Kapitel 30 - Meet Me In The Hallway

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"Dieses Wochenende, wir beide alleine?", raunte mir Draco zu, als die Luft rein war und sich niemand mehr in dem großen Klassenraum befand. Ich spürte bereits eine Woge der Vorfreude aufsteigen, doch dieses Gefühl erlosch sofort wieder, als mir einfiel, dass das nicht ging. "Ich wünschte, es ginge, aber da gibt es einen Haken", gab ich zu. "Ich muss nachsitzen. Und dazu wahrscheinlich noch fast das komplette Wochenende, so viel wie ich versäumt habe."

Genervt stöhnte Draco auf. "Das ganze Wochenende?", fragte er ungläubig. "Wann sollen wir denn dann bitte die Chance auf etwas Privatsphäre haben?"

"Es tut mir leid, okay? Ich habe es mir schließlich nicht so ausgesucht. Ich -", meinte ich und nahm einen Zipfel seiner Jacke zwischen die Finger und spielte damit, während meine andere Hand seine Brust betastete. Es war eigenartig, ihn so zu berühren, fast zärtlich, aber es fühlte sich auch gut an. "Ich würde doch auch viel lieber auf deinen Vorschlag eingehen, aber dieses Wochenende geht es nunmal nicht. Aber nächste Woche. Und dann sind ja auch schon bald Ferien, da werden wir genug Zeit haben."

Draco schnaubte noch einmal unerfreut, aber gab sich dann mit dieser Aussicht zufrieden. Ich nickte und wollte zum Mittagessen gehen, doch Draco hielt mich noch einmal zurück und gab mir einen schnellen Kuss. Grinsend entließ er mich aus seinen Fängen und meinte: "Wie soll ich es denn sonst bis nächstes Wochenende aushalten?"

Doch wir sahen uns schon früher wieder, als erwartet. Ob er das in diesem Moment schon geplant hatte oder nicht, konnte ich nicht wissen. Dennoch zog er mich, kurz bevor ich zum Nachsitzen antreten musste, in eine dunkle Nische eines Korridors und erklärte mir, er habe sich auch einige Stunden Nachsitzen eingebrockt und er sorge dafür, dass der Lehrer für einige Zeit verhindert sein wird, sodass wir etwas Zeit für uns haben könnten.

"Draco, das ist ein toller Plan, aber Clary ist auch da und wir können nicht vor ihr....", versuchte ich ihm schonend mitzuteilen.

"Ist das dein verdammter ernst? Konntest du damit nicht früher rausrücken, bevor ich mir extra Nachsitzen einheimse?", wollte er frustriert wissen. 

"Konnte ich denn riechen, dass du es so nötig hast?"

Er sah mich wütend an und fuhr sich gestresst über sein Gesicht. 

"Du machst es mir wirklich verdammt schwer mit dir auszukommen", zischte er, als ich augenrollend an ihm vorbei schlenderte. 

Schließlich wollte ich nicht noch mehr Wochenenden opfern müssen, wenn ich jetzt zu spät kam. 
Beim Nachsitzen waren Clary, Draco, irgendein Hufflepuff Zweit- oder Drittklässler und ich. Ich warf Draco einen Blick zu, der ihm so viel sagen sollte wie: "Dein Plan hätte ja sowieso nicht hingehaun." Allerdings kritzelte Draco nur missmutig auf seinem Pergament herum. 

Ich erledigte McGonagalls Aufsatz noch bevor Dracos Plan Professor Sprout, unsere Aufsicht, aus dem Klassenzimmer zu bringen, stattfand. Er wurde ungeachtet von seiner Notwendigkeit noch durchgeführt, aber nur damit Draco eine halbe Stunde früher unbemerkt abhauen konnte. 

Filch wurde irgendwann zu uns geschickt, um uns offiziell zu entlassen. Dabei viel ihm Dracos Abwesenheit tatsächlich nicht auf und ich bekam ihn auch nicht mehr zu sehen, nicht einmal beim Abendessen.  

Natürlich breitete sich dadurch ein ungutes Gefühl in meinem Magen aus. Ich ging sofort von dem Schlimmsten aus. Wenigstens leistete mir Clary nach unendlicher Zeit wieder Gesellschaft, sodass ich durch sie wenigstens ein wenig abgelenkt werden konnte. 

"Also...", leitete sie im Schlafsaal ein, als wir zusammen auf meinem Bett saßen und uns mit Süßgkeiten vollstopften. 

Sie zog vorsichtshalber die Vorhänge zu und hüllte uns mit einem Schutzzauber ein, sodass die anderen Mädchen nichts von dem Gespräch Luft bekamen. 

"Du und Draco...?", fragte sie zaghaft. 

"Bist du dir sicher, dass wir schon darüber reden sollten? Schließlich war das der Grund, weshalb wir uns ursprünglich so gezankt haben und wir sind gerade dabei uns wieder zu vertragen, also..."

"Also läuft tatsächlich etwas zwischen euch", stellte sie wie benebelt fest. 

Ich wartete einen Moment, bis sie diese Information verarbeitet hatte. 
"Du wirst aber jetzt nicht gleich wieder zu Will und Theo rennen und es ihnen erzählen oder?"

Entsetzt sah sie mich an. "Spinnst du, natürlich nicht. I-ich bin nur noch ein wenig geschockt. Es tut mir leid, aber ich hätte erwartet, dass er nur mit dir spielt, Jane. Es ist schließlich Draco von dem wir hier reden."

Nachdenklich tippte ich auf der Schokoladenbox herum. "Manchmal bin ich mir ja selbst nicht sicher, ob das für ihn so ernst ist wie für mich", nuschelte ich. 

"Wie meinst du das?", wunderte sich Clary. 

Die Tatsache, dass er so wütend wurde weil wir keine private Zeit bekamen, ließ mich einerseits denken, dass es ihm womöglich wichtig war Zeit mit mir zu verbringen. Andererseits ließ mich auch der Gedanke nicht los, dass es ihm nur um das eine ging und dass er sich in diesem Moment bereits mit jemand anderes begnügte. 

"Ist doch auch egal", sagte ich kopfschüttelnd. "Reden wir lieber darüber, wie du dich wieder mit Theo vertragen kannst. Das hat momentan Priorität", verkündete ich. 
Den restlichen Abend malten wir uns aus, wie Clary auf ihren Freund zugehen sollte, um das zu klären. 

Schon am darauffolgenden Morgen beim Frühstück versöhnten sich die beiden. Für mich bedeutete das allerdings wieder alleine sitzen. Nachdem Will Clary so manipuliert hatte, wollte ich ihm so gut es ging aus dem Weg gehen. Und weil er Theos bester Freund war und ihm seit unserer Trennung kaum noch von der Seite wich, verzichtete ich auf Gesellschaft und suchte mir einen Platz alleine. 

Eigentlich fand ich es gar nicht so übel alleine zu sein. Ich hatte mich schließlich daran gewöhnt und außerdem wusste ich dieses mal, dass ich im nachhinein wieder bei Clary willkommen war. 
Jedoch ließen mich durch die mangelnde Unterhaltung auch meine Gedanken an Draco nicht in Frieden. Irgendwann hielt ich deswegen Ausschau nach ihm. 

Als ich ihn an seinem gewohnten Platz am Slytherintisch fand, atmete ich fast schon erleichtert aus. Es war zum Glück kein Mädchen an seiner Seite. Er scherzte wie üblich mit seinen Kumpanen und das wohl auf Kosten des Goldenen Trios, die ihm nur abwertende Blicke zuwarfen. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich bestimmt schon von irgendjemandem beim Starren erwischt wurde, erwiderte Draco meinen Blick. Er hob fragend eine Augenbraue, während ich ihm verführerisch zuzwinkerte. Überrascht blickte er sich um, um zu prüfen, ob jemand mein riskantes Verhalten bemerkte, doch niemand schien es mitbekommen zu haben. Er teilte mir per Kopfbewegung mit, dass ich mich nach draußen begeben sollte.

Ich befolgte seiner Anweisung und wartete einfach unter der Treppe, da er mich hier schon einmal abgefangen hatte und wir abgeschirmt vor den ganzen Schaulustigen Mitschülern waren. 

Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte er mich schon gefunden und zog mich an sich. 

Seine Lippen fielen über meine her und wanderten nach einer Weile meinen Hals herunter. 
Keuchend gab ich mich ihm hin, bis er irgendwann stoppte und mich grinsend ansah. 
"Dir auch einen guten Morgen", kicherte ich. 
Seine Hände ließ er an meinen Hüften ruhen, wobei er seine Finger unter meinen Pullover verschwinden ließ und kleine Kreise mit seinen Daumen zeichnete. Unwillkürlich breitete sich eine Welle der Gänsehaut auf meinem Körper aus und mein Herz schlug wahrscheinlich um das doppelte als üblich. 

"Wie wäre es, wenn wir uns einen gemütlichen Abend nach dem Nachsitzen gönnen", schlug er verlockend vor. "Wir könnten uns ein Zimmer in Hogsmeade mieten - natürlich auf meine Kosten - und wären endlich ungestört."

Überrascht musterte ich ihn. "Wir können nicht nach Hogsmeade", erinnerte ich ihn. "Wir müssen doch nachsitzen, wenn wir entlassen werden ist schon längst Ausgehverbot."

"Wo bleibt die Spannung, wenn man nie etwas riskiert?", wiederholte er seine Aussage, die mich bereits schon einmal umgekriegt hat. 

Fragile Line (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt