Kapitel 13 - Bad things

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Am nächsten Tag begegnete ich Draco mit hochrotem Kopf vor der Großen Halle. Keine Beleidigung, keine harschen Blicke. Ich ging einfach an ihm vorbei.

Kaum wollte ich mich setzen, wurde ich von Will überrascht. Er sah irgendwie aus, als hätte er genauso wenig geschlafen wie ich.
"Jane, können wir bitte reden?"
"Ich glaube, dass alles schon gesagt wurde."

Ich setzte mich und wollte frühstücken, doch Will nahm einfach neben mir Platz und nahm meine Hand.

"Bitte, es tut mir leid. Ich will dich nicht verlieren. Lass es uns weiter versuchen."

Sein Daumen strich über meine Hand. Ich starrte unbeholfen darauf. Irgendwie fühlte es sich falsch an. Ich spürte nicht mehr die Wärme, die normalerweise von Will ausging, wenn ich mit ihm zusammen war. Stattdessen bekam ich ein flaues Gefühl im Magen.

"I-ich weiß nicht", sagte ich. Es war das einzige, was ich in diesem Moment herausbrachte. Will blickte traurig auf meine Hände und nickte.

"Überleg es dir nochmal und schlaf eine Nacht darüber. Du weißt ja, wo du mich findest."

Er küsste meine Stirn und setzte sich wieder ans andere Ende des langen Tisches, so wie die Wochen davor auch schon. Als er fortging fiel mein Blick ungewollt auf Draco und seine Freunde, die mich ebenfalls ansahen und so taten, als müssten sie sich übergeben. Darauf konnte ich nur meine Augen verdrehen. Wie erwachsen sie doch waren.

Im Unterricht fiel es mir ungewohnt schwer, mich zu konzentrieren. Ich musste ständig an die Küsse mit Draco denken, vor allem an den von letzter Nacht. Irgendwie verwirrte mich das alles. Draco und ich hassten uns doch schon bevor wir uns überhaupt wirklich kannten. Wer hätte da gedacht, dass ich jemals in solch einer Situation landen würde?

Nach dem Abendessen verabschiedete ich mich frühzeitig von Clary, um im Gemeinschaftsraum noch ein Buch zu lesen, bevor alle anderen kamen und sich zu laut unterhielten, sodass ich mich nicht mehr konzentrieren konnte.

Auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum fiel mir auf, dass es im Schloss angenehm kühl war. Nicht so kalt, dass man zitterte, aber auch nicht stickig-warm von den diversen Feuern, die in sämtlichen Kaminen brannten. Ich hörte nur meine eigenen Schritte. Bis plötzliches ein weiteres Paar den einsamen Rhythmus meines Gangs störte.
"Clark", rief jemand hinter mir.

Ich drehte mich ruckartig um und sah, wie Draco auf mich zu ging. In seinem Draco-typischen Gang. Fragend sah ich ihn an, während er mich plötzlich an die kalte Steinwand drängte.

"Was wollte Prinz Charming?"

Draco lächelte nicht. Er sah mich an, wie er mich immer ansah. Mit einem Hauch von Abneigung.

"Wieso willst du das wissen? Bist du etwa doch eifersüchtig?", fragte ich unschuldig lächelnd. Ich wollte nicht, dass er mir ansah, wie mein Herzrasen mich wahnsinnig machte.

Draco schnaubte verächtlich. "Sicher nicht. Eher neugierig." 
"Ach wirklich?"
"Wieso sollte ich auf diesen Waschlappen eifersüchtig sein?", fragte er und lachte zynisch auf.

"Ach, Draco, du kannst es doch jetzt endlich zugeben, dass du auf mich stehst."

Jetzt lachte Draco noch lauter und hob überrascht seine Augenbrauen. "Ich? Auf dich? Du bildest dir vielleicht was ein, du Pute. Von was träumst du eigentlich Nachts?"

Ich  ignorierte die Tatsache, dass er mich gerade wieder beleidigt hatte und lachte selbst gekünstelt auf. "Auf jeden Fall träume ich nicht von dir, du Armleuchte." 

"Bestimmt träumst du ständig von den Malen, an denen wir uns geküsst haben. Bestimmt wurdest du noch nie so geküsst und bestimmt träumst du davon mehr als-"

In mir kochte erneut die Wut auf. Was bildete sich dieser Mistkerl eigentlich ein? Es war das erste mal, dass er die Küsse ansprach und dann in diesem Kontext.

"Du hast mich geküsst, schon vergessen?!"

"Aber du hast dich nie gewehrt. Im Gegenteil. Es scheint, als hättest du das ganze vielleicht ein wenig zu sehr genossen", sagte Draco und grinste breit. Langsam kam er näher. 

Idiotischerweise dachte ich, er würde mich küssen, weshalb ich die Augen schloss und darauf wartete, dass meine Lippen mit den seinen kollidierten. Doch stattdessen löste sich Draco wieder von mir und ich hörte ihn nur laut nur lachen.

Als ich meine  Augen wieder öffnete, zwinkerte er mir zu. "Wir sehen uns, du dämliche Emanze."

Und damit setzte er zum Gehen an. Mein Herz klopfte unglaublich schnell, aber ich konnte mir einfach nicht erklären, weshalb es wegen Draco Malfoy klopfte. Vielleicht war es meine Verzweiflung, vielleicht aber auch das Begehren, welches er plötzlich in mir weckte. 

"Warte", rief ich ihm hinterher. Woraufhin er stehen blieb und sich grinsend umdrehte. 
In großen Schritten ging ich auf ihn zu, meine Hand zog ihn an seinem Nacken zu mir herunter, sodass sich unsere Lippen trafen. 

Dieser Kuss war ähnlich wie der erste. Fordernd und intensiv, aber nicht zu grob. 
Einer seiner kalten Hände legte er an meinen Nacken, die andere hielt mich an meiner Hüfte fest. Über meinen ganzen Körper wanderte eine Welle der Gänsehaut und mein Herz drohte mir zu explodieren, so schnell wie es schlug. 

Drei mal verweigerte ich seiner Zunge den Eintritt, woraufhin er frustriert brummte und mich gegen die Wand drängte. Überrascht keuchte ich auf und er ergriff die Chance und unsere Zungen erkundeten sich gegenseitig.  

Nach einer Weile wanderten seine Lippen meinen Nacken herunter und verteilten heiße Küsse darauf. Seine Hände erkundeten meinen Körper und ich bemerkte, dass ich lange nicht mehr eine solche Lust empfunden habe, wie in diesem Moment. "Gott", keuchte ich, als seine kalte Hand meinen Oberschenkel erreichte. Langsam streiften seine Finger in die Innenseite meines Schenkels und verschwanden mit einem Male unter meinem Rock. 

Mir entfuhr ein Stöhnen, als seine Hand meine Unterwäsche erreichte. Gleichzeitig startete er den Versuch, mir einen Knutschfleck zu verpassen, doch im selben Moment wurden wir durch ein Räuspern auseinander gerissen. 

Mit hochroten Wangen und wahrscheinlich geschwollenen Lippen vom Küssen erwartete ich einen verärgerten Lehrer der uns unterbrach. Doch es war Will, der uns gleichzeitig geschockt und stinksauer ansah. 

Meine Hand schnellte zu meinem Mund, ich blickte kurz zu Draco, der sich genervt von der Wand abstieß und fokussierte mich dann wieder auf William, der jetzt nu noch verletzt drein sah. 

"Will", wimmerte ich und merkte, wie mir ein Kloß im Hals anstieg. "I-ich-"

"Scheint mir, als müssten wir über nichts mehr reden", brachte er heraus und drehte sich mit gesenktem Blick um, um zu gehen. 

Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare. 

Was hatte ich getan?

Draco beobachtete mich stirnrunzelnd und schüttelte dann verächtlich den Kopf. 

"Na los, renn ihm hinterher", forderte er mich auf und zeigte in Wills Richtung. "Das ist es doch, was du willst", sagte er erheblich leiser. 

Es war, als wären meine Fußsohlen an den Boden befestigt. Mein Kopf schrie, ich solle Will hinterher rennen, aber irgendetwas in mir weigerte sich zu gehen.

Als ich mich nach einer Weile noch nicht rührte, lachte Draco abfällig auf.

"Sag nicht, dass du jetzt auf mich stehst. Das ist wirklich lächerlich, Clark", sagte er schmunzelnd. 

Mit einem Male holte mich wieder die Vernunft ein. Wie konnte ich hier weiter bei Draco bleiben, wenn ich Will mit meinen Taten gerade so verletzt hatte? 

"Scheiße", murmelte ich vor mich hin und rannte Will hinterher.

Fragile Line (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt