2. Kapitel

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Selbst nachdem Thorin und seine Männer sich in Begleitung eines Dieners zu ihren Zimmer begeben hatte, Aragorn mit Elrond verschwunden waren und sich die Menge auf dem Platz langsam verlief, stand Lona noch immer auf demselben Fleck und starrte auf die Stelle auf welcher der König der Zwerge vorhin noch gestanden hatte. Sie war verwirrt. Noch nie zuvor hatte sie so dunkle blaue, ja fast schon schwarze, Augen gesehen und sie wandelte schon seit mehreren Jahrhunderten auf dieser Welt. Zwar war sie mit ihren neunhundert Jahren noch sehr jung für eine Elbe, doch es waren dennoch viele Menschenleben, die sie überdauert hatte. In dieser Zeit hatte sie zusammen mit ihrem Bruder viele Wunder dieser Welt gesehen und war vielen seltsamen Menschen begegnet. Ach, wie sie diese Zeiten doch vermisste. Wie gerne würde sie sich einfach auf den Rücken des nächsten Pferdes schwingen und.... Sie wollte den Gedanken nicht zu Ende denken, denn das konnte sie nicht. Sie und Lorion hatten sich damals geschworen, dass die Abenteuer sie immer verbinden würden und für immer ihnen beiden gehören würde.

Energisch schüttelte sie den Kopf. Sie sollte aufhören sich so trübe Gedanken zu machen. Schließlich wollte sie nicht noch einmal in einem Loch aus Trauer und Verzweiflung versinken. Sie wollte ihrer Familie den Schmerz nicht noch einmal zufügen den sie damals bei ihrem Anblick erlitten hatten.

Energisch drehte sie sich um und schritt schnellen Schrittes in den Garten. Dort wurde sie wieder langsamer und genoss ihre Umgebung. Eine Weile schlenderte sie ziellos durch den Garten, bis sie an ihrem Lieblingsort ankam. Es war ein kleiner Wasserfall, der an einer Felswand wie an auf einer natürlichen Treppe in einen kleinen See floss. Auf dem Felsen verteilt blühten überall purpurne Büsche und grüne Kletterpflanzen wuchsen daran empor. Kaum einer kannte diesen Ort. Sie hatte ihn kurz nach dem Tod ihres Bruders entdeckt, als alle immer dachten sie wie ein rohes Ei behandeln zu müssen und sie eigentlich nur ihre Ruhe haben wollten. Hier konnte sie in Ruhe sitzen und nachdenken. Niemandem kam hier her und so herrschte hier immer eine friedliche Stille, nur unterbrochen durch das Rauschen des Wassers und dem Zwitschern der Vögel.

Lona setzte sich an den Rand des Sees, ließ ihre Füße ins Wasser baumeln und ließ ihre Gedanken schweifen. Immer wieder blieben sie bei einem Paar dunkelblauer Augen hängen. Was war bloß los mit ihr, dass Thorin Eichenschilds Augen ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte? Nun gut, sie musste zugeben, dass er wirklich groß war für einen Zwerg. Früher dachte sie das Thror, in Zwergenmaßen gerechnet, groß gewesen war, doch sein Enkel war noch ein kleines Stück größer als er. Außerdem sah er schon nicht schlecht aus, mit seinem dunkel Haar und der geraden Nase. Seinen Bart trug er nicht wie die meisten Zwerge lang und geflochten, sondern kurz was sie verwirrte. Sie wusste wie stolz Zwerge auf ihre Bärte waren- Es war so... ungewöhnlich für einen Zwerg, doch das gefiel ihr. Sie mochte schon immer das ungewöhnliche. Doch warum nur war sie von einem Blick Thorins so dermaßen verwirrt? Sie konnte es sich nicht erklären.

Die Sonne neigte sich schon zum Horizont, als sie ein rascheln in den Büschen hinter sich hörte. Einen Augenblick später trat Arwen auf die Lichtung. Sie Elladan und Elrohir waren die einzigen, die Lonas geheimen Rückzugsort kannten, wenn auch nur durch Zufall. Strahlend vor Freude kam sie auf Lona zu. Dieses Strahlen ging immer von ihr aus, wenn Aragor wieder von einer seiner Reisen zurück kam und auch in Aragorns Augen stahl es sich jedes Mal wenn er hier war. Jeder konnte sehen, dass die Beiden für einander bestimmt waren.

„Lona du wirst nicht erraten, was ich gerade von Adar erfahren habe!", rief sie schon aus, sobald sie die Elbe erblickt hatte, wie sie so am Seeufer saß.

„Was hat Elrond denn gesagt?", wollte eben jene wissen.

„Heute Abend wird zu Ehren Thorin Eichenschilds ein Fest gegeben.", erzählte sie freudig. Auf Lonas Gesicht stahl sich ein Lächeln. So gerne sie mit den Zwillingen zusammen auch Streiche spielte, war sie immer noch ein Mädchen und jedes Mädchen liebe es sich für Feste hübsch zu machen und der Männerwelt den Kopf zu verdrehen. Sie sprang auf, ergriff Arwens Hand und zog sie hinter sich her.

Gwathwen - Schattenmädchen (HdR)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt