13. Kapitel

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Weder Aragorn noch Lona machten in dieser Nacht noch ein Auge zu. Die ganze Zeit über wachten sie über die schlafenden Hobbits. Zu groß war ihre Sorge darüber, dass die Nazgul umkehren würde und sie hier in der Scheune finden würde. Unter keinen Umständen durfte ihnen der Ring in die Hände fallen. Still und ohne ein Wort zu reden, saßen die ungleichen Freunde nebeneinander, die Waffen stets griffbereit, und lauschten hinaus in die Nacht. Doch kein Mucks war zu hören.

Als es draußen langsam anfing zu grauen, und dem tiefschwarzen Himmel seine Bedrohlichkeit nahm, fing Lona an zu sprechen.

„Wir sollten langsam aufbrechen, bald werden die Nazgul merken, dass sie hinters Licht geführt wurden."

„Ja, du hast recht", bestätigte Aragorn, „Weck die Hobbits, ich werde mich derweilen um mein Pferd kümmern und sicherstellen, dass niemand unsere Abreise bemerkt." Die kleine Elbe nickte und der Waldläufer verschwand leise zur Tür hinaus. Dann wandte sie sich mit einem leisen Seufzer zu den Hobbits, sie sahen so friedlich aus, wie sie hier in ihre Decken gehüllt lagen und schliefen. Wie gerne hätte Lona sie noch eine Weile schlafen lassen damit sie den Schrecken, die diese Welt ihnen im Moment vor die Nase setzte, noch für ein paar kostbare Augenblicke entkommen konnte, doch die Zeit drängte. Sie mussten so schnell wie möglich nach Imaldris kommen, das war zur Zeit wahrscheinlich einer der wenigen Orte an denen sie sich wirklich in Sicherheit wiegen durften.

Die Elbe ging zu den Hobbits hinüber und sah nachdenklich auf sie hinab. Am besten sollte sie Frodo als letztes wecken, er hatte eine schwere Bürde zu tragen, weshalb er so viel Schlaf wie möglich brauchte. Sam würde sie zuerst wecken. Er war stets in Sorge um seinen Herren und würde schon darauf aufpassen das er und die anderen ihn nicht unsanft aus dem Schlaf rissen. Also ging Lona neben Sam in die Hocke und rüttelte leicht an seiner Schulter. Verschlafen blickte er sie aus müden Augen an.

„Steh auf, wir müssen aufbrechen", flüsterte sie ihm zu.

„Aber es ist doch noch so dunkel draußen", jammerte Sam.

„Darauf können wir keine Rücksicht nehmen. Wir müssen los und hoffen, dass die Nazgul uns nicht erwischen."

Bei dem Wort Nazgul war der Hobbit mit einem Schlag hellwach.

„Na dann, worauf warten wir noch", rief er aus, sprang auf und machte sich gleich daran Merry und Pippin zu wecken, wobei er ihnen immer wieder einschärfte möglichst leise zu sein. Die beiden jungen Hobbits murrten herum und wollten partout nicht aufstehen, doch nachdem Lona auch ihnen die Lage erklärt hatte, waren sie auf einmal hellwach und Feuer und Flamme für den Aufbruch. Jetzt blieb nur noch Frodo übrig. Die Elbe kniete sich neben ihn und rüttelte leicht an seiner Schulter. Sofort war der Hobbit wach und sah sie aus erstaunlich wachen Augen an.

„Komm Frodo, wir müssen los."

Mehr musste sie gar nicht sagen und ohne ein Wort des Widerspruchs stand der kleine Hobbit auf und machte sich fertig für die Reise. Schon wenige Minuten später trat Lona gefolgt von den Hobbits hinaus ins Freie, wo Aragorn schon auf sie wartete. Neben ihm stand ein Pferd mit dunklem Fell, welches in den ersten schwachen Strahlen der Sonne leicht schimmerte. Wortlos gesellte sich die Elbe zu ihm und mit dem ungleichen Paar an der Spitze, verließ die kleine Gruppe Bree.

„Wann machen wir eigentlich Rast fürs Frühstück?", wollte Pippin munter wissen, nachdem sie das Tor hinter sich gelassen hatte.

„Überhaupt nicht", antwortete Aragorn ihnen.

„Aber wir können doch nicht wandern gehen, ohne vorher etwas anständiges in den Magen bekommen zu haben. Vor allem bei diesem Tempo!", regte Merry sich auf. Da Aragorn keine Anstalten machte zu antworten, schaltete sich nun Lona ein.

Gwathwen - Schattenmädchen (HdR)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt