Kapitel 20

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Erzähler P.o.V.:

Zu spät.
So schnell er auch ist, Hicks kommt zu spät.
Er pflügt durch die Strömung, während der Meeresgrund immer steiler abfällt.
Jedes Mal, wenn er Astrids verzweifelte Schreie hört, treibt er sich noch stärker an, stärker als je zuvor. Aber er will es nicht sehen. Schon jetzt weiß er, dass diese Schreie ihn für immer verfolgen werden.
Bilder würder seine Qual nur noch schlimmer machen. Raffs Schreie sind bereits verstummt - er will nicht darüber nachdenken, was das bedeutet. Und er weigert sich, daran zu denken, wie viel Zeit verstrichen ist, seit er Astrid zum letzten Mal gehört hat.
Er beißt die Zähne zusammen und schießt so schnell durch das Wasser, dass er nichts mehr sehen kann.
Endlich, endlich findet er sie.
Und er kommt zu spät. Er stöhnt, als er Astrid entdeckt. Sie hält Raffs schlaffen Arm umklammert, zieht und zerrt und setzt alles daran, ihre Freundin aus den Fängen des Bullenhais zu befreien.
Sie bemerkt nicht, dass sie mit jedem Ruck, jedem Ziehen, jedem Zoll, den sie gewinnt, nur noch mehr Fleisch von Raffs Bein reißt. Und sie ist blind und taub dafür, dass ihre Freundin schon längst aufgehört hat zu kämpfen.
Sie führt einen verzweifelten Krieg gegen die Bestie.
Der Hai schüttelt und windet sich genau wie Astrid. Er zieht sie beide in immer tieferes Wasser, aber Astrid weigert sich loszulassen. Hicks sieht sich vorsichtig nach anderen Raubfischen um, die das Blut anlocken könnte.
Aber der rote Nebel lichtet sich bereits - Raff ist fast ausgewaschen.
Warum hat Astrid sich nicht verwandelt ? Warum hat sie ihre Freundin nicht gerettet ?
Zweifel durschmischen sein schlechtes Gewissen. Vulkanartig schießt ihm die Galle die Kehle hinauf und er schluckt sie hinunter. Heidrun hat recht.
Sie ist keine von ihnen. Wenn sie es wäre, hätte sie ihre Freundin gerettet. Sie hätte sich verwandelt, hätte Raff in Sicherheit gebracht - jede gesunde Syrena kann schneller schwimmen als eim Hai.
Ich habe mich geirrt.
Astrid ist menschlich. Und das bedeutet, dass sie Sauerstoff braucht. Jetzt. Er schwimmt auf sie zu, hält dann jedoch inne.
Sie hat minutenlang mit dem Hai gekämpft und ihre Kräfte müssten geschwächt sein. Stattdessen wird ihr Ziehen immer stärker. Ein paarmal gewinnt sie sogar die Oberhand und bewegt sich in Richtung des flacheren Wassers.
Sie kommt gegen einen Bullenhai an. Hicks erinnert sich, wie Dr. Grobian darüber gesprochen hat, dass Menschen etwas manems Adrenalin produzieren, das sie schneller macht oder ihnen mehr Energie verleiht, wenn sie sie zum Überlegen brauchen

Blue Secrets / HiccstridWo Geschichten leben. Entdecke jetzt