Kapitel 28

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Wie ich in Vincents Schlafzimmer gekommen bin, ist mir immer noch ein Rätsel, doch eines, das ich gar nicht lösen möchte. Ich liege in den Kissen, in denen er zuvor geschlafen hatte, atme den Geruch ein. Dies mache ich nun schon seit drei Tagen. Drei Tagen, in denen Vincent nicht hier war, drei Tage, in denen ich hier gelegen hatte, immer wieder seine Worte in meinem Kopf durchlaufend. Warum nur verstand ich das alles nicht. Hatte er nicht gesagt, dass er mich liebt? Dies war der einzige Grund, wieso ich nicht schon längst fort war. Warum ich nicht einfach in eine andere Stadt gefahren, oder einfach in ein anderes Land geflogen und einfach davon gerannt war. Nein, ich musste es einfach hören. Ich musste von ihm hören, dass er mich nicht liebte. » Kate? « Mrs Morgan stand neben mir am Bett. Ich hatte sie gar nicht hereinkommen gehört. Ich sah sie an, ohne zu fragen, was sie wollte. Sie würde es mir sowieso sagen. » Liebes, Mr Jane hat mich angerufen. Er hat nicht viel gesagt, nur… soll ich dir vielleicht einen Tee machen? Oder Ally anrufen? « Wieder antwortete ich nicht. Ich schüttelte nur zur Antwort mit dem Kopf. Am Abend kam sie wieder herein und fragte mich, ob ich nicht etwas essen wolle. Auch am nächsten Morgen und in regelmäßigen Abständen kam sie. Es war lieb gemeint, doch ich wollte einfach nur hier liegen und darauf warten, dass er zurück kam.

» Kate? « Diesmal war es nicht Mrs Morgan, doch gerade half es mir nicht, dass es jemand anderes war. Und dann noch meine beste und einzige Freundin. Ally ist toll, doch gerade wünschte ich mir, sie wäre nicht hier. » Bitte Ally, ich hab dich echt gerne, aber geh wieder. « Ich wusste, sie würde es nicht falsch verstehen. Außerdem würde sie nur merken, wenn ich so tat, als würde ich mich freuen, sie zu sehen. Ich wollte niemanden sehen. Nur Vincent. » Nein, du stehst jetzt auf, duscht und ziehst dich an. Und das ist keine Bitte! « Ich hätte darüber lachen können, doch mir war nicht danach zumute. » Ich werde nichts dergleichen tun. Bitte Ally, geh wieder. «  » Oh nein, das werde ich nicht tun, aber du kannst mir glauben, ich schleife dich unter die Dusche, wenn es sein muss. Also gehst du von alleine, oder soll ich das in die Hand nehmen? « Ich gab ein genervtes Schnauben von mir. Ich wusste, sie meinte es ernst. Ally sah nicht danach aus, als würde sie Späße machen. Ich duschte also und zog mir dann eine einfach Jeans und einen weiten Pulli an, bevor ich zu Ally zurück kam. Ich setzte mich wieder auf das Bett und verstand nicht, was sie wollte. Als ich jedoch einen gepackten Koffer neben dem Bett stehen sah, fragte ich nach. » Wir fliegen auf die Maledieven. Du musst hier raus und… «, fing sie an. » Stopp. Stopp. Stopp. Erst einmal, ich werde jetzt sicher nicht auf die Maledieven fliegen. Wie kommst du auf so eine absurde Idee? Zweitens, du kannst gar nicht wissen… ich meine, woher weißt du…? «  » Vincent hat mich angerufen! « In welchem Film war ich denn jetzt gelandet? Und warum kannte ich das Ende nicht? » Er hat dich angerufen? «  » Ja naja, er hat sich sorgen gemacht, weil du einfach aufgelegt hattest, deshalb hat er mich angerufen und mir die Lage erklärt. «  » Er hat dich angerufen? Er hat dich angerufen, weil er sich Sorgen macht? « Gut, ich war hysterisch. Aber er hatte sie angerufen. Vincent hatte Ally gesagt, dass er sich von mir getrennt hatte. Nicht, dass ich es ihr hätte verheimlichen wollen, aber warum hatte er es ihr gesagt? » Schätzchen wir sollten nun los, unser Flug geht in zwei Stunden! «  » Ally, das meinst du jetzt wirklich nicht ernst. Ich gehe hier nicht weg. Er muss es mir erklären. Er muss mir sagen, dass er mich nicht mehr liebt! « Die letzten Tage wurde mir nun richtig bewusst. Mir wurde bewusst, dass er wirklich gesagt hatte, dass es aus zwischen uns war. Doch noch immer wartete ich darauf, dass er zurückkam und es mir ins Gesicht sagte. Wie jämmerlich war ich nur geworden? Er hatte sich von mir getrennt, wenn er mich wirklich lieben würde, hätte er das niemals getan. Er saß wahrscheinlich gerade seelenruhig in einem Meeting am Ende der Welt. Ally hatte gesagt, dass er sich Sorgen machte. Er tat es nur, weil er wusste, dass er mich verletzt hatte. Nur, weil er ein schlechtes Gewissen hatte. Mein Verstand redete mir all diese Dinge ein, mein Herz wollte nichts davon glauben. » Ich verstehe dich ja «, fing Ally an. » Nein Ally, du verstehst mich nicht. Vincent hat mich verlassen. Er wollte nicht etwa eine Beziehungspause – Nein, er hat mich verlassen. Es ist aus zwischen uns und ich weiß einfach nicht wieso. Also warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe? « Ich war so verzweifelt, dass diese Worte aus meinem Mund sprudelten, ohne dass ich sie wirklich sagen wollte. Als ich dann Allys Blick sah, bekam ich ein schlechtes Gewissen. » Ally… es… es tut mir leid. Ich wollte das alles nicht sagen. « » Nein, schon gut. Du hast recht. Ich weiß nicht, wie das ist, von der Person, die man überalles liebt, verlassen zu werden. Aber ich kann dich nicht hier herum sitzen und dich vor die Hunde gehen lassen. « Die ersten Tränen kullerten mir unaufhaltsam über die Wangen. Alle Gefühle, die sich angestaut hatten, legten sich nun in jede einzelne Träne. Als Ally das bemerkte, kam sie auf mich zu, zog mich zum Bett und umarmte mich. Egal wie sehr ich mich bemühen würde, die Tränen zu unterdrücken, es würde nicht funktionieren. Dass Ally hier war, mich tröstete, schätze ich  sehr.

The memories I lost in the fireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt