Peinliches Schweigen umhüllte uns. Mit wahrscheinlich hochrotem Kopf knöpfte ich mir meine Bluse wieder zu, während Draco sich seine Hose wieder hochzog. Seufzend wendete ich mich an Draco der feixend zum Spiegel marschierte und sich seine Haare zurecht strich. Ein Blick in den Spiegel bestätigte auch meinen Verdacht, dass ich mal wieder so rot wie eine Tomate war.
"Das war eine einmalige Sache", ermahnte ich ihn, als er seinen Blick nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder von seinem Spiegelbild löste und mich breit grinsend ansah.
"Ganz bestimmt", meinte er ironisch.
"Ich meins ernst", beharrte ich und hob dabei drohend meinen Finger.
"Wir wissen beide, dass du es nicht ernst meinst. Wenn man bedenkt, wie sehr du mich vor weniger als fünf Minuten noch wolltest", meinte er siegessicher.
Mein Blick fiel auf meine Schuhe. Ich habe mich noch nie so elend wie in diesem Moment gefühlt. Das war wahrscheinlich die lächerlichste Aktion, die ich jemals gebracht habe.
Wie zum Teufel konnte es dazu kommen, dass ich mit Draco Malfoy in der Umkleidekabine der Slytherins Sex hatte? Je öfter ich mir diese Frage stellte, desto schlechter wurde mir."Das-Du...I-ich..."
Ich brachte nur verwirrte Laute hervor, woraufhin Dracos Grinsen nur noch größer wurde."Hab ich dich jetzt etwa sprachlos gemacht? Vor weniger als fünf Minuten warst du noch lautstark. Allein, wie du meinen Namen-"
"Halt den Mund!", unterbrach ich ihn.
Er fing nur an zu lachen und ich verprügelte ihn innerlich mit dem Schläger, der hinter ihm gegen die Wand lehnte.
"Ich gehe jetzt", kündigte ich an, nahm Clarys Tasche und öffnete, nicht ohne zu überprüfen, dass niemand mehr hier war, die Umkleide.
"Meld dich, wenn du mich wieder vermisst", rief mir Draco hinterher, was meine Beine dazu brachte Tempo zu gewinnen.
Der Weg zum Aufenthaltsraum verringerte meine Scham und meine wirren Gedanken nicht. Im Gegenteil. Der lange Fußmarsch brachte mich nur dazu, noch mehr über die Sache nachzudenken.
Egal, was zwischen uns die letzten Wochen passiert war. Ich hasste Draco noch immer. Vor allem wegen dem, was passiert war.
Aber weshalb hatte ich teilweise auch Bauchkribbeln, wenn ich daran dachte, was zwischen uns geschehen ist?Mein Gedankenfluss wurde unterbrochen, als ich den vollen Gemeinschaftsraum betrat. Jeder war in Feierlaune, einige hatten Getränke in der Hand und unterhielten sich, während sich andere mit Trinkspielen beschäftigten. Der Anblick der verstörten 1. und 2. Klässlern, die die angetrunken Älteren beobachteten, brachte mich zum Schmunzeln.
Mein Blick flog über die Personen im Raum. Meine Augen scannten den Raum nach meiner besten Freundin ab, was sich als schwer erwies, da der Gemeinschaftsraum rappelvoll war.
Als ich sie endlich erblickte, fiel mir die Kinnlade herunter.Clary war fest an Theo - Wills besten Freund - geschmiegt, während sie sich leidenschaftlich küssten. Ich war gleichzeitig geschockt und aufgeregt, sodass ich kaum bemerkte, wie die beiden sich voneinander lösten und Clarys verträumter Blick auf mir landete.
"Jane!", rief sie und klopfte zappelig auf den Platz neben sich auf dem Sofa. Theo warf ihr noch einen letzten schmunzelnden Blick zu, bevor er sich an seine Freunde wendete, jedoch nicht von Clary's Seite wich.
Wie in Trance nahm ich neben ihr platz. "Bei Merlins Bart, was habe ich verpasst?", flüsterte ich ihr zu.
Breit grinsend fasste sie sich an die Wangen, die leicht rosa glühten. "Er hat mich einfach geküsst, als wir hier oben ankamen. Gott, Jane, ich kann es nicht fassen. ER hat MICH geküsst!", erzählte sie erheitert.
"Also magst du ihn?", wollte ich wissen und teilte ihre gute Laune.
"Ich wollte dir eigentlich nichts sagen", begann sie und wirkte einen Ticken ernster. "Nachdem Will und du auseinander gegangen seid, sind wir uns irgendwie näher gekommen. Ich dachte, weil du frisch getrennt bist, würde dich das vielleicht kränken."
"Unsinn!", antwortete ich ehrlich. "Ich freue mich für dich. Du hast es dir wirklich verdient wieder glücklich zu sein, nach dieser schmutzigen Trennung von diesem schmierigen Ravenclaw-"
"Erwähn das lieber nicht", unterbrach sie mich und schloss angewidert ihre Augen. "Wo bist du eigentlich gewesen?", fragte sie mich.
In meinem Augenwinkel konnte ich sehen, wie jemand seinen Blick auf mich richtete. Aus Reflex sah ich zu der Person. Natürlich war es Will, der mich ansah. Unmittelbar wurde mir wieder flau im Magen. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, aber war mir sicher, dass er Clarys Frage verstanden hatte und nun auf eine Antwort meinerseits wartete.
Ich wurde unruhig, als ich an den Grund für meine Abwesenheit dachte. Schwer schluckend hoffte ich darauf, dass Wills Freunde mich wirklich nicht gesehen haben, nichts mitbekommen haben und Will deshalb nichts erzählen konnten.
Ich wendete meinen Blick wieder auf Clary, die inzwischen Theos Hand hielt und vor sich hin lächelte. Als Erklärung hob ich wortlos ihre Tasche hoch, welche sie dankend annahm.
Die Feier ging munter weiter, doch ohne mich. Ich ging früh auf unser Zimmer, unter anderem, weil Clary sowieso keine Verwendung für mich hatte. Ihre Aufmerksamkeit galt an diesem Abend einzig und allein Theo. Allerdings genoss ich auch die Ruhe des leeren Schlafsaals. Da alle anderen noch unten waren, ließ ich den heutigen Tag noch einmal in aller Ruhe Revue passieren. Wie bin ich nur in solch eine Situation gekommen? Draco machte mich so wütend und trotzdem konnte ich an nichts anderes denken, als die aufregenden Momente. Die schienen in letzter Zeit das einzige zu sein, was ich abgesehen von Ekel vor mir selbst, spürte.
Am nächsten Morgen war ich einer der ersten beim Frühstück. Alle anderen, die noch lange wach waren, steckten noch in den Federn und holten Schlaf auf. Aus allen anderen Häusern, die nichts großartiges zu feiern gehabt hatten, waren auch schon einige früh wach. Darunter waren auch Draco und seine Begleiter, die noch etwas schläfrig am Slytherintisch herumlungerten.
Verstohlen blickte ich zu ihnen, bedacht, mich nicht erwischen zu lassen. Crabbe und Goyle stopften eifrig Rührei und Speck in sich, Draco stocherte eher lustlos in seinem Essen und unterhielt sich gedämpft mit Blaise Zabini. Als er ein Stück seines Frühstücks auf seine Gabel gespießt hatte und er aufschaute um sein Essen zu inspizieren, fiel sein Blick auf mich, da ich in seinem direkten Blickfeld saß. Ein selbstgefälliges, süffisantes Grinsen umspielte seine Lippen und er fuhr sich durch die Haare, um das nachzuahmen, was ich am vorigen Tag bei ihm getan hatte.
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Fragile Line (Draco Malfoy FF)
RandomJane Clark und Draco Malfoy können sich nicht ausstehen. Während Jane versucht dem arroganten, rassistischen und gehässigen Slytherin aus dem Weg zu gehen, lässt Draco keine Gelegenheit aus seine Frustration an den Gryffindors - besonders an Jane...