Kapitel 22 - Company

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Ich musste mir Tag für Tag immer wieder einreden, dass das was ich momentan für Draco Malfoy empfand nicht echt war. Ich wusste ja nicht einmal selbst was genau ich für ihn empfand und das machte mich wahnsinnig. 
Ich wusste nur, dass ich plötzlich immer in seiner Nähe sein wollte und das, obwohl er mich so derartig in den Wahnsinn trieb. Und ich wusste auch, dass er das merkte und sich wahrscheinlich innerlich darüber lustig macht und mich mit Absicht so quält. 

Seit dem Streit mit Clary hatten wir kein Wort miteinander gesprochen. Ihr schien das kaum etwas auszumachen, da sie in Theos Freundeskreis eingeschleust wurde, während ich mich wie ein Außeseiter alleine durch den Tag kämpfen musste. 

Missmutig stocherte ich in meinem Frühstück herum, bis mich eine Stimme aus meinem Trübsal weckte. "Was wird das, willst du deine Waffeln massakrieren?" Gegenüber von mir saß Clarys großer Bruder und starrte ein wenig angewidert auf meinen Teller. Die Erdbeeren und meine Waffel ergaben ein einziges Schlachtfeld, sodass ich etwas peinlich berührt und augenrollend eine Serviette über mein Essen legte. 

"Alles in Ordnung?", fragte er mich skeptisch. 
Ich zögerte einen Moment und musterte ihn eine Weile, bevor ich ergeben den Kopf schüttelte. 
"Streit mit Clary?", wollte er wissen, woraufhin ich als Bestätigung nickte. 
Er seufzte und sah zu seiner kleinen Schwester, die mit Theo an der Hand kichernd vom Tisch aufstand, um die Große Halle zu verlassen. 

"Ich glaube sie braucht mich nicht mehr", murmelte ich. 

"Unsinn", meinte  lächelnd. "Es ist doch nicht das erste mal, dass ihr Streit habt oder? Ihr habt euch schon so oft gestritten und euch immer wieder vertragen. Sie braucht dich, du bist schließlich ihre beste Freundin. Da kann nicht mal dieser Theo mithalten."
Als Dank für seine Worte lächelte ich ihm zurück. 

"Ich denke ich sollte mich mal auf den Weg in die Kerker machen. Danke für das Gespräch", sagte ich und packte mir ein bisschen Obst in die Tasche. 

"Gerne doch", erwiderte er grinsend.

Er wuschelte mir durch die Haare und wendete sich wieder an seine Freunde, als ob nichts gewesen wäre. Genervt strich ich mir meine Haare wieder zurecht und stieß ihm gegen die Schulter, woraufhin er mir einen warnenden spielerischen Blick zuwarf. 

Kopfschüttelnd machte ich mich dann auf den Weg zum Zaubertrankunterricht, wurde jedoch kurz vor den Treppen zu den Kerkern unter die großen Treppen gezogen. Aus Reflex holte ich einmal aus und schlug der Person, die meinen Arm fest umklammert hatte, in die Magengrube.
Entsetzt musste ich feststellen, dass es Draco war, der mich nach meiner Attacke sofort losließ, um sich seinen schmerzenden Bauch zu halten. 

"Verdammte Scheiße, wofür war das denn?", presste er hervor. 

"Gott es tut mir so leid, i-ich wusste nicht-."
Ich legte meine Hände auf seine Arme, die auf seinen Knien abgestützt waren, während er sich noch vor Schmerzen krümmte. 
"Spar dir das falsche Mitleid, Clark", zischte er und stellte sich wieder aufrecht hin. 
Er sah nicht weniger wütend aus, als ich erwartet hatte. 

"Tut mir wirklich leid, ich konnte ja nicht wissen, dass ich so stark bin und den großen Draco Malfoy verletzen könnte."
"Oh verdammt spar's dir einfach, Clark", meinte Draco missmutig und rieb sich noch einmal über die Stelle an seinem Bauch, die ich Momente zuvor getroffen hatte. 

"Gibt es einen Grund für deine Geheimnistuerei?"

"Wer war denn der Kerl in der Großen Halle? Ihr scheint euch ja gut zu kennen", äußerte Draco nachdenklich. 

Belustigt verschränkte ich die Arme vor der Brust. "Was, bist du eifersüchtig?"
"In deinen Träumen", erwiderte er schnell. "Aber gut, dann werden wir ja keine Probleme haben. Ich treffe auch jemanden." 

Eine Woge der Überraschung durchströmte mich. Ich wollte erwidern, dass ich mich ja eigentlich gar nicht mit Clarys Bruder "traf", wie er es nannte, ließ es dann aber doch im letzten Moment sein. "Okay", sagte ich, nicht wissend, was ich dazu sonst noch sagen sollte. "Wir kommen zu spät", merkte ich noch an und schob mich an Draco vorbei in den düsteren Unterrichtsraum, wobei meine Schulter kurz seine Brust streifte. Draco folgte mir, noch immer seinen Bauch reibend.

Da es ein überaus schöner Tag war, setzte ich mich in einer Freistunde nach draußen in den Hof und genoss die Sonnenstrahlen. Dracos Aussage ging mir nicht aus dem Kopf. Was sollte das denn? Nicht, dass es mir etwas ausmachen würde, aber es war einfach unnötig, es mir zu erzählen.  

Plötzlich verdeckte etwas die Sonne und es wurde für einen kurzen Moment dunkel. Die plötzliche Veränderung in der Helligkeit riss mich aus den Gedanken und ließ mich die Augen öffnen. Kurz darauf wurde ich etwas auf die Seite gedrängt. Mit zusammengekniffenen Augen schaute ich neben mich und sah, dass Clarys Bruder sich neben mich gesetzt hatte.  Da er bis zum letzten Jahr noch in der Quidditchmannschaft gespielt hat, war er ziemlich muskulös und nahm auf der schmalen Steinbank nicht wenig Platz ein. Grinsend legte er die Arme über die Lehne und beäugte mich aus ebenfalls zusammengekniffenen Augen.  "Was läuft?", fragte er leichthin. 

"Was machst du denn hier?"
"Es sind ziemlich viele Leute hier draußen. Ich kann dich doch nicht so alleine hier sitzen und aussehen lassen wie ein - naja, muss ich es wirklich aussprechen?"

"Absoluter Loser?", fragte ich lachend. "Wie nett von dir." Auch Dan schmunzelte. Dann reckte er das Gesicht der Sonne entgegen, worauf wir in Stille nebeneinander saßen und die Wärme genossen. Ich kannte Clarys Bruder zwar schon lange, aber trotzdem waren wir nie lange genug allein, um etwas zu haben, worüber man sich unterhalten könnte.  

Demnach verbrachten wir den Rest der Stunde so, wobei es mich wunderte, dass er so still neben mir sitzen blieb, anstatt irgendwann zu seinen Freunden zurückzukehren, die auf der Wiese lauthals irgendein Ballspiel spielten. Als es Zeit war zu gehen, rammte er mir nicht schmerzhaft den Ellbogen in die Seite und stand auf. "Ich muss los - McGonagall schätzt es nicht, wenn man zu spät kommt. Komm ruhig zu uns, wenn Clary mal wieder nur Augen für Theo hat. Wir sehen uns." 

"Okay, danke", meinte ich perplex, aber aufrichtig dankbar für das Angebot.

Fragile Line (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt