31. Kapitel

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Die Nachricht von Boromirs Machtübernahme machte schnell die Runde unter dem Volk. Also Lona am nächsten Morgen zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen aufwachte, hörte sie lautes Stimmengewirr auf den Straßen. Neugierig ging sie zum Fenster und spähte hinaus. Vor dem Burgtor hatte sich eine große Menschenmenge versammelt. Die Rufe der Menschen waren so zahlreich, dass einzelne Worte in den Geschnatter untergingen und Lona nichts verstehen konnte. Das war ärgerlich, aber Boromir konnte ihr bestimmt sagen worum es dort unten ging.

Sie fand den neuen Truchsess von Gondor beim Frühstück, zusammen mit Gandalf und Pippin. Es war das selbe Bild wie jeden Morgen, nur dass Boromir nun auf dem mit Schnitzereien verzierten Stuhl des Truchsesses saß. Wie gewohnt ließ Lona sich auf dem Platz recht des Stuhles nieder, doch dieses Mal empfand sie dabei keine Abscheu. Es war eine willkommene Abwechslung für sie.

„Was hat es mit der großen Menschenmenge vor den Toren auf sich?", wollte Lona wissen, nachdem sie sich eine Scheibe frischen Brotes genommen hat.

„Jeden dritten Mittwoch im Monat hat der Truchsess von Gondor für ein paar Stunden sein Volk empfangen und sich seine Bitten angehört. Vor ein paar Jahren war plötzlich Schluss damit. Die Leute hoffen nun, dass ich diese Tradition wieder aufleben lassen", erklärte der große Krieger.

„Und wirst du?"

„Natürlich", antwortete Boromir, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Lona zuckte bloß mit den Schultern. Sie hätte es aber auch verstehen können, wenn Boromir davon abgesehen hätte diese Tradition für die kurze Zeit in der er Truchsess sein würde nicht wieder aufleben zu lassen, schließlich musste er sein Volk für den Krieg rüsten. Aber Boromir würde schon das machen was er für das Richtige hielt.

Die Audienz dauerte bis zum Mittag. Als Lona am frühen Nachmittag den Thronsaal betrat, fand sie dort Boromir vor, wie er sich mit verzerrtem Gesicht die Schläfen massierte. Wortlos ging Lona zu einem kleinen Tischen an der Wand und füllte einen großen Kelch mit Wasser den sie Boromir brachte.

„Trink das mein Freund, dann geht es dir wieder besser."

Zweifelnd sah Boromir den Kelch an, wie sollte einfach Wasser ihm denn helfen. Wein war das Getränk der Herrscher, nicht Wasser. Doch schließlich nahm er ihr den Kelch aus der Hand und leerte ihn mit einem großen Schluck. Sofort merkte er, wie er sich erfrischter fühlte und das dumpfe Gefühl in seinem Kopf schwächer wurde. Überrascht sah er Lona an.

„Danke."

„Nicht dafür", erwiderte sie lächelnd.

Ein Räuspern ertönte hinter ihnen.

„Mein Herr", sprach der Soldat, der eben den Saal betreten hat, „Euer Bruder ist soeben eingetroffen. Er bringt Nachricht aus Osgiliath. Boromirs Augen leuchtete bei diesen Worten auf, wie sehr hatte er seinen kleinen Bruder vermisst.

„Schickt ihn herein!", befahl er.

Auf ein Zeichen des Soldaten wurden die Türen geöffnet und Mann kam herein. Er war groß und schmutzig von der Reise und um seinen Mund lag ein harter Zug. Lona bemerkte sofort die Ähnlichkeit der beiden Brüder. Faramirs Haare waren bloß etwas heller und sein Gesicht schmaler. Sein Blick hellte sich auf, als er seinen älteren Bruder erblickte.

„Boromir, du hier?", rief er überrascht aus. Lachend umarmten sich die beiden Männer und klopften sich auf die Schulter. „Aber wie ist das möglich? Wir haben von deinem Tod erfahren!"

„Alles nur ein großes Missverständnis", erwiderte Boromir und lachte. Lona war erstaunt, so offen hatte sie Boromir noch nicht erlebt und es überraschte sie der großen Krieger so zu sehen.

Gwathwen - Schattenmädchen (HdR)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt