Kapitel 30 teil 2

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erwiderte ich mit kratziger Stimme.
Sie reicht mir den Becher und ich nippe daran.
"Soll ich dir Frühstück machen ?" Sie drückt meine Schulter.
"Danke, aber ich habe keinen Hunger."
"Du brauchst etwas Energie für deinen ersten Schultag. Ich könnte Pfannkuchen backen. French Toast. Und ich habe alles für ein gutes Reste-Omlett da."
Ich lächele. Ich liebe Reste-Omlett. Sie nimmt alles, was sie kriegen kann - Eier, Zwiebeln, Paprika, Pilze, Kartoffelwürfel, Tomaten und was sonst noch in ein Omlett passen könnte oder auch nicht. "Klar", sage ich und stehe auf.

Der Duft des Mischmaschs dringt bis ins Badezimmer, und ich versuche zu erraten, was drin ist, als ich aus der Dusche trete.
Riecht nach Jalapeños, was meine Stimmung ein wenig aufhellt.
Ich werfe mein Handtuch aufs Bett und ziehe irgendein Shirt von einem Kleiderbügel in meinem Schrank. Ich habe keine Lust gehabt, neue Klamotten für die Schule zu kaufen.
Meine Mitschüler werden also mit meinem altbewährten Look klarkommen müssen - T-Shirt, Jeans und Flipflops. In 2 Wochen werden das sowiso alle tragen, wenn der Zauber des Neuen aus den sorgfältigen geplanten Outfits verschwindet.
Ich binde mein Haar zu einem schlampigen Knoten und strecke ihn mit einem Bleistift fest. Dann greife ich nach meinem Make-up-Beutel und halte inne.
Wimperntusche ist heute keine gute Idee. Vielleicht etwas Foundation. Ich greife nach dem Fläschchen - der Farbton nennt sich "Porzellan".
Angewidert knalle ich es auf meine Kommode. Das ist, als ob man Tipp-Ex auf ein leeres Blatt Papier schmiert - sinnlos.
So hell wie Porzellan bin ich von ganz allein.
Momentan bestehe ich praktisch aus Porzellan. Als ich die Treppe hinunterlaufe, steigt mir ein würziges Aroma in die Nase.
Das Reste-Omlett ist wunderbar.
Hoch aufgetürmt, dampfend und voller leckerer Sachen. Es ist eine Schande, dass ich ziemlich lustlos darin herumstochere.
Das Glas Milch daneben rühre ich nicht an. Ich werfe einen Blick auf den Platz an der Stirnseite des Tisches, auf dem mein Dad immer gesessen ist. Zweu Jahre sind vergangen, seit er an Krebs gestorben ist, aber ich kann mich noch genau daran erinnern, wie er seine Zeitung immer neben dem Teller gefaltet hat.
Wie er und Raff um den Sportteil gestritten haben. Und dass das einzige Beerdigungsunternehmen der Stadt bei seinem Tod genauso gesprochen hat wie bei ihrem.

Blue Secrets / HiccstridWo Geschichten leben. Entdecke jetzt