Kapitel 35 - Nervous

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"Vergiss nicht mir eine Karte zu schreiben",nuschelte ich in die Umarmung. "Und schreib mir, falls du einen süßen- Oh."
"Was?", lachte Clary und löste sich von mir.  
"Ich dachte, du könntest ja einen netten Typen kennen lernen, aber du hast ja jetzt Theo." Ich fühlte, wie ich errötete, als ich Theos Blick neben Clary sah. Tadelnd schüttelte er den Kopf. "Egal. Schreib mir trotzdem", folgerte ich und fügte flüsternd hinzu: "Lass es mich trotzdem wissen, falls da jemand ist." Als Antwort zwinkerte Clary und umarmte mich noch einmal. "Wir sehen uns in zwei Wochen!"

Grinsend sah ich den beiden noch kurz hinterher, bis ich in entgegengesetzter Richtung den Bahnhof verließ und in die Sommerferien marschierte. Endlich war es soweit. Innerlich spürte ich die Freude auf so viele Tage der Entspannung  in mir aufkochen. Außerdem war ich mit Draco verabredet und war aus irgendeinem Grund seltsam zuversichtlich, dass wir uns an unseren kleinen Pakt halten würden. Vielleicht lag es einfach nur an dem schwindenden Stress der letzten Monate.

Zuhause genoss ich erst mal den ersten freien Tag, ließ mich von meiner Mutter mit meinem Lieblingsgericht bekochen und hörte mir sinnlose Geschichten von meinem kleinen Bruder an, doch am zweiten Tag fand ich mich bereits in dem großen Landhaus der Malfoys wieder. Inzwischen war ich nicht mehr so eingeschüchtert von dem ganzen Prozess, wie ein Hauself die Tür öffnete und einen stumm durch die Gänge führte. Außerdem hatte ich keine Probleme mehr, Dracos Zimmer unter all den verschiedenen Türen zu erkennen. Ich klopfte an und öffnete die Tür, ohne auf eine Antwort zu warten, schließlich erwartete Draco mich. Er saß an seinem Schreibtisch, drehte sich um und grinste als er mich sah und wir taten das, was wir eben immer taten.  Danach machte Draco ein Nickerchen und ich sah mich ein wenig in seinem Zimmer um. Es gab nicht viel zu sehen außer ein paar wenigen Büchern. Ich ließ mich auf seinen Schreibtischstuhl fallen und spielte mit einem Stift. Als ich im Stillen saß, fiel mir auf, wie viel Privatsphäre Draco hier hatte. Nie hörte man auch jemanden nur den Gang entlanglaufen. Nie kam jemand zu Dracos Tür und erkundigte sich nach ihm. Wir mussten nicht mal besonders mit der Lautstärke aufpassen. Gerade als ich mir darüber Gedanken machte, fand ich auf seinem Schreibtisch eine aktuelle Zeitung, auf der Titelseite: Lucius Malfoys Abschub nach Askaban.

Erschrocken blickte ich auf den noch immer schlafenden Draco. Plötzlich war es nicht mehr so verwunderlich, dass er hier so seine Ruhe hatte. Mit klopfendem Herzen überflog ich den Artikel, besonders die Worte Todesser standen heraus. Neun andere Namen wurden genannt, alles viele der übelsten Kerle, die bekannt waren.  Zwar wusste ich, dass Dracos Eltern einen bestimmten Ruf hatten, doch konnte ich mir schwer vorstellen, dass sie ihm nach wie vor treu waren. Vielleicht weil es mich nie etwas angegangen ist, vielleicht aber auch weil ich nicht glauben wollte, dass es diese Leute noch gab. Schaudernd schob ich die Zeitung von mir.  Keine Minute zu früh, denn Draco begann sich zu regen und wachte langsam auf. Ich versuchte meinen Schrecken zurückzuhalten und natürlich zu wirken, doch die Laune war mir eindeutig vergangen.  

"Hey", meinte er mit rauer Stimme und grinste, als er bemerkte, wie ich ihn beobachtete. "Hunger? Man, ich verhungere."
"Nein", antwortete ich. "Ich sollte sowieso mich sowieso besser auf den Weg machen."
"Was? Jetzt schon?", fragte Draco ungläubig. 
"Naja, was heißt 'jetzt schon', du hast schließlich eine ganze Weile geschlafen, während ich die Zeit alleine totschlagen musste", lachte ich.
"Hast mich eben ziemlich verausgabt."

Bei dieser Aussage flammte ein Funke in mir auf und die Hitze stieg mir ins Gesicht. Beinahe naiv musste ich kichern. 
"Du bist unmöglich." Plötzlich fiel mir der Artikel wieder ein und mir wurde wieder ein wenig mulmig. "Naja, also dann... Wir sehen uns übermorgen?"
Draco wirkte ziemlich verwirrt, mich so schnell gehen zu sehen und erwähnte nur ganz flüchtig, dass er mich gerne zum Essen ausführen würde. Allerdings konzentrierte er sich eher darauf herauszufinden, weshalb ich verschwand und ob es an etwas lag, das er getan hat. 

Weil er sich solche Sorgen machte, viel es mir ziemlich schwer ihn so einfach stehen zu lassen. Doch erst als ich wieder bei mir zu Hause ankam, fiel es mir wieder leicht zu atmen. Die ganze Todesser-Sache ließ mich auch den ganzen Abend nicht mehr los.


Am nächsten Morgen wachte ich mit kalten Schweißperlen auf der Stirn auf. Mein Traum spielte sich allerdings noch immer vor mir wider. In meinem Traum war Draco der oberste Gefolgsmann von Du-Weißt-Schon-Wer. Sein stolzer Gesichtsausdruck, den er aufgesetzt hatte, als er einen Muggel nach den anderen folterte, brannte sich tief in mein Gedächtnis, dass nicht einmal eine kalte Dusche diese Szene auslöschen konnte.

Ich redete mir den restlichen Tag ständig ein, dass ich mich umsonst wahnsinnig machte. Nur weil sein Vater ein Todesser war, bedeutete das noch lange nicht, dass Draco auch einer war. Und warum sollte Du-Weißt-Schon-Wer einen 16-jährigen Todesser bei sich aufnehmen? Zu welchem Zweck?
Außerdem wäre es mir aufgefallen, hätte er das Dunkle Mal an seinem Arm. 

Gottseidank hatte ich diesen einen Tag zum beruhigen meiner Nerven, denn als Draco und ich uns zum Essen trafen, konnte ich mich wieder voll und ganz auf ihn einlassen und war keines Wegs verklemmt.

Und anders als erwartet lud mich Draco in kein schickes Restaurant. Er führte mich in einen Pub, der die besten Burger, die ich jemals gegessen habe zubereitete. Ich wollte es kaum ein Date nennen, da es sich noch immer ein wenig suspekt anfühlte auf dieser Schiene mit Draco zu gehen. Trotzdem hatte er alle meine Erwartungen übertroffen und wir hatten wirklich viel Spaß miteinander. Es ging sogar so weit, dass ich wieder bei ihm im Bett landete. Als kleines Dankeschön für den schönen Tag. 

Danach sahen wir uns vier Tage nicht mehr. Ich wollte nicht zu sehr nachhaken, weshalb er keine Zeit für mich fand, da ich einerseits nicht zu anhänglich wirken wollte und andererseits verstehen konnte, dass er wegen seinem Vater gerade eine schwere Zeit durchmachte. 

Ich war mehr als aufgeregt, als er sich endlich wieder bei mir meldete und noch aufgeregter, dass er darauf bestand zu mir nach Hause zu kommen. 


Fragile Line (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt