Das Projekt schnitt einigermaßen gut ab. Bei Snape durfte man nie viel erwarten, deshalb war ich mit der Note, die wir dafür bekamen, alles in allem zufrieden. Aber vor allem war es endlich vorbei. Das bedeutete, dass ich nicht mehr dazu gezwungen war, mich mit Draco zu treffen.
Allerdings fiel das Ergebnis dessen nicht so aus, wie ich es mir erhofft hatte. Nun fühlte ich mich noch mehr allein. Mit Will, der mich nicht mehr zu brauchen schien und Clary, der ich nur ungern von dem Zwischenfall im Krankenflügel erzählen wollte und deshalb nicht wirklich offen mit ihr umgehen konnte, fühlte es sich so an, als hätte ich niemanden mehr. Die Zwangstreffen mit Malfoy waren wenigstens ein Zeitvertreib. Für ein wenig ablenkenden Zeitvertreib wäre ich mehr als dankbar. Mit anzusehen, wie glücklich Will schien, machte mich fertig. Ich vermisste den Kontakt zu ihm so sehr, dass ich schon darüber nachdachte, ihm von Draco und mir zu erzählen. Ob ich dieses Verlangen nun hatte, weil ich unbedingt mal wieder mit ihm sprechen wollte und keinen anderen Grund dazu hatte oder weil mich ein dermaßen schlechtes Gewissen plagte, dass ich es beinahe nicht weiter aushielt, ihn im Dunkeln tappen zu lassen, war mir selber nicht klar.
Wäre mir doch nur klar gewesen, wie sehr ich den Kontakt zu ihm brauche, bevor ich ihm die blöde 'Pause' vor den Kopf geworfen hatte. Ich kannte es ja nicht anders. Schließlich waren wir schon als Kinder freunde - beinahe täglicher Kontakt war alles, was wir kannten.
Als ich eines Abends in den Gemeinschaftsraum zurückkehrte und mir wieder ansehen musste, wie Will mit Theo und ein paar anderen Jungs auf einem Sofa saß und witzelte, bekam ich ein flaues Gefühl im Magen.
Bevor mich irgendjemand bemerkte, verließ ich den Gemeinschaftsraum und wurde dabei von der Fetten Dame beschimpft. Was mir denn einfalle, um die Uhrzeit noch im Schloss umherzuwandern. Aber ihre Worte prallten nur an mir ab und ich ging ziellos durch die Korridore.
Irgendwann erdrückten mich meine Gefühle zu sehr, ich ließ mich im 2. Stock auf einem Treppenabsatz nieder und ließ einfach all die angestauten Emotionen heraus. Weil ich dachte, dass ich alleine wäre, ließ ich meinen Schluchzern freien Laufe. Das ging solange gut, bis ich dumpfe Schritte auf dem kalten Steinboden hörte. Vor Schreck verschluckte ich mich und hustete laut. Daraufhin verstummte das Geräusch der Schritte, bis es nach einem kurzen Moment wieder ertönte.
"Clark?"
Natürlich. Es musste ausgerechnet Draco sein, der Nachts in den Gängen herumstreunte und wahrscheinlich für Umbridge herumspionierte, wer sich noch außerhalb der Gemeinschaftsräume auffhielt.
"Was ist, hast du euer Passwort vergessen? Du bist ja wirklich so du-"
Als er mich genauer ansah und bemerkte, wie ich mir panisch über das Gesicht fuhr, um die Tränen wegzuwischen, verstummte er.
"Heulst du?"
"Nein, natürlich nicht", sagte ich so gefasst wie möglich und mied erstmal seinem Blick.
"Ach klar, wie konnte es mir nicht auffallen, du schwitzt aus den Augen!"
Ich konnte es nicht fassen. Warum konnte dieser Kerl nicht einmal den Mund halten?
Ich blickte ihm Todernst ins Gesicht und biss mir auf die Lippen, bis ich seinem Blick nicht mehr standhalten konnte. Trotz all meinem Stolz schaffte ich es nicht die Tränen weiter zu unterdrücken und fing deshalb wieder unerbitterlich an zu weinen.Von Draco ging ein Seufzen aus, doch anstatt einer weiteren rüden Bemerkung, tat er etwas unerwartetes: Er nahm neben mir platz.
"Okay, was ist los?", fragte er.
"Geh weg, das geht dich nichts an", krächzte ich schniefend.
"Ist es wegen Prinz Charming?"
"Das geht dich nichts an!", antwortete ich mit mehr Nachdruck. "Geh einfach..."
Wieder seufzte Draco, jedoch einen ticken genervter als zuvor. Ich fragte mich die ganze Zeit, wieso er nicht einfach verschwand. Er konnte es wahrscheinlich kaum abwarten seinen Freunden davon zu erzählen, wie ich jämmerlich im Schloss sitze und mir die Augen ausweinte.
"Jones ist ein Arsch", meinte er. "Du kannst es drehen wie du willst, der Kerl ist ein Vollidiot und so schwer es mir auch fallen mag das zu sagen, er hat dich nicht verdient. Und bei Merlins Bart, jetzt hör endlich auf zu flennen."
Mehr oder weniger abrupt hörten die Tränen tatsächlich auf. Mein Gesicht musste schrecklich aussehen, trotzdem lächelte ich Draco leicht an. Freiwillig.
Ich wusste nicht, was ich mir noch weiter erwartet hatte, aber ich war irgendwie enttäuscht, als er aufstand und die Treppen hinab stieg.
"Wir sehen uns, du Sensibelchen."
Irgendwas in mir war unzufrieden, dass er einfach ging und dieses Irgendwas wollte nicht aufhören in meinen Gedanken zu schwirren. Total in Gedanken versunken merkte ich kaum, wie Draco wieder zurückkam.
Verwirrt stand ich von meiner Position auf, während er mich, wohl selbst verwirrt über seine Taten, zwei Treppenstufen unter mir ansah. Ich konnte fühlen, wie mir wieder stille Tränen die Wangen herunter liefen. Ich zuckte etwas, als Draco auf die Stufe unmittelbar unter mir stieg und mir die Tränen mit seinem Daumen wegwischte, ehe er mein Gesicht in die Hand nahm und mich schon wieder küsste.
Dieses mal was es anders als im Krankenflügel. Es war fiel sanfter und nicht so hektisch.
Geschockt sein über das, was wir gerade taten, wäre eine Untertreibung. Ich konnte selbst nicht fassen, wie es wieder dazu kommen konnte, wehrte mich allerdings nicht.
Nach einiger Zeit fuhren meine Hände durch seine ordentlich gemachten Haare, was ihm ein Stöhnen entlockte. Seine Hände wanderten von meinem Gesicht an meine Hüften und zogen mich näher an ihn heran. Als seine Finger jedoch mit einem Knopf meiner Bluse spielten, kam ich wieder zur Besinnung und löste mich von ihm.
Wir beide sahen uns einen Moment unsicher an, bevor ich ihn sachte von mir wegschubste und ohne zurückzublicken in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum sprintete.
Mein Kopf schmerzte höllisch, als er Unterwegs das ganze Geschehnis verarbeitete.
Was zum Teufel war gerade passiert?
Wie konnten wir jemals diesen Schritt gehen und uns zwei mal küssen, obwohl wir uns doch eigentlich hassten?
Schnaufend erreichte ich den Schlafsaal und versuchte mich unbemerkt in mein Bett zu schleichen, da meine Zimmerkameradinnen schon schliefen. Bei meinem Glück knarzte mein Bett extra laut, als ich mich hinlegte, woraufhin Clary sich in ihrem Bett zu mir drehte.
"Wo warst du?", flüsterte sie.
"Ähm.. ein wenig spazieren. Um wieder einen...einen freien Kopf zu bekommen, du weißt schon", erwiderte ich.
Wenn sie wacher gewesen wäre, hätte sie mir meine Ausrede sicherlich nicht abgekauft, aber ich sah in dem spärlichen Licht, wie sie leicht nickte und dann wieder in den Schlaf driftete.
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Fragile Line (Draco Malfoy FF)
RandomJane Clark und Draco Malfoy können sich nicht ausstehen. Während Jane versucht dem arroganten, rassistischen und gehässigen Slytherin aus dem Weg zu gehen, lässt Draco keine Gelegenheit aus seine Frustration an den Gryffindors - besonders an Jane...