Was sollte Lona jetzt tun? Von allen Seiten war sie umgeben von Schnee, hartem, verklumpten Schnee. Doch ehe sich die Elbe weiter Gedanken über ihr weiteres Vorgehen machen konnte, fing der Boden an zu beben. Ein Nachbeben! Der Schnee um sie herum hatte noch keine Zeit gehabt sich zu setzen und so brauchte er nur einen kleinen Anstoß damit er sich einfach wieder in Bewegung setzte und sie mit sich riss, über die Kante hinweg hinein in den Abgrund. Ein kurzer, erschreckter Aufschrei wollte sich Lonas Kehle entringen, doch es kam kein Ton hervor. Sie sah und spürte nichts um sich herum. Das einzige Indiz dafür das sie fiel, war das flaue Gefühl das sich in ihrem Magen breit machte.
Blind griff Lona immer wieder in den Schnee hinein, in der Hoffnung etwas zu fassen zu bekommen und um sich so vor dem sicheren Tod retten zu können. Sie wollte nicht so sterben, nicht indem sie bei einem dummen Unfall in den Tod stürzte. Ihre Finger stießen immer wieder gegen glatten Fels und kratzten über das Gestein, in der Hoffnung irgendeinen Halt zu finden, doch da war nichts. Nicht ein Vorsprung kam ihr unter die Finger. Doch die junge Elbe gab nicht auf.
Der Fall kam ihr endlos vor, während eigentlich nur einige wenige Sekunden verstrichen sein durften. Wie lange würde sie Fallen, bevor sie auf dem Boden aufschlug? Nur wenige Sekunden? Oder doch Minuten? Nein, an so etwas durfte sie nicht denken. Sie hatte noch nie Angst vor dem Tod gehabt, entweder er würde kommen oder eben nicht. Nein, davor hatte sie keine Angst. Sie hatte nur Angst wie sie sterben würde. Sie wollte nie ein gewöhnliches Leben führen und einen gewöhnlichen Tod sterben, vor dem Feuer sitzend von Frieden und unrealistischer Geborgenheit umgeben. Sie wollte ihr Leben zu etwas außergewöhnlichem machen, etwas das es Wert war sich daran zu erinnern. Deshalb hatte sie damals auch ihr Leben als Gwathwen begonnen, ein Leben bar jeder Schicklichkeit, aber dafür voll Spaß und Abenteuer.
Immer verzweifelter wurden Lonas versuche einen Spalt oder Vorsprung zu finden, da passierte es. Es war nur ein schmaler Vorsprung sodass ihre Finger kaum Halt fanden, doch Lona klammerte sich mit aller Kraft an diesen rettenden Halm. Riesige Schneemassen stürzten von oben auf sie herab und zerrten sie weiter in die Tiefe, doch Lona ließ nicht los. Der Schnee drückte sie in die Tiefe und durch den Zog fühlte sie sich, als würde jemand versuchen mit Gewalt ihre Arme ausreißen. Es klang beinahe Verlockend einfach loszulassen um weiterem Schmerz zu entgehen, doch sie tat es nicht. Sie wusste, wenn sie nur lange genug aushalten würde, würde es bald vorbei sein und irgendwie würde sie auch einen Weg finden wieder nach oben zu gelangen.
Tränen schossen ihr vor Schmerz in die Augen. Er erfüllte ihre gesamte Wahrnehmung. Deshalb bekam sie auch nicht sofort mit, dass er Schnee immer weniger wurde.
Als der letzte Schnee gefallen war, blinzelte die Elbe ein paar Mal um die Augen wieder frei zu bekommen und sah nach oben. Der Fall war ihr so unendlich lang vorgekommen. Tatsächlich war sie nur ungefähr 50 Fuß (ca. 15 Meter) in die Tiefe gestürzt. Sie konnte von Glück sagen, dass es nicht mehr war.
Mit den Füßen scharrte sie über den Felsen, in der Hoffnung noch einen Vorsprung zu finden zu können, doch da gab es nichts. Nichts worauf sie sich abstützen konnte. Auch die Felsen über ihr war nahezu spiegelglatt, sodass sie keine Möglichkeit sah hinaufzuklettern. Aus eigener Kraft würde sie es niemals schaffen sich aus diesem Schlamassel befreien zu können, doch irgendwo da oben musste ihre Freunde sein. Auf sie musste sie jetzt vertrauen.
Angestrengt lauschte die Elbe in den Wind hinein und versuchte über das Getöse hinweg die Stimmen ihrer Gefährten zu hören. Im ersten Moment war da nichts, doch dann vernahm sie leise Aragorns Stimme.
„...Gimli. Soweit gut, aber jemand fehlt. Wo ist Lona?"
„Wie meinst du das, wo ist meine Schwester?", drang Lorions aufgebrachte Stimme zu ihr herunter. Den Stimmen nach zu urteilen, mussten sich ihre Freunde genau über ihr befinden.
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Gwathwen - Schattenmädchen (HdR)
FanfictionLonas Leben wurde an dem Tag zerstört, als sie die Nachricht vom Tod ihres Bruders Lorion bekam. Danach war nichts mehr so wie vorher. Als sie ihr Leben endlich wieder im Griff hat, stolperte plötzlich ein Zwerg in ihr Leben. Doch ist er der Richtig...