Wir schafften es sogar noch vor den anderen an der Firma zu sein, was wohl daran lag, dass Tommy mit höherer Geschwindigkeit gefahren war, als erlaubt war. Aber er schien Geschwindigkeit und schnelle Autos zu mögen. Schnell parkten wir und versteckten uns hinter einer Ecke, damit wir uns später unauffällig den anderen anschließen konnten, wenn sie dann vorbeikamen. Ich musste die ganze Zeit lachen, weil Tommy so tat als ob wir Schwerverbrecher wären und die Hände zu einer Pistole geformt an die Mauer gelehnt stand und von Zeit zu Zeit um die Ecke schaute.
„Bereit machen zum Entern!“ flüsterte er, als unsere Klasse schließlich in Sicht kam, mit einer unheimlichen Stimme und zwinkerte mir zu. Ich schaute ihn nur kopfschüttelnd und lachend an.
„Jetzt!“ schrie Tommy halblaut und sprang hinter der Mauer hervor. Die letzten der Gruppe sprangen erschrocken zur Seite und Tommy brach in lautes Gelächter aus. Der Lehrer, der weiter vorne lief, hatte von der ganzen Aufregung nichts mitbekommen, drehte sich jetzt aber um, um nach dem rechten zu schauen. Tommy lief jetzt wieder ganz normal neben den Anderen her und schaute den Lehrer ganz unschuldig an. Dieser drehte sich verwirrt wieder nach vorne.
„Du bist doch echt verrückt!“ flüsterte ich Tommy zu. Der grinste mich nur an und fragte mir unschuldiger Stimme: „Iiich? Wie kommst du denn da drauf?“ Für diesen Kommentar bekam er meine Faust in die Seite.
Nachdem wir endlich angekommen waren, mussten wir uns einen fast dreistündigen Vortrag anhören, der allen in einem total langweilig war. Ich hörte schon gar nicht mehr zu, als mir plötzlich etwas ins Auge sprang. Wir liefen gerade durch ein Büro, in dem viele Leute an Schreibtischen saßen und an Computern arbeiteten. Und auf einem der Schreibtische lag ein Block, auf dem in der rechten unteren Ecke das Firmenlogo abgebildet war. Ich hatte es noch nie davor gesehen, doch trotzdem kam es mir bekannt vor. Nur woher? Ich starrte immer noch auf diesen Block. Er löste ein unbestimmtes Gefühl in mir aus, etwas dunkles, ahnungsvolles, was ich nicht zuordnen konnte. Die anderen waren schon weitergelaufen, aber ich stand immer noch da, ich wollte einfach herausfinden warum mir dieses Papier so bekannt vorkam.
„Na willst du diesen Block haben? Nimm ihn ruhig wir haben hier genug davon.“ Die Stimme eines Mannes riss mich aus meinen Überlegungen.
„Ehm ja danke! Nett von ihnen.“ Schnell nahm ich den Block und rannte den anderen hinterher. Der Mann dachte wohl ich wäre komplett verrückt, wie ich da stand und den Block angestarrt habe. Wenigstens hatte ich jetzt das Papier und konnte es mir nochmal genau anschauen, es ließ mir einfach keine Ruhe. Ständig musste ich daran denken.
„Alles in Ordnung, Mary?“ fragte Tommy irgendwann. „Du siehst als ob d ein Gespenst gesehen hättest!“
„Jaja alles ok.“ Murmelte ich schnell, doch ich sah, dass er es mir nicht ganz abnahm.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war die Führung endlich fertig und wir konnten nach Hause.
„Soll ich dich mit nach Hause nehmen?“ fragte mich Tommy.
„Nein danke ich laufe lieber. Ist sowieso nicht weit.“ Ich musste in Ruhe nachdenken und ein bisschen frische Luft würde mir auch nicht schlecht tun. Außerdem war es noch früh am Tag und zu Hause müsste ich nur Hausaufgaben machen. Also verabschiedete ich mich von meinen Freunden und lief los. In einem Park setze ich mich auf eine Bank unter einen großen Baum und holte nochmal den Block raus. Woher kannte ich dieses Papier? Irgendwann in den letzten Tagen hatte ich es schon mal gesehen. Und mit einem Schlag fiel es mir ein: die Drohbriefe! Natürlich! Auf allen drei Briefen war rechts unten das Logo abgebildet. Es war mir schon früher aufgefallen, aber da konnte ich das nicht zuordnen. Erleichterung überfiel mich für einen kurzen Moment. Doch was bedeutete das? Was hatte der Verfasser der Drohbriefe mit der Firma von Pauls Vater zu tun?
Paul! Konnte er es gewesen sein? Aber warum sollte er mir drohen. Warum wollte er nicht, dass Connor und ich nicht zusammen sind. Das ergab alles keinen Sinn! Und was sollte ich jetzt tun? Ich konnte nicht einfach zu Paul gehen und ihn beschuldigen. Ich stand auf und lief in Richtung meines Hauses. Vielleicht sollte ich erstmal mit Connor reden. Paul war schließlich sein Freund, vielleicht wusste er was jetzt zu tun war. Schnell lief ich zu Connor und klingelte an seiner Tür. Er machte sofort auf und als er mich erblickte leuchteten seine Augen auf. Ich hatte ganz vergessen, dass wir schon ewig nicht mehr geredet hatten. Doch das war mir jetzt egal ich musste mit ihm reden.
„Hallo, kann ich reinkommen ich muss dir was erzählen!“ Jetzt erst bemerkte er wie aufgelöst ich war und in seine Augen trat ein Ausdruck von Besorgnis.
„Ja klar, komm rein. Was ist denn los mit dir, du siehst ziemlich fertig aus?“ fragte er und wollte sich zu mir beugen und mich küssen, doch dafür hatte ich jetzt keine Nerven. Erst musste ich ihm von meiner Vermutung erzählen. Ich lief die Treppen hoch in Connors Zimmer und warf mich auf mein Bett. Connor kam lächelnd hinterher und legte sich neben mich.
„Kannst du dich noch an die Briefe errinern? Du weißt schon die Drohbriefe, die ich bekommen habe, in denen stand, dass wir nicht zusammen sein dürfen und so weiter!“ fing ich an. Verwirrt nickte Connor. Ich stand auf und lief unruhig im Zimmer auf und ab.
„Ich war heute mit meinem Deutschkurs in einer Firma und da ist mir etwas aufgefallen. Erst konnte ich es nicht zuordnen, doch dann wusste ich warum es mir so bekannt vorkam.“ Ich warf den Block neben Connor aufs Bett. Sein Gesicht war ein einziges großes Fragezeichen.
„Das ist ein Block aus der Firma von Pauls Vater.“ Stellte er nun fest.
„Genau! Und genau auf so einem Papier wurden die Drohbriefe geschrieben.“ Connor sah immer noch verwirrt aus. Er schien den Zusammenhang nicht ganz zu kapieren.
„Ich versteh nicht ganz… Was hat Paul denn…“ Und da stoppte er und ein neuer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Willst du damit etwa sagen, dass Paul die Briefe geschrieben hat?“ Ich nickte leicht mit dem Kopf. „Naja zumindest ist es eine Vermutung. Es zeigt alles auf ihn hin. Vielleicht täusche ich mich ja auch.“
Ich wusste, dass das Connor nicht gefallen würde. Paul war einer seiner engsten Freunde, er kannte ihn schon viel länger als mich. Ich starrte ihn eine Zeit lang an und wartete auf eine Reaktion. Zunächst passierte nichts. Doch dann verdunkelte sich sein Blick und ich merkte, dass er sauer wurde. Das war nicht gut, denn wenn Connor wütend war, konnte er schnell aggressiv werden.
„Du beschuldigst meinen besten Freund? Er kann es nicht gewesen sein, ich kenn ihn schon so lange. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sowas machen würde.“ Seine Stimme war dunkel und gefährlich.
„Aber alles deutet darauf hin, Connor. Kannst du ihn nicht mal fragen. Dir wird er es am ehesten erzählen. Bitte Connor, diese Briefe haben mir so viel Angst gemacht, ich will endlich wissen wer das war.“ Flehend sah ich ihn an. Doch sein Blick war kalt.
„Nein Mary. Er war es nicht und ich werde ihn nicht fragen. Was erlaubst du dir eigentlich meinen Besten Freund zu beschuldigen?“ Jetzt wurde er lauter. Er war aufgestanden und auf mich zu gekommen. Ich wich immer weiter nach hinten, bis ich an die Wand stieß. Verdammt! Ich wollte nur eine Antwort auf meine Fragen. Ich wollte nur keine Angst mehr haben, dass die Drohungen aus dem Brief wahr wurden. Aber mein toller Freund verstand das nicht. Er stand mittlerweile ganz nah vor mir seine Hände hatte er neben meinem Kopf an der Wand abgestützt und seine Augen funkelten vor Wut.
„Vergiss es, er war es nicht. Du reagierst vollkommen über.“ Er schrie mich an und das brach mir das Herz. Wie konnte man nur so uneinfühlsam sein.
„Frag doch mal deinen ach-so-tollen besten Freund.“ Sagte ich leise. Ich merkte wie sich meine Augen mit Tränen füllten, doch ich wollte nicht vor ihm weinen, also sah ich ihm ein letztes Mal verletzt in die Augen, duckte mich unter seinen Armen hinweg durch und rannte nach draußen. Die ersten heißen Tränen liefen meine Wangen hinab und ich wischte sie wütend weg. Connor konnte mich mal.
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-Kein Titel-
Lãng mạnConnor ist der größte Idiot der ganzen Schule. Und Mary hasst ihn. Doch er sieht gut aus. Verdammt gut! Doch Mary hasst ihn trotzdem. Eigentlich...