Kapitel 36

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Das erste Mal seit gestern konnte ich mich richtig entspannen. Kates gute Laune tat einfach richtig gut. Wir lachten eigentlich durchgehend und ich konnte alles um mich herum vergessen, wenn auch nur für ein paar Stunden.

„Wollen wir hochgehen und ein paar Kleider für Freitag anprobieren? Da ist doch diese eine Party bei Tommy und ich hab noch keine Ahnung was ich anziehen soll.“ Schlug Kate nach einem riesen Blech selbstgemachter Pizza vor.

„Sehr gute Idee. Und ich versuch deine Haare zu locken. Ich liebe deine Haare und wollte das schon immer mal ausprobieren.“ Sagte ich begeistert und gemeinsam rannten wir in mein Zimmer. Ich räumte meinen kompletten Kleiderschrank aus und warf alles was mir geeignet für eine Party erschien auf mein Bett.

„Oh je wie sollen wir denn jemals was passendes da drin finden?“ Kate war vollkommen überfordert. Auch ich war erstaunt über den großen Haufen von Klamotten. Ich wusste nicht, dass ich so viele Sachen besaß.

„Dann mal los. Dir steht dunkelblau am besten!“ sagte ich. „Und dir dunkelrot oder schwarz!“ Sofort teilten wir den Stapel in zwei Teile und probierten alles durch. Kate fand ziemlich schnell etwas Passendes. Es war ein dunkles Kleid, das ihr bis kurz über die Knie reichte und nicht zu viel preisgab. Ich hatte das Kleid mal vor Ewigkeiten gekauft und nie wirklich getragen. Kate stand es sowieso viel besser.

„Das kannst du gerne behalten!“ lächelte ich sie an und ihr Gesicht erhellte sich. „Wirklich? Vielen Dank!“ sagte sie und fiel mir um den Hals und drückte mich kurz fest. Jetzt brauchen wir noch etwas Passendes für dich. Sie blickte erneut auf ihre Uhr. Irgendwie schien sie etwas nervös in den letzten zwei Stunden. Vielleicht musste sie gleich nach Hause.

„Hast du schon was Schönes gefunden?“ Ich schüttelte den Kopf. Irgendwie hatte ich nichts gutes gefunden. Entweder war es mir zu langweilig oder es passte nicht.

„Hm mal sehen.“ Murmelte Kate und ging zurück zu meinem Kleiderschrank.

„Der ist leer, da kannst du es gleich aufgeben.“ Sagte ich niedergeschlagen.

„Und was ist das dann?“ fragte Kate und zog eins dieser Teile aus dem Schrank in dem Kleider und Anzüge vor Motten schützt.

„Das ist von meiner Mutter!“ sagte ich. Tatsächlich hatte ich das ganz vergessen. Es war ein Kleid, so ziemlich das letzte was noch von meinen Eltern besaß. Kate öffnete den Reißverschluss und zum Vorschein kam ein schwarzes, kurzes und wunderschönes Kleid. Ich hatte es gar nicht so toll in Erinerrung!

„Wow das ist es!“ seufzte Kate. „Das müsste dir perfekt stehen!“ Ich weiß nicht, denkst du wirklich?“ fragte ich zweifelnd.

„Ja natürlich! Los zieh es an!“ drängte sie. Also zog ich das Kleid an und stellte mich vor den Spiegel. Tatsächlich passte es wie angegossen. Es hatte hinten einen etwas tieferen Ausschnitt und lag sonst eng an.

„Wunderschön! Du siehst atemberaubend aus!“ flüsterte Kate. „Komm ich schmink dich jetzt und mach deine Haare!“ Gesagt, getan. Kate schminkte mich dezent und glättete meine Haare bis sie ganz glatt und glänzend von meinen Schultern fielen. Dazu zog ich mir schwarze Schuhe an, mit etwas Absatz. Nicht zu hohen Absatz, denn ich konnte nicht so gut in hohen Schuhen laufen. Zum Schluss drehte ich mich im Spiegel einmal um mich selber. Meiner Mutter musste das Kleid bestimmt auch ziemlich gut gestanden haben, sie sah mir ziemlich ähnlich.

„Danke Kate, das hast du toll hinbekommen!“ Ich drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. Sie lächelte mich glücklich an.

„Und ich hab auch schon eine Idee was wir jetzt machen könnten. Komm mit ich hab eine Überraschung!“ sagte sie und zog mich an der Hand nach unten. „Zieh dir eine Jacke an es könnte kalt werden.“ Verwirrt tat ich was sie von mir verlangte.

„Ich frag jetzt mal lieber nicht wo du mich hinbringst.“ Sagte ich zu Kate und sie grinste mich an. Ich war ziemlich neugierig, aber Kate würde mir nichts verraten, so wie ich sie kannte. Wir stiegen in ihr Auto und fuhren los. Zuerst wunderte ich mich, was wir so weit außerhalb der Stadt machten, doch dann bemerkte ich, dass mir die Gegend irgendwie bekannt vorkam.

„Moment mal Kate, bringst du mich dahin, wohin ich denke, dass du mich hinbringst?“ unterbrach ich die Stille.

„Woher soll ich wissen, was du denkst?“ grinste sie und schaute mich kurz an. Wenn meine Vermutung wirklich stimmte, dann waren wir gerade auf dem Weg zu dem kleinen Cafe, in dem Connor und ich bei unserem ersten Treffen gewesen waren.

„Lass mich sofort raus!“ schrie ich jetzt laut. „Ich will da nicht hin. Schau mal wie ich aussehe und außerdem will ich ihn nicht sehen.“

„Stell dich nicht so an. Natürlich willst du ihn sehen, das merk ich doch!“ Wie recht sie doch hatte. Natürlich wollte ich ihn sehen. Mehr als alles andere. Aber zum Protestieren blieb jetzt aber keine Zeit mehr, denn wir waren angekommen. Mittlerweile war es fast dunkel, der Himmel war klar und viele kleine Sterne funkelten am fast schwarzen Himmel.

„Komm mit rein, wir setzten uns da hin. Tommy und ich haben alles arrangiert. Eigentlich sollte ich dir nichts sagen aber du hast es ja von alleine erraten.“ Sagte Kate und lief vor. Im Inneren war es warm und gemütlich, so wie damals. Es waren fast kaum Leute da und so setzten wir uns in eine Ecke, abgeschirmt von den Blicken der anderen. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. Ich war immer noch ein bisschen sauer.

„Ach komm schon, du wirst mir noch dankbar sein!“ lächelte Kate mir zu. Ich erwiderte nichts sondern starrte nur auf einen unbestimmten Punkt hinter ihr. So saßen wir mindestens zehn Minuten da, bis die Tür aufging und Connor reinkam. Unsere Blicke kreuzten sich und ich musste einfach in seine Augen schauen. Seine wunderschönen graublauen Augen. Er blieb kurz stehen und kam dann zu uns rüber ohne den Blickkontakt abzubrechen. Eigentlich wollte ich kalt bleiben, aber jetzt hatte ich nur einen Wunsch: eine Versöhnung. Kate verschwand unauffällig mit Tommy, der noch in der Tür stand und Connor setzte sich neben mich an den Tisch. Er roch so gut, nach Männershampoo gemischt mit seinem ganz speziellen Connor-Geruch. Unwillkürlich musste ich lächeln, hielt mir dann aber die Hand vor den Mund. Ganz so leicht wollte ich es ihm nicht machen.

„Ich habe mit Paul geredet. Er war es wirklich.“ Begann Connor nun ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Er war eifersüchtig auf dich. Er dachte wenn wir zusammen sind, würde ich keine Zeit mehr für ihn haben.“ Ich nickte nur. „Mary ihm tut es leid, er will sich auch nochmal persönlich entschuldigen.“ Fügte er noch hinzu.

„Und was ist mit dir?“ fragte ich. Erst blickte er mich verwirrt an, doch dann verstand er.

„Mir tut es natürlich auch total leid. Ich hätte nicht so ausrasten dürfen. Seit ich mit dir zusammen bin ist alles ganz anders, ich will dir niemals weh tun, glaub mir!“ In seinem Blick lag so viel Wärme Vergebung und Liebe. Dieser Blick brachte mein Herz dazu noch höher zu schlagen. Noch nie hatte ich so etwas für einen Jungen empfunden wie für Connor.

„Ok ich verzeihe dir.“ Sagte ich leise und sah ihm verlangend in die Augen. Auch er sah mich an und kam näher. „Ich bin so froh dich zu haben. Du bist das Beste was mir jemals passiert ist.“ Flüsterte er mit einer rauen Stimme und unsere Lippen näherten sich bis sie sich schließlich zu einem zärtlichen Kuss vereinten. Nie wieder ohne ihn. Er und ich. Für immer.

-Ende-

-Kein Titel-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt