7. Kapitel

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Zur gleichen Zeit saß Thorin Eichenschild in seinem Arbeitszimmer und brütete über den alten Berichten aus Moria. Irgendetwas stimmte dort überhaupt nicht. Er hatte schon seit Ewigkeiten keinen Bericht mehr von Balin bekommen. Lange war es ihm überhaupt nicht aufgefallen, doch nachdem er es irgendwann bemerkt hatten, ließ es ihm keine Ruhe mehr. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht alle alten Berichte noch einmal durchzulgehen und so irgendwie herauszufinden, was dort los war. Doch bis jetzt hatte er damit noch keinen Erfolg gehabt. Dabei hatte er sich die verfluchten Berichte schon drei Mal durchgelesen. Auch seinen Neffen Kili und Fili hatte er sie unter die Nase gehalten, doch zu seiner Enttäuschung hatten auch sie hatten nichts entdeckt. Es war zum verrückt werden.

Frustriert wollte er das Bündel Papiere nehmen und sie gegen die Wand schmeißen. Er hatte sogar schon den Arm gehoben, die Papiere in der Hand, als ein Vogel am Fenster klopfte.

Thorin realisierte, was er da gerade tun wollte und legte die Berichte schnell wieder auf den Tisch. Dann schritt er zum Fenster hinüber und öffnete es. Herein hüpfte ein kleiner Falke mit einem grünen Band um den Fuß. Der Vogel stammte also von dem Stadttor von Thal. Neugierig, was die Wächter dringendes von ihm wollten löste er das Blatt Papier, welches eilig dran geknotet worden war, und begann zu lesen. Seine Laune sank weiter in den Keller. Ein Abgesandter von Lord Elrond war soeben eingetroffen, um die Rahmenbedingungen des Vertrages neu aus zu handeln. Mit dem Vertrag war im Grunde alles in Ordnung, doch einige seiner Berater wollten ihm offenbar das Leben besonders schwer machen und hatten es doch tatsächlich geschafft einige Punkte so auszulegen, dass sich daraus ergab, dass er die Zwerge monatlich ein Drittel ihres Gewinns nach Bruchtal schicken mussten. Was für ein Unsinn. Aber nun konnte er auch nichts daran ändern. Nun müsste er sich eben mit einem dieser aalglatten Berater Elronds herumschlagen. Er konnte nur hoffen, dass es nicht Lindir war. Er schien nicht sonderlich froh über das Bündnis zwischen Elben und Zwergen zu sein.

Er rief nach einem Diener und trug ihm auf Kili und Fili unverzüglich zu ihm zu bringen. Dieser verneigte sich rasch vor ihm und eilte aus dem Zimmer.

Nur wenige Minuten später standen die beiden Brüder vor ihm.

„Du wolltest uns sprechen Onkel?", fragte Fili. Thorin war froh, dass er sein Nachfolger werden würde und nicht sein Bruder. Er liebte sie beide wie seine eigenen Söhne, doch Fili war ruhiger als sein Bruder und er hielt sich an die Befehle, die ihm gegeben wurde, was Kili nicht immer tat. Er stellte immer grundsätzlich alles in Frage.

„Ja, ich habe eine Aufgabe für euch. Der Abgesandte der Elben ist eingetroffen. Nehmt euch einige Soldaten und geht runter zum Stadttor von Thal, wo er wartet. Anschließend geleitet ihn hier her", befahl Thorin der beiden jungen Zwergen.

"Ist gut Onkel."

Und schon waren die beiden wieder durch die Tür verschwunden.

„Wir warten bestimmt schon seit zwanzig Minuten hier", dachte Lona verärgert. Sie hasste es warten zu müssen und nichts tun zu können. Wenn es ihren Wachen genau so ging, so ließen sie sich jedenfalls nichts anmerken. Sie saßen steif auf ihren Pferden und beobachteten ihre Umgebung aus Adleraugen. Da Lona nichts mit sich anzufangen wusste, fing auch sie an ihre Umgebung zu beobachten. Ihr geschulter Blick glitt über die Menge, die entweder versuchte in die Stadt hinein oder hinaus zu kommen, und suchte nach irgendwelchen verdächtigen Gestalten oder jemanden der eine unbedachte Bewegung machte und so seine wahren Absichten verriet. Doch sie sah nichts außergewöhnliches, nur Bauern die ihre Erträge auf dem Markt verkaufen wollten, einfach Reisende und Mütter mit ihren Kinder, anscheinend auf dem Weg zum Markt oder wieder zurück.

Als sie nichts Besonderes sah, lies sie ihren Blick zu dem Häusern in ihrer Umgebung schweifen. In den Gassen und hinter Hausecken suchte sie ebenfalls nach verdächtigen Gestalten, die beispielsweise Meuchelmörder sein konnten, ebenso auf den Dächern und in den Fenstern, doch auch da fand sie nichts. Sie wusste, es war paranoid, doch manche Gewohnheiten ließen sich eben nicht komplett ablegen. Es gab einmal eine Zeit, da war es in Thal und im Erebor nicht sicher und man musste jederzeit damit rechnen hinterrücks erstochen zu werden.

Gwathwen - Schattenmädchen (HdR)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt