27. Kapitel

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Bedrückte Stimmung herrschte, als die Krieger auf den Hof von Helms Klamm ritten. Scharf zog Eowyn die Luft ein, warum waren es nur so wenige Reiter die hier auf den Hof ritten? Wo war der Rest? Ihre Augen suchten die Reiter nach bekannten Gesichtern ab. Erleichterung machte sich in ihr breit, als sie ihren Onkel an der Spitze der Kolonne sah. Wenigstens ihre Familie lebte noch. Dann suchte sie weiter. Sie fand Gimli, Legolas, den Truchsesssohn und die Elbenzwillinge und sie alle hatten eine bedrückte Mine aufgesetzt. Panik machte sich in ihrem Inneren breit. Wo war Aragorn? Er war doch sonst immer bei seinen Freunden oder ihrem Onkel zu finden. Bedeutete das etwa...?

Kaum waren die Reiter abgestiegen, lief sie auch schon los.

„Lona", rief sie über den Platz hinweg und eilte auf die Elbe zu. Alle Blicke hefteten sich auf sie wegen ihres unziemlichen Verhaltens, doch das war ihr gleich. Sie musste wissen was los war.

„Was ist passiert? Wo ist Aragorn?", fragte sie aufgebracht als sie neben der Elbe zum Stehen kam.

„Er ist in den Tod gestürzt. Es tut mir leid." Mehr bekam die Menschenfrau nicht aus der Elbe heraus. Lona überging Eowyns Fragen einfach, nahm die Zügel des Pferdes und verschwand mit ihm in Richtung Stall.

Sofort kamen Stallburschen auf die Elben zu und wollten ihr die Zügel abnehmen, doch sie wies sie alle zurück. Sie wollte alleine sein um ihre Gedanken zu ordnen. An keinem anderen Ort ging das so gut wie in den Ställen. Hier war es nie überfüllt und die Tiere ließen einen in Ruhe. Mit geübten Griffen entfernte sie Sattel und Zaumzeug des Tieres und begann es dann mit langsamen Bewegungen zu striegeln. Sie ließ sich Zeit dafür und selbst als sie fertig war, machte sie noch weiter. Viele Frauen strickten um zur Ruhr zu kommen oder spannen Wolle um ihren Gedanken nachhängen zu können, doch Lona konnte dem nichts abgewinnen. Für sie hatte das Striegeln dieselbe Wirkung.

Es war ihr Bruder, der sie zurück in die Wirklichkeit holte.

„Loon, komm schnell", rief er, als er in den Stall gestürzt kam.

„Was ist denn los, wo brennt es?" fragte sie und sah in verwundert an.

„Er lebt!"

Diese zwei Wort reichten aus und sie lief ihrem Bruder hinterher auf den Hof. Sie kamen gerade an, als Aragorn auf den Hof ritt. Lona Herz zog sich bei seinem Anblick zusammen. Er wirkte abgekämpft und sein Kleidung war zerschlissener denn je. Zusammen mit den übrigen Gefährten, kämpfte Lona sich zu ihm hindurch. Seine Mine hellte sich auf als er seine Freunde erblickte. Er saß ab und kam auf sie zu. Lona glaubte vor Glück platzen zu müssen, als sie ihrem langjährigen Freund um den Hals viel. Aragorn drückte sie leicht an sich, ehe er sich von ihr löste. Der Dúnedain war noch nie ein Freund großer Gesten, weshalb sie es umso besser verstand die Freude, die in dieser kleinen Geste steckte, herauszulesen. Wortlos drückte sie ihm den Abendstern in die Hand, welchen sie die ganze Zeit in einer geheimen Tasche ihrer Tunika verwahrt hatte, und trat einen Schritt zurück sodass auch die anderen Gefährten ihn begrüßen konnten.

„Gut das du wieder da bist", erklang Boromir tiefe Stimme schließlich und übertönte so die seiner Gefährten, „Gondor braucht seinen König schließlich noch."

Die nächsten Stunden verbrachte Lona damit hin und her zu laufen und mitzuhelfen den Angriff zu organisieren. Doch viel der Soldaten wollten sie nicht ernst nehmen.

„Jetzt sei endlich still Weib, geh in die Höhlen zu den anderen!"

Dieser Satz brachte für Lona das Fass zum überlaufen. Den ganzen Tag schon musste sie sich ihre Sprüche anhören. Binnen eines Wimpernschlages war der Mann bewegungsunfähig und hatte seine Klinge am Hals.

„Ich sagte", wiederholte Lona in gefährlichem Ton, „nimm dir 20 Männer und postiert euch auf der Mauer." Erst dann ließ sie ihn wieder los. Mit ungläubigen Blick rappelte der Soldat sich auf und rannte, mit einem letzten Blick zu der Elbe, davon.

Gwathwen - Schattenmädchen (HdR)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt