Mit breitem Grinsen öffnete ich Draco die Tür. Ich verliebte mich sofort an den Anblick. Er sah so unfassbar gut aus in seinem aufgeknüpften Hemd, dem weißen T-Shirt darunter und der schwarzen Hose. Sogar seine Haare sahen ungemachter aus als sonst. Es war noch immer ungewohnt ihn in lässigen Klamotten zu sehen, aber es stand ihm so unglaublich gut.
Ich musste ihn wohl eine Weile angestarrt haben, denn irgendwann räusperte er sich und hob fragend seine Augenbrauen. "Hab' ich irgendwas im Gesicht?", fragte er, wohlwissend, dass dort nichts war und ich ihn nur wegen seines guten Aussehens angestarrt hatte.
Ich schüttelte verlegen den Kopf und trat einen Schritt zurück, um ihm Eintritt zu gewähren.
"Es ist nicht ansatzweise so groß wie dein Zuhause", erwähnte ich als wir unsicher im Wohnzimmer standen. "Aber ich finde doch um einiges gemütlicher", sagte ich und zeigte auf die unzähligen Spielzeugautos meines Bruders, die auf dem Boden verteilt lagen."Tut mir Leid für die Unordnung. Es ist nicht immer leicht den Haushalt zu schmeißen, wenn man einen kleinen Bruder hat", erklärte ich ihm, woraufhin er schmunzelte.
"Sind deine Eltern gar nicht da?", fragte er mich, nachdem ich ihm ein Glas Wasser überreichte.
"Nein", antwortete ich ihm kopfschüttelnd. "Sie sind für die Woche im Urlaub und haben wohl vergessen meinen Bruder und mich mit einzuplanen", scherzte ich.
Wie aufs Stichwort ertönten hastige Schritte auf dem Parkettboden und mein kleiner Bruder Luis betrat den Raum. Abrupt bliebt er stehen, als er den für ihn Fremden bemerkte. "Hallo", begrüßte Draco ihn ein wenig unsicher.
"Hallo", nuschelte Luis nach einer Weile des Starrens und rannte dann zu seinen Spielzeugsautos, die er hastig in seinen Rucksack packte.
"Ich hoffe du hast nichts mehr ausgepackt", mahnte ich ihn. "Ich habe keine Lust mitten in der Nacht aufzustehen, damit ich dir irgendetwas nachbringen muss."Eifrig schüttelte er den Kopf. "Nein, nein. Ich habe nur ein paar Spielsachen eingepackt."
Seufzend wendete ich mich an Draco, der noch immer etwas überfordert und fehl am Platz schien. "Er übernachtet heute bei einem Freund", erklärte ich ihm. "Dann haben wir ein wenig mehr Privatsphäre."
Nun ein wenig glücklicher gestimmt nickte Draco.
Keine zehn Minuten später wurde Luis von den Eltern seines besten Freundes abgeholt und Draco und ich waren unter uns. An der Hand zog ich ihn hinter mir die Treppen nach oben in mein Zimmer. Ich brauchte dringend Abwechslung von der Kinderbespaßung. Als auch Draco vollständig im Raum stand, schloss ich die Tür hinter ihm und drückte ihn dagegen. Während ich mich bereits an seinem Hals zu schaffen machte, schien er nicht ganz bei der Sache zu sein.
"Bist das etwa du?", gluckste er plötzlich. Verwundert löste ich mich von seinem Hals und folgte seinem Blick auf meinen Nachttisch, auf dem ein altes Foto von meinem Bruder und mir stand. Mein Bruder war noch sehr klein und ich war gerade in einer nicht sehr glamourösen Phase. Das Bild entstand während der Weihnachtszeit. Luis trug einen scheußlichen, bunten Pullover und saß in einer Schachtel, während ich daneben saß und einen mit Lametta dekorierten Besen über uns hielt. Leider trug ich auch einen scheußlichen Pullover und darunter eine passende Unterhose. Meine Haare hingen strähnig an meiner Stirn. Beim Aufräumen muss ich vergessen haben, das Bild zu verstecken. Ich hätte es in erster Linie überhaupt nicht aufgestellt, wäre es nicht Luis Geburtstagsgeschenk für mich gewesen.
Ich ließ von Draco ab und trottete zu dem eingerahmten Foto und legte es mit der Vorderseite auf den Tisch. "Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit?", fragte ich zurück. Draco durchquerte den Raum ohne sich umzusehen und nahm den Rahmen an sich, um das Bild nochmal von Nahem zu sehen. So sehr er es auch zu unterdrücken versuchte, konnte er sein feixendes Grinsen nicht ganz verstecken. "Hast du die noch?"meinte er auf meine Unterhose deutend. "Wieso? Wärst du gerne im Besitz von Unterwäsche kleiner Mädchen?"
"Jetzt fang nicht an, das ganze ins Verstörende zu ziehen", sagte er mit verzogener Miene. "Erzähl mir lieber, wieso du nur so spärlich bekleidet bist und du so aussiehst."
"Willst du wirklich darüber reden? Ich dachte wir könnten unsere gemeinsame Zeit anders verbringen", erwiderte ich leicht schmollend.
"Ja Jane, das will ich. Jetzt habe ich es gesehen und wenn ich keine Erklärung dazu bekomme, dann werde ich es nie vergessen können und dieses eigenartige Bild wird sich für immer in mein Gehirn gebrannt haben."
"Du bist ein Arschloch", murmelte ich.
"Ich höre?"
"Da wirst du schon zu anderen Maßnahmen greifen müssen, wenn du es wirklich hören willst.""Man Jane, du kannst so ein Quälgeist sein", klagte Draco laut und wand sich ab. "Wo bleibt da der Spaß?"
Irgendwie fühlte ich mir von der plötzlichen Wandlung seiner Stimmung angegriffen. "Warum möchtest du unbedingt die Geschichte hinter diesem albernen Foto wissen, wenn wir ganz andere Sachen machen könnten?"
"Jetzt bemühe ich mich schon und mache schon wieder alles falsch. Clark, jedes mal schlafen wir miteinander, aber das führt doch zu nichts. Ich versuche dich hier besser kennenzulernen, aber du scheinst ja kein Interesse zu haben."Aus Reflex wollte ich sofort etwas kontern, doch fehlten mir für einen Moment die Wörter. Deshalb saß ich für ein paar Sekunden mit offenem Mund da, nur um ihn dann wortlos wieder zu schließen, wie ein Fisch. "Naja, also über dieses Bild werde ich kein Wort mehr mit dir sprechen, aber wenn du willst.. dann könnten wir ja andere Fotoalben ansehen?", schlug ich unsicher vor als ich mich wieder gefangen hatte.
Also verbrachten wir den Rest des Nachmittags etwas anders, als ich es mir ausgemalt hatte, doch bekam ich eine ganz neue Seite von Draco zu sehen: er schien tatsächlich interessiert an manchen Dingen zu sein, die ich erzählte und lachte über die Bilder die ich ihm zeigte. Außerdem zeigte er sich aufgeschlossen, erzählte sogar von sich. Leider blieb er allerdings nicht lange. Schon am frühen Abend erhob er sich zögernd von unserem Sofa im Wohnzimmer und meinte, er könne nicht lange bleiben. "Was soll das heißen, du musst gehen?",jammerte ich. "Es sind Ferien, was kann da schon so wichtiges sein?"
"Das würdest du nicht verstehen?", sagte er trocken.
"Was? Und du könntest es also nicht mal versuchen es mir zu erklären?", erwiderte ich trotzig und erntete nur ein genervtes Augenrollen von Draco.
"Jungskram", feixte er und machte sich auf den Weg zur Tür, ohne auf mich zu warten."Du könntest wenigstens auf mich warten", meinte ich und griff nach seinem Handgelenk um ihn zu stoppen. Für den Bruchteil einer Sekunde entwich ihm ein Zischen, dann blieb er stehen und drehte sich wieder zu mir, um sich anständig zu verabschieden.
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Fragile Line (Draco Malfoy FF)
RandomJane Clark und Draco Malfoy können sich nicht ausstehen. Während Jane versucht dem arroganten, rassistischen und gehässigen Slytherin aus dem Weg zu gehen, lässt Draco keine Gelegenheit aus seine Frustration an den Gryffindors - besonders an Jane...