ein paar Ringe unter den Augen, genau wie ich, nur lag das wohl an seiner Arbeit. Bevor wir geflogen waren, war Vincent nicht da gewesen. Wahrscheinlich hatte ihn die Arbeit ein wenig gestresst. Trotzdem zeigten seine Gesichtszüge nichts, was erkennen ließ, dass ich jemals für ihn existiert hatte. Tränen stiegen mal wieder in meine Augen, obwohl ich mir geschworen hatte, nicht mehr wegen ihm zu weinen. Nachdem er sich gesetzt hatte, zog ich meine Schuhe aus, da ich mit diesen Dingern nicht schnell genug nach unten kommen würde. Nach einem letzten Blick auf Vincent und die Blondine stand ich auf und lief so schnell es ging die Treppe nach unten. Am Eingang bemerkte ich jedoch, dass ich meine Tasche vergessen hatte. Innerlich schlug ich mir gerade die Hand an den Kopf. Ich musste nochmal zurück, da darin mein Zimmerschlüssel war. Zuerst jedoch ging ich auf die Toilette und wischte mir mit einem Tuch meine Tränen weg. Wenn er mich jetzt doch sehen würde, dann würde ich nicht verheult vor ihn treten. Diese Genugtuung würde ich niemals jemandem geben, wenn man mich so verletzt hatte. Während ich dann wieder die Treppe nach oben ging, kamen mir einige Leute entgegen und manche waren ebenfalls auf den Weg nach oben. Das kam mir sehr gelegen. Fast oben angekommen blieb ich wie angewurzelt stehen. Gleich rechts stand Ally und Vincent neben ihr. Da ich nicht genau verstehen konnte, was sie sagten, drückte ich mich nahe an die Wand. » Wo ist sie? «, hörte ich Vincent fragen. » Gerade gegangen, als du hergekommen bist. «  » Ich habe sie nicht gesehen «, meinte er. » Was erwartest du? Ich an ihrer Stelle wäre auch abgehauen, wenn ich gesehen hätte, mit wem du gekommen bist. Du kannst ihr nicht noch mehr weh tun. Das zerstört sie. «  » Ich weiß «, fuhr Vincent auf, beruhigte sich dann aber wieder. » Hör zu Ally, ich muss mit ihr reden ja. Weißt du wo sie hin ist? « » Nein, sie hat ihre Tasche hier vergessen. Ihr Schlüssel, Handy, alles ist dort drin. Ich mach mir wirklich Sorgen «, meinte Ally. » Das… « Ich hatte genug gehört und es war mir egal, dass meine Tasche noch hier war. Ally würde sie mitnehmen und ich würde einfach vor ihrer Wohnung warten.

Es dauerte nicht einmal lange, bis Ally zurückkam. Ich hatte damit gerechnet, dass sie noch eine Weile bleiben würde, wie sonst immer, doch ich war froh darüber, sie hier zu sehen. » Kate? «  » Hab meine Tasche vergessen und dachte, ich warte hier auf dich «, sagte ich. » Mein Gott, ich hab mir Sorgen gemacht. «  » Ich weiß. «  » Was heißt, du weißt? «  » Das hast du zu Vincent gesagt. « Ich würde jetzt sicher nicht sagen, dass ich davon nichts wusste. Wenn sie mich belügen konnte, dann war es auch nicht so schlimm, dass ich sie belauscht hatte. » Kate ich… «  » Nein, schon gut. Du musst nichts erklären. Eins möchte ich aber wissen. Geht das ganz schon länger? «  » Was meinst du? «  » Triffst du dich schon länger mit ihm? « Während ich das fragte kam mir noch eine Idee. » Hast du mit Vincent telefoniert, als wir auf den Maledieven waren? « Ally war nach diesen Fragen schockiert. Sie hatte natürlich nicht damit gerechnet, dass ich das wusste. » Du darfst das jetzt nicht falsch verstehen. Wir „treffen“ uns nicht. Also nicht in dem Sinn, dass wir… also du weißt schon. Er macht sich auch Sorgen um dich. «  » Ja, er macht sich Sorgen, weil er Schuldgefühle hat. Das brauche ich aber nicht. «  » Nein Kate, hör zu. Wir sind auf die Maledieven geflogen, weil er wollte, dass es dir besser geht. «  » Ach ja? Glaubt er… glaubst du, dass es mir besser geht, nur weil ich den schönsten Strand und Sonne um mich herum habe? «  » Nein, aber… er macht das doch nicht mit Absicht. «  » Was genau macht er nicht mit Absicht? Er macht nicht mit Absicht übers Handy Schluss? Er hat mich nicht mit Absicht einfach fallen lassen, ohne mit mir darüber zu reden? Er hat nicht mit Absicht schon wieder eine neue Freundin? «  » Aber es ist doch nicht so wie du denkst. «  » Oh… doch ich glaube ich denke schon richtig. Kannst du mir jetzt bitte meine Tasche geben, damit ich nach Hause kann? « Ich sah sie abwartend an, doch als sie sich nicht rührte, nahm ich ihr meine Tasche aus der Hand und ging.

Ich lag wie immer die ganze Nacht wach. Diesmal jedoch war es deshalb, weil ich immer an Vincent und die Blondine denken musste. Am Morgen war ich müde, obwohl ich doch noch ein wenig vor mich hin geschlafen hatte. Da ich noch nicht aufstehen wollte, hörte ich ein paar Songs auf Spotify an. Nebenbei duschte ich und zog mich an. Ich hatte vor, im Starbucks nach meinem alten Job zu fragen und mich bei Ally zu entschuldigen. Alles was ich gesagt hatte, hatte ich genauso gemeint nur wollte ich nie gemein zu ihr sein. Sie konnte nichts dafür, auch wenn ich sauer darüber war, dass sie Kontakt zu Vincent hatte. Nachdem ich mich also fertig gemacht hatte, machte ich mich auf den Weg. » Hey Ally «, sagte ich, nachdem ich angekommen war. » Können wir kurz reden? « Ally sah sich kurz um, gab Ruby Bescheid und nickte dann. Ruby hatte ich lange nicht mehr gesehen. Sie arbeitet ebenfalls im Starbucks und übernimmt für Ally, damit sie mit mir sprechen kann. Noch bevor ich etwas sagen konnte, schoss Ally schon los. » Es tut mir leid. Ich weiß, dass es falsch war, aber es ist wirklich nicht so wie du denkst. Ich kann dir das nicht erklären, aber Vincent möchte mit dir sprechen. Ich weiß, dass es für dich schwer ist, aber ich glaube wirklich, dass es gut ist, wenn du mit ihm sprichst. Und ich weiß, eigentlich wolltest du mit mir sprechen, aber ich musste das vorher loswerden. « » Ally, ist schon gut, hol erst mal Luft. « Das tat sie auch. » Also erst mal wollte ich mich bei dir entschuldigen. Ich war gestern gemein zu dir und das wollte ich nicht. Ich finde es zwar trotzdem nicht richtig, das ihr Kontakt hattet und über mich gesprochen habt, aber ich war trotzdem echt gemein. Ich weiß, dass du mit dem Rest, den ich alles gesagt hatte, nichts zu tun hast. Deshalb tut es mir leid. Aber ich möchte nicht mit ihm sprechen. « Ally überlegte einen Moment, bevor sie wieder etwas sagte. » Ich verstehe, dass du das nicht möchtest, aber trotzdem muss ich dir sagen, dass ich es richtig fände. Du weißt so viel nicht, was er dir sagen möchte. Er macht sich wirklich Sorgen um dich. « » Ich kann einfach nicht. « » Okay «, sagte sie. » Aber Kate? «  » Mhm? «  » Ich bin für dich da und wenn du möchtest, kannst du auch gerne bei mir wohnen. Ich meine, ich habe nur eine Couch, aber es wäre schön, wenn du da wärst. «  » Ich weiß nicht All. Ich möchte dir nicht zur Last fallen. «  » Aber das tust du nicht. Ich würde mich darüber freuen. « Einen Moment überlegte ich. Doch eigentlich hatte ich mich schon entschieden. » Okay, aber nur für eine Weile. « Nach diesem Satz strahlte Allys Gesicht. » Aber jetzt muss ich mich noch um einen Job kümmern. «

The memories I lost in the fireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt