9. Kapitel

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Als sie die Tür hinter sich schloss, lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen und ließ sich zu Boden gleiten. Tränen liefen ihr über die Wangen, doch kein Ton kam ihr über die Lippen. Sie wollte nicht das Thorin, der noch immer vor der Tür stand, zufällig mitbekam, dass sie weinte.

Lange Zeit herrschte Stille und die Minuten zogen sich wie Honig. Doch als Lona schon anfing zu glauben er wolle ewig vor ihrer Tür stehen bleiben, hörte sie wie sich die schweren Schritte des Zwerges entfernten.

Erleichtert seufzte die Elbe auf und endlich kam ihr das Schluchzen über die Lippen, welches ihr schon seit dem Abendessen im Hals steckte. Jetzt wo er weg war durfte sie schwach sein. Hauptsache der Zwerg bekam nichts mit. Wenn Thorin mitbekommen würde das sie weinte, würde er zurück kommen und sie konnte ihm nicht erklären, was mit ihr los war. Er würde es nicht verstehen.

Lona fühlte sich, als ob ihr das Herz aus der Brust heraus gerissen wurde und sie nur noch eine leere Hülle wäre. Ihre Liebe hatte noch nicht einmal eine Chance gehabt ausgelebt zu werden. Ihre Chance wurde zerstört ehe sie überhaupt eine hatten. Sie wurde ihnen genommen von ihren Völkern, von ihrem Stand, niemand würde eine Elbe neben dem Zwergenkönig sehen wollen und niemand würde einen Zwerg an der Seite von Elronds Ziehtochter sehen wollen. Thorins Gefühlen für Alva kamen noch erschwerend hinzu. Sie musste so schnell wie möglich nach Hause oder sonst wohin, nur möglichst weit weg von dem Zwerg und seinem Berg. Sie wollte einfach nur weg und von hier und versuchen Thorin zu vergessen.

Irgendwie schaffte Lona es sich zum Bett zu schleppen. Sie ließ sich auf die weiche Matratze fallen, kauerte sich zusammen und weinte sich vor Verzweiflung in den Schlaf.

Am nächsten Morgen wurde die Elbe von einem lauten klopfen geweckt. Irgendjemand klopfte laut und penetrant gegen die Tür.

„Lona, Lona ist du wach?", hörte sie Kili rufen.

„Kili wie kann ich dir helfen?", rief die Elbe vom Bett aus. Ihre Stimme wurde von den Decken gedämpft weshalb sie sich nicht einmal sicher war ob Kili sie überhaupt gehört hatte.

„Fili und ich wollten dir Thal zeigen, wenn du gerne möchtest", rief der Zwerg auf der anderen Seite der Tür.

Lona ließ sich zurück in die Kissen fallen. Eigentlich wollte sie lieber den ganzen Tag im Bett liegen bleiben und sich selbst bemitleiden, anstatt mit Thorins Neffen durch die Stadt zu laufen. Andererseits würde es sie bestimmt von ihren Problemen ablenken und auf andere Gedanken bringen. Also im Grunde war es keine schlechte Idee.

„Okay, ich komme gleich. Ich mache mich nur noch frisch. Wir treffen uns in der Eingangshalle", rief ich in Richtung Tür.

„Ist gut", rief Kili und ich konnte hören, wie sich seine Schritte entfernten.

Noch ein letztes Mal kuschelte Lona sich in die Decken, um noch für einen Augenblick die Wärme ihres Bettes auszukosten, ehe sie die Beine über die Bettkante schwang und langsam in Richtung des Tisches, auf den ihr eine der Bediensteten eine Waschschüssen hingestellt hatte.

Lona schaute in den Spiegel, der über der Waschschüssen hing. Als sie ihr Spiegelbild sah, erschrak sie zu Tode. Ihre Haare standen ab, als ob sie von einem Blitz getroffen wäre, ihre Augen waren rot gerändert und wurden von schwarzen Augenringen geziert. Im Großen und Ganzen sah sie genau so aus, wie sie sich fühlte: absolut schrecklich. Sie seufzte, hier musste eindeutig irgendwie Schadensbegrenzung betrieben werden. Sie wollte nicht, dass sie Brüder etwas von ihrem Gemütszustand bemerkten. Was sie jetzt gebrauchen konnte, war ein heißes Bad und eine große Mütze erholsamen Schlaf, doch beides kam jetzt leider nicht in Frage. Schließlich wurde sie von Fili und Kili erwartet.

Gwathwen - Schattenmädchen (HdR)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt