Kapitel 28

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Am nächsten Morgen wurde ich von einzelnen Lichtstrahlen geweckt, die durch das große Fenster hinein strahlten. Ich gähnte einmal laut und spürte Connors Arm um mich. Sofort musste ich lächeln. Es war gestern alles so perfekt gewesen, unbeschreiblich. Langsam wand ich mich aus seiner Umarmung um ihn nicht zu wecken. Dann holte ich mir eine Hose und einen Pulli, zog beides an, schlüpfte in meine Schuhe und zog mir zum Schluss noch eine Mütze und einen Schaal an. So verließ ich das Haus um einen klaren Kopf zu bekommen. Es tat gut die frische Luft zu atmen und die Kälte auf meiner Haut zu spüren.

Ich beschloss in Richtung des Hauses zu laufen, welches ich gestern gesehen hatte. Meine Stiefel hinterließen Abdrücke im frischgefallenen Schnee. Die Gedanken flogen nur so durch meinen Kopf. Hier war alles so perfekt, so weit weg von zu Hause, von der Schule und den Briefen. Ich hatte seit gestern nicht mehr an zu Hause gedacht. Connor überraschte mich jedes Mal aufs Neue und machte alles so perfekt…

Ein leises Miauen ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Verwirrt blickte ich mich um. Und dann sah ich, woher das Geräusch kam: Rechts neben mir im Graben lag ein kleines Knäuel. Es war eine kleine Katze, ihr graues Fell war total durcheinander und sie sah ziemlich abgemagert und krank aus.

„Wer bist du denn!“ schnell lief ich zu ihr und betrachtete sie näher. Sie sah echt nicht gut aus. Sollte ich sie mitnehmen? Vielleicht gehörte sie ja jemanden? Aber wenn ich sie hier liegen lassen würde, würde sie mit Sicherheit sterben. Kurzerhand nahm ich sie in meine Hände und drücke ihren zerbrechlichen Körper sanft gegen meinen Pulli. Da das andere Haus näher war als unseres lief ich die letzten hundert Meter auf es zu und suchte die Tür. Dort klingelte ich und nach kurzem Warten öffnete ein blondes Mädchen die Tür.

„Hallo, ich bin Mary und ich habe hier eine Katze gefunden. Und ich wollte fragen ob sie hierher gehört!“ lächelnd blickte ich das Mädchen an.

„Oh wie süß!“ quitschte das Mädchen und trat einen Schritt näher um, die Katze zu streicheln. „Nein ich kenne sie nicht, vielleicht ist sie ein Junges von unserer Katze. Wir merken nicht wenn sie Kinder bekommt.“

„Das Arme! Kann ich es behalten?“ bittend sah ich das Mädchen an.

„ja klar, wenn du willst! Willst du rein kommen, wir könne ihm etwas Milch afwärmen.“ Lächelte das Mädchen.

„Gerne, wenn das ok ist?“ fragte ich.

„Komm rein! Ich heiße übrigens Anna.“ Lächelte Anna und hielt die Tür auf. Sie führte mich in die warme Küche, und holte eine Decke. Auf diese legte ich das kleine Wesen drauf. Es miaute kläglich und seine kleinen schwarzen Augen blickten ängstlich umher. Nachdem wir etwas Milch auf dem Herd erhitzt hatten, versuchten wir ihm diese einzuflößen. Das war gar nicht so einfach, also tunkte ich meinen Finger in die warme Milch und hielt es dem Kätzchen hin. Sofort leckte es mit seiner rauen Zunge die Milch von meinem Finger.

„Es ist echt süß!“ seufzte Anna.

„Ja! Ich habe zu Hause auch eine Katze.“ Sagte ich leise.

„Echt wie heißt sie?“ „Sie hat keinen Namen, ich nenn sie immer Kätzchen.“ Lächelnd strich ich er Katze übers Fell. Es war ziemlich verknotet.

Wir unterhielten uns noch weiter während ich versuchte die Katze weiter zu füttern. Irgendwann klingelte es und Anna entschuldigte sich um, die Tür zu öffnen. Im Flur hörte ich Stimmen, und als die Tür geöffnet wurde kam Connor herein. Seine Haare standen in alle Richtungen und er sah ziemlich verschlafen aus. Ich musste unwillkürlich lächeln. Seine Augen strahlten Erleichterung aus, als er mich erblickte.

„Hier bist du. Ich hab mir Sorgen gemacht als ich aufgewacht bin und du weg warst.“ Ich musste lachen.

„Keine Sorge, ich wollte nur kurz raus, frische Luft schnappen, und dann hab ich die Katze hier gefunden.“ Ich rückte etwas zur Seite um die Sicht auf das kleine Wesen auf dem Tisch frei zu geben. Connor kam näher und betrachtete es.

„Oh je, was ist denn mit ihm passiert?“ schnell erzählte ich ihm die Geschichte, wie ich es gefunden hatte und was Anna mir erzählt hatte.

„Und wie ich dich kenne, willst du es mit nach Hause nehmen?“ seufzte Connor.

„Ja!“ sagte ich. Connor sah nicht grade begeistert aus. „Bitte Connor, sonst stirbt es!“ flehend sah ich ihn an. Er versuchte seine strenge Miene aufrecht zu erhalten, doch ich sah in seinen Augen, dass er schon aufgegeben hatte. Connor seufzte nochmal, doch ich wusste, dass ich gewonnen hatte. Ich fiel ihm um den Hals und gab ihm ein Kuss auf den Mund.

„Schon gut!“ lachte er. „Aber eine Bedingung hab ich noch!“ Fragend blickte ich ihn an. „Ich darf den Namen aussuchen und ich darf es auch mal füttern!“

„Das waren zwei Bedingungen!“ lachte ich, aber natürlich erlaubte ich ihm beides. Also nahm Connor die kleine Katze in seine großen Hände und drückte es leicht gegen seine Brust. Die Katze fühlte sich anscheinend sofort wohl, denn es kuschelte sich weiter an Connor heran und miaute leise. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Dann fütterte er es auf die gleich Art und Weise, wie ich es vorhin gemacht hatte.

Erst jetzt bemerkte ich, dass Anna uns die ganze Zeit beobachtet hatte. Sie lächelte mich an und ich musste zurück lächeln.

„Hast du heute Abend schon was vor?“ fragte ich sie, ohne genau zu wissen, warum genau.

„Klar, warum denn?“ fragte sie.

„Ich dachte wir könnten heute Abend  vielleicht einen Film zusammen anschauen oder sowas. Wir wohnen in dem Haus da hinten.“ Fragend sah ich sie an.

„Oh ja, sicher! Ich bring auch was zum Essen mit!“ sie sah sehr erfreut aus.

„Hast du Geschwister?“ fragte ich.

„Ja einen großen Bruder, er ist gerade in der Stadt.“

„Dann bring ihn doch auch mit, wenn du willst!“ Sie nickte. „Gerne! Wir sind dann so gegen sechs Uhr da!“ Sie umarmte mich kurz und ich merkte, dass sie wirklich froh war, dass ich sie eingeladen hatte. Doch mir war nicht entgangen, dass Connor sich neben mir angespannt hatte, als die Sprache auf ihren Bruder kam. Ich musste ihn unbedingt fragen, warum. Nach kurzer Zeit verabschiedeten wir uns von Anna, und ich nahm die Katze in die Decke gehüllt hoch und trug sie nach Hause.

-Kein Titel-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt