Kapitel 25 - Confessions

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Zum ersten Mal in meinem Leben war ich den Lehrern dankbar, dass sie uns so viel zu tun gaben. Denn so konnte ich Clary, Theo und Will aus dem Weg gehen.  Die drei sah man nur noch zusammen, als hätten sie sich gegen alle anderen verschworen. Deshalb erledigte ich all meine Aufgaben, alleine und weit entfernt vom Gemeinschaftsraum, in der Bibliothek. Dort konnte ich ungestört sein und den verurteilenden Blicken meiner ehemaligen Freunde entgehen. 

Manchmal erwischte ich mich dabei, wie ich an Will dachte. Obwohl wir keinen Kontakt mehr zueinander hatten, merkte ich, wie sehr er sich verändert hatte. Nur zu gern hätte ich den Grund dafür gewusst. Ob wir wohl noch zusammen wären, wenn er sich nicht so entwickelt hätte? Und wo die Sache zwischen Draco und mir wohl hingeführt hätte?

Draco. Seit unserer letzten Begegnung, die nicht sehr positiv geendet hatte, lehnte er jeglichen Kontakt zu mir ab. So schien es mir zumindest - ständig waren Leute um ihn. Wahrscheinlich ließ er sich sogar in die Waschräume begleiten, um mir nicht alleine über den Weg laufen zu müssen. 

Wieder einmal bereitete mir dieses Durcheinander in meinen Gedanken Kopfschmerzen, sodass ich es aufgab, den Aufsatz für Zaubertränke noch fertig zu schreiben. Während ich meine Unterlagen zusammenpackte, wurde mir sogar ein wenig Schwarz vor Augen. Ich hatte mich so auf das Pergament konzentriert, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie spät es geworden war.  Ich schien inzwischen die einzige Person in der Bibliothek zu sein. Ich wunderte mich, warum Madam Pince mich nicht schon längst rausgeworfen hatte, machte mir aber nichts weiter daraus und machte mich freiwillig auf den Weg. 

In den dunklen Gängen wurde mir erst bewusst, wie spät es tatsächlich war. Ich konnte kaum sehen und es war zu riskant, Licht mit dem Zauberstab zu erzeugen. Umbridge hatte überall ihre Gangkontrollen und eigentlich dürfte ich mich nicht mehr außerhalb des Gemeinschaftsraums befinden. 

Ich schlich durch die Gänge und konzentrierte mich auf meine Füße, um nicht zu stolpern und ungefähr zu wissen, wo ich hin lief. Leider war ich wieder so konzentriert, dass ich nicht hörte, dass ich nicht mehr alleine war. Plötzlich stieß ich mit der Schulter unsanft gegen jemand anderen. Erschrocken sah ich auf. Da ich mich auf einer Art Wehrgang befand, der mit diversen Fenstern durchsetzt war, konnte ich auch erkennen, gegen wen ich gestoßen war. Es war so klischeehaft, dass ich am liebsten laut aufgelacht hätte. 

Natürlich war ich gegen Draco gerempelt. Er schien ebenso wenig darauf geachtet haben, wohin er ging, denn auch er war überrascht und blieb stehen. Vielleicht blieb er allerdings auch stehen, um mich zu verpfeifen, schließlich war er auf Patrouille für Umbridge...

"Was ist los?", fragte ich spielerisch, nachdem er weder etwas sagte noch weiterging. Er stand da, als wäre er nicht ganz da. Mit hochgezogener Augenbraue wartete ich auf eine andere, doch Draco schüttelte nur kaum merklich den Kopf und ging weiter, ohne mir zu antworten.  "Was?", rief ich, dieses mal lauter, und war wirklich etwas verwirrt.  Als ich noch immer keine Antwort bekam, verdrehte ich genervt die Augen und setzte ihm nach. Zügig holte ich auf. "Ist antworten neuerdings out?" Keine Antwort. Das einzige, was die Stille durchbrach war Dracos stetiges Atmen. 

"Wow, okay, ich dachte wir wären über das Alter hinaus, in dem man einfach so tut als würde man jemanden nicht hören, wenn man ein Problem hat", meckerte ich.

"Du kapierst es einfach nicht Clark, oder?", pampte Draco plötzlich zurück.

Perplex und überrascht über seinen Ausbruch sah ich ihn an. 

"Was soll ich nicht kapieren?"

Dracos Stirn wurde von einer tiefen Falte gezeichnet, die sich auflöste als er schnaubend den Kopf schüttelte und sich von mir abwendete. 
Er sah verzweifelt aus und aus irgendeinem Grund verspürte ich Mitleid mit ihm, als er sich gestresst über sein Gesicht fuhr. 

"Draco...", fing ich zaghaft an. 
Der Versuch seine Hand dabei zu nehmen, wurde seinerseits abgelehnt, da er sich meinem Griff entzog.

"Vergiss es, Clark", brummte er und wollte sich an mir vorbei drängen. 

Fast hätte ich seinen Abgang auch zugelassen, wenn in mir nicht diese Neugier und Verwirrung stecken würde.

"Nein!", rief ich ihm hinterher. 

Er ging einfach weiter, weshalb ich  gezwungen war seinen Vorsprung einzuholen, um ihn zum Stoppen zu bringen. 
Ich griff erneut nach seiner Hand und drehte ihn um. Augenrollend blickte er auf mich herab. Dabei wirkte er ziemlich einschüchternd, vor allem wegen seiner Größe und diesem gereiztem Gesichtsausdruck. Dies brachte mich dazu seine Hand loszulassen und mich einen Schritt von ihm zu entfernen. 

"Wie soll ich dich verstehen, wenn du nicht mit mir sprichst?", wollte ich ihn zaghaft wissen. 

"Du würdest es nie verstehen", erwiderte er. Seine Gesichtszüge entspannten sich, deshalb beschloss ich ihm wieder einen Schritt näher zu kommen. 
Ein kleines Lächeln bildete sich dabei auf meinen Lippen. 
"Hör auf so dramatisch zu sein und spuck' es einfach aus. Ich werde dir zuhören-"

Draco schüttelte den Kopf. "Ich kann es dir nicht sagen, Clark."

"Hör auf dich so kindisch aufzuführen", beschwerte ich mich und verschränkte die Arme vor der Brust. 

"Verdammt, kannst du nicht irgendjemand anderes nerven?", murrte er sichtlich wieder wütender werdend. 

"Solange du nicht mit mir redest, nein! Warum kannst du mir nicht sagen, was ich angeblich nicht verstehen soll?", fragte ich ihn dieses mal mit Nachdruck. 

Er sah mich keine zwei Sekunden nur mit seinem Draco-Typisch wütenden Blick an, bevor er einfach mein Gesicht in die Hände nahm und mich küsste. 
Erschrocken wich ich zurück, doch eine seiner Hände legte sich auf meinen Rücken und verhinderten, dass ich mich abwenden könnte. 
Anfangs war ich zu verwundert, um auf den Kuss einzugehen, doch als ich diese Schmetterlinge in meinem Bauch fühlte, ließ ich mich darauf ein. 

Und verdammt hatte ich dieses Gefühl von seiner Nähe vermisst. Ich konnte es mir selbst kaum eingestehen, wie gut er mich fühlen ließ. Alleine dieser Kuss ließ mich Dinge fühlen, die ich nicht einmal bei Will gefühlt hatte. 

Alles um uns herum wurde ausgeblendet, ich konzentrierte mich nur auf ihn und fing an meine Hände in seinen Haaren zu vergraben, weil ich wusste, dass es ihm gefiel.
Nach einer Weile löste er sich von mir. Aber nicht komplett. Er lehnte seine Stirn an meine und ich fürchtete mich davor meine Augen zu öffnen, aus Angst, ich könnte direkt in seine sehen und mich endgültig in ihn verlieben. 

"Weil du mich verdammt nochmal wahnsinnig machst, Clark", flüsterte er.


Fragile Line (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt