Zurück auf Hogwarts suchte Will ständig nach meiner Nähe, doch ich ging ihm gekonnt aus dem Weg. Nie zuvor ist mir aufgefallen, wie lang die Tische in der Großen Halle tatsächlich waren. Ab und an gab es Momente, in denen ich mir ziemlich kindisch vorkam, in anderen erinnerte ich mich allerdings wieder an Wills Verhalten, was meiner Meinung nach viel kindischer gewesen war, und machte weiter wie gehabt.
Auch der Abgabetermin unseres Projektes rückte näher und obwohl wir voran kamen, fehlte doch noch einiges an den geschichtlichen Vorkommnissen. Kein Wunder dass es davon so viele gab, schließlich ist ein Friedenstrunk ja doch sehr sinnvoll. Doch dass der Tag, an dem es eigentlich vervollständigt sein sollte, greifend nah war, war auch nicht gerade hilfreich.
Es reichte mir schon, wegen Will so mies drauf zu sein, da hatte ich keine Lust mich auch noch mit der Arbeit herumzuscheren. Und das resultierte darin, dass es gar nicht weiter ging, was mich nur noch mehr runter zog. Es war wie ein teuflischer Kreislauf. Clary versuchte mich aufzumuntern, wollte aber auf der anderen Seite immer wieder Treffen mit Will vereinbaren, was zur Aufmunterung nicht gerade viel beitrug. Da mir eigentlich rein gar nichts passte, was die Leute sagten oder taten, verschanzte ich mich die meiste Zeit im Schlafsaal.
An einem Nachmittag traf ich mich zwar mit Draco, doch da bekamen wir auch nichts auf die Reihe. Sein "Fleiß" von den Ferien hatte sich wieder in warme Luft aufgelöst. Er lümmelte nur wieder auf seinem Stuhl in der Bibliothek, kaute geräuschvoll Kaugummi und musterte irgendein Mädchen, das anscheinend hinter mir Bücher zurück in die Regale räumte.
"Was neues von Prinz Charming?", fragte er feixend, als ich es aufgab in das aufgeschlagene Buch zu glotzen und es geräuschvoll zuschlug. Ich erntete einen wütenden Blick von Madam Pince, ließ mich aber trotzdem nicht stören, dasselbe auch mit den anderen Büchern, die über den Tisch verteilt waren, zu tun.
"Ja. Wir haben uns ausgesprochen. Stellt sich heraus, er ist ein Vampir und war zu ausgemergelt, mich in den Ferien zu treffen. Stattdessen ist er ein bisschen Jagen gegangen, damit man ihm nichts mehr anmerkt."
"Oh mist, und ich dachte, er hätte einfach nur eine seinesgleichen gefunden und gemerkt, dass ihm Schlammblut-Gestank viel besser gefällt, als dein...Eigengeruch.""Bei Merlin, du bist so nervtötend", stöhnte ich. Fest entschlossen erhob ich mich von meinem Stuhl und machte mich ohne eine Verabschiedung auf den Weg aus der Bücherei. Ich rechnete stark damit, meine Ruhe zu haben, doch diese Rechnung ging nicht ganz auf, denn auch Malfoy sprang auf und lief mir hinterher. Er holte mich schnell ein, grinste fies, und meinte dann: "Oh Clark, du bist doch nur so schlecht gelaunt, weil dir ein bestimmter Teil von Prinz Charming in letzter Zeit sehr fehlt, wenn du verstehst was ich meine."
Ich fühlte, wie mir die Wärme ins Gesicht stieg. Vor Wut und ein wenig vor Scham. Aber hauptsächlich vor Wut. Ich wusste keine Antwort und holte einfach aus. Für Draco war meine Aktion so unerwartet, dass ihn meine offene Handfläche direkt traf, sodass er einige Schritte rückwärts taumelte.
Er blickte mich empört an, hätte wohl nie erwartet, was auf ihn zu kommen würde.
"Dafür wirst du zahlen!", giftete er und ich bemerkte, wie er nach seinem Zauberstab griff.
Ich kam ihm allerdings zuvor und blockte seinen ersten Zauber ab. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und feuerte drei Zaubersprüche auf ihn. Der letzte traf ihn.
Es war kein schlimmer Zauberspruch. Der Zauber hatte ihn nach hinten geschleudert. Und vielleicht war er ein wenig unvorteilhaft aufgekommen. Aber sicherlich nicht so schlimm, um gleich in den Krankenflügel gebracht zu werden.
Doch wie allseits bekannt war, neigte Draco Malfoy dazu aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Einer von Draco's Gefolge hatte ihn in den Krankenflügel geschafft, nachdem er sich wild vor sich her fluhend aufrappelte und durch die Korridore taumelte.
Nach zwei Tagen fragte ich mich natürlich, warum er so lange im Krankenflügel bleiben musste.
Und außerdem fühlte ich mich im Nachhinein doch etwas schlecht. Ich wäre niemals so ausgeartet. Ich konnte mich immer zurückhalten. Sogar Clary war über meinen Ausbruch geschockt. Es war wirklich nicht meine Art, solche Maßnahmen anzuwenden, aber ich hatte in dem Moment wohl nicht richtig nachgedacht. Deshalb beschloss ich ihn bei Madam Pomfrey zu besuchen.Draco lag in einen der hinteren Betten. Es schien ihm gar nicht so übel zu gehen. Er lag gelassen da und blätterte durch eine Zeitschrift. Er sah erst auf, als ich neben seinem Bett stand und mich räusperte. Schnell setzte er sich auf. Er simulierte also wirklich nur.
"Was machst du denn hier?", zischte er.
"Dich besuchen, wonach sieht es denn aus, Superhirn?", antwortete ich schnippisch.
Ich merkte wie ich wieder gereizt wurde, versuchte mich aber zusammen zu reißen.
"Ich wollte mich entschuldigen", gab ich kleinlaut zu.
Draco fing an zu grinsen. "Du hast mich also vermisst."
Ungläubig sah ich ihn an, woraufhin sein Grinsen nur noch breiter wurde.
"Nein! Du bist unmöglich!", rief ich und wollte schon wieder davon rauschen, als Draco noch einmal nachlegte. "Dein Hintern ist übrigens gar nicht mal so schlecht, du könntest ihn beim Gehen aber ein bisschen besser in Szene setzen."
Abrupt blieb ich stehen. Der Versuch jetzt noch ruhig zu bleiben, wäre vergebens gewesen. Ich fühlte wieder diese Wut in mir aufkochen, wie an dem Tag, an dem ich ihn schon einmal angegriffen hatte, und drehte mich um. Draco saß inzwischen auf dem Bett, sodass seine Füße den Boden erreichten.
Verdammtet Heuchler.
Neben seinem Krankenbett erblickte ich eine Blumenvase. Ich lief gerade aus auf sie zu, riss die Blumen heraus und kippte den restlichen Inhalt über Draco, der, wie ich gerade erst bemerkte, nur Boxershorts und ein T-Shirt trug.
"Du bist doch ein verrücktes, unnützliches Stück!", rief er und stand auf.
Seine Größe kam mir noch nie so bedrohlich wie jetzt vor.
"Was ist nur falsch bei dir gelaufen? Kein Wunder, dass dich dieser Widerling nicht mehr will!"
Erneut holte ich zu einer Ohrfeige aus, doch bevor ich ihn dieses mal treffen konnte, hielt Draco meine Hände fest und ich wurde plötzlich gegen die kalte Wand gedrückt.
Es geschah so schnell, dass ich nicht wirklich reagieren konnte. Unsere Lippen kollidierten eher unsanft miteinander.Ich wusste wirklich nicht wie dieser Atmosphären-Wechsel stattfand und warum und es machte mich nur noch wütender. Unglaublich wütend. Aber ich wehrte mich nicht.
Draco's Hände waren an meinen Seiten an die Wand gelegt, bis seine Linke sich in meinen Nacken grub. All unsere Emotionen spiegelten sich in diesem Austausch wieder. Es war kein leidenschaftlicher Kuss in der Hinsicht. Viel mehr bauten wir unsere angestaute Wut und Frustration ab.Wir waren so vertieft, dass wir beinahe nicht bemerkten, wie Madam Pomfrey's Absätze über den Boden klackerten.
Schreckerfüllt fuhren wir auseinander.Ich wagte es nicht vom Boden aufzusehen, da mir erst jetzt wirklich bewusst wurde, was ich gerade getan hatte. Mein Gesicht fühlte sich so unglaublich warm an und mein Puls war noch immer unglaublich schnell. Schwer atmend standen wir da, mit mindestens einem Meter Abstand voneinander.
Madam Pomfrey erblickte den noch nassen Draco und eilte zu ihm. Ohne zu zögern lief ich schnellen Schrittens, doch mit noch immer am Boden haftenden Blick, nach draußen. Dabei hatte ich das merkwürdige Gefühl, dass Draco mich beim Rausgehen nicht aus den Augen ließ.
Vor der Tür holte ich erst einmal tief Luft.
"Was zur Hölle?", flüsterte ich mir selbst zu. Durch die ganze Aufregung schmerzte mein Kopf höllisch und ich hatte das dringende Bedürfnis, Will jetzt erst recht aus dem Weg zu gehen.Um die ganze Situation natürlich noch komplizierter zu machen, warf mich Will unerwartet in einem der Korridore völlig aus der Bahn, als er verzweifelt vor mir stand.
"Bitte, wir müssen reden."
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Fragile Line (Draco Malfoy FF)
De TodoJane Clark und Draco Malfoy können sich nicht ausstehen. Während Jane versucht dem arroganten, rassistischen und gehässigen Slytherin aus dem Weg zu gehen, lässt Draco keine Gelegenheit aus seine Frustration an den Gryffindors - besonders an Jane...