Kapitel 21 - Clarification

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Stöhnend ließ ich mich in mein Bett fallen und starrte einen Moment an die Decke. Die anderen Mädels im Zimmer schenkten mir keine große Aufmerksamkeit. Sie waren in einem intensiven Gespräch verwickelt, in welchem sie diskutierten, welcher Junge unseres Jahrgangs ihrer Meinung nach der beste Küsser sein könnte. Unnötigstes Gespräch überhaupt, meiner Meinung nach. 

"Janey-Waney", begrüßte mich Clary schmunzelnd, als sie den Schlafsaal betrat. 

Ich rutschte etwas, um ihr platz auf meinem Bett zu machen und sie nahm mit einem verträumten seufzter die Hälfte meines kleinen Bettes ein. 

"Mach dich nicht gleich so breit", scherzte ich und schubste sie etwas von mir weg. 
"Wenn du kuscheln willst frag lieber deinen Freund."

Wie auf Knopfdruck fing sie nach der Erwähnung von Theo an breit zu grinsen. 

"Scheiße, dich hats wirklich erwischt", stellte ich belustigt fest, woraufhin sie ihr Gesicht mit ihren Händen versteckte. 
"Ist es wirklich so schlimm?", wollte sie mit hochroten Wangen wissen. 
"Gott, was hat dir der Kerl für einen Liebestrank untergejubelt, du hörst ja gar nicht mehr auf zu strahlen!"

Daraufhin kicherten wir und die anderen Mädels warfen uns schweigend argwöhnische Blicke zu. Augenrollend zog ich den Vorhang um meinem Bett zu, um wieder Privatsphäre zu haben. 
"Was glotzen die so blöd", flüsterte Clary. 
"Wahrscheinlich steht einer von ihnen auf Theo und sie planen gerade, wie sie dich qualvoll im Schlaf verenden lassen könnten", antwortete ich ihr schulterzuckend. Ihre Augen wurden daraufhin groß. "War ein Scherz, Clarissa. Wahrscheinlich waren sie nur verstört wegen deinem merkwürdigen Gepiepse, dass du dein 'Kichern' nennst." 

"Ach, sei leise." Spielerisch schlug sie mir gegen die Schulter und richtete sich dann auf dem Bett auf. 

"Hast du Lust nachher mit Theo und mir ein wenig für Zauberkunst zu üben?", fragte sie.

Ich atmete nachdenklich aus. "Und dann das dritte Rat am Wegen zu sein? Puh... lieber nicht du. Ich werde schon eine Beschäftigung für mich finden."

Und damit verließ sie mich wieder. Insgeheim hoffte ich mir natürlich, mehr Zeit mit ihr verbringen zu können, da ich das Gefühl hatte, wir würden uns seit sie mit Theo ging kaum mehr sehen. Aber nur, weil ich gerade in einer emotionalen Zwickmühle stand, hieß das noch lange nicht, dass ich meiner besten Freundin kein Glück wünschte. 

Weil Draco mir die nächsten Tage kaum Aufmerksamkeit schenkte, bis auf die typischen Auseinandersetzungen, wurde mir ganz flau im Magen. 
Wieso war er plötzlich so zurückhaltend? 
Unglaublich, wie verdammt abhängig ich von ihm wurde. Während sich bei Clary alles um Theo drehte, drehte sich bei mir neben der Schule alles um meinen ehemaligen Erzrivalen. 

Verdammt, Jane, wo hast du dich da nur reingeritten. Und egal wie oft ich versuchte es mir einzureden, war es kaum mehr zu leugnen, dass mir irgendetwas an Draco Malfoy lag. So sehr ich mich auch selbst dafür hasste. Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken. Fast schon schämte ich mich für meine Gefühlslage. 

Nach nur drei Tagen hielt ich es nicht mehr aus und wollte endlich wieder selbst die Initiative ergreifen und ihn irgendwie verführen.  Während des Unterrichts kam es mir gerade recht, dass wir Schüler uns vor einem Kessel versammelten, während Snape uns irgendetwas über den Trank erzählte. Unauffällig stellte ich mich vor Draco hin, der gelangweilt gegen den Zutatenschrank gelehnt war und seinen Zauberstab lässig auf und ab warf. Seine Freunde tuschelten angeregt über etwas und blickten immer wieder zu Neville, der nicht einmal bemerkte, wie sie über ihn lästerten. 

Als Draco mich nicht einmal anblickte, als ich ihm einen Blick über meine Schulter zuwarf, drehte ich mich entnervt wieder um. Schielend erhaschte ich mir einen Blick auf seine Freunde, die mich nur mit dem Arsch ansahen und ließ innerlich grinsend meinen Zauberstab fallen. Natürlich gespielt versehentlich. Ich warf wieder einen Blick auf Draco, der mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. 

Endlich.

"Ups", sagte ich und bückte mich, um meinen Zauberstab wieder aufzuheben. 

Als ich hörte, wie hinter mir ein Zauberstab fallengelassen wurde, grinste ich in mich hinein. Ich wusste, dass es Draco war, der wohl bei dem Anblick seinen Zauberstab verloren hatte. 

"Verdammte Scheiße", zischte er mir so zu, dass es niemand merkte. Gleichzeitig war er mir trotzdem sehr nah, dass ich seinen Atem an meinem Nacken spüren konnte. 

"Bist du wahnsinnig oder macht es dich an zu wissen, dass ich jetzt den restlichen Unterricht einen verdammten Ständer verstecken muss? Wieso zum Teufel trägst du keine Unterwäsche, du Biest?"

Ich konnte mir mein Grinsen nicht verkneifen. 
"Ich dachte so würde es schneller gehen", erklärte ich ihm leise und spürte an meiner Schulter, wie er leicht lachte. 

"Träum weiter, Clark", meinte er nur und entfernte sich wieder von mir, als wir von Snape wieder auf die Plätze geschickt wurden. 

Nun grimmig, weil Draco nicht weiter auf mich eingegangen war, begab ich mich wieder auf meinen Platz und starrte in die Luft, bis die Stunde endlich vorbei war. Als Draco mir dann aber noch immer keinerlei Aufmerksamkeit schenkte, war ich endgültig genervt. Und der Tag wurde auch nicht besser, als ich am Abend auch noch in einen Streit mit Clary geriet. 

Als wir wieder einmal spät Abends auf meinem Bett saßen und uns unterhielten, kamen wir erneut auf das Thema 'Theo'. Da meine Laune aber ohnehin schon schlecht war, fuhr ich sie ungewollt an. "Können wir vielleicht auch mal zur Abwechslung über etwas anderes reden?", fragte ich gereizt. Verwundert sah Clary mich an. "Was hast du?"

"Du redest ständig nur von Theo, es gibt gar kein anderes Thema mehr."

"Aber wir haben dir doch angeboten, etwas mit uns zu unternehmen, dann könnten wir endlich wieder mehr Zeit miteinander verbringen."

"Darum geht es doch gar nicht. Und außerdem: ich habe kein besonderes Interesse daran, der Mitläufer zu sein", konterte ich und wand mein Gesicht ab.

"Ich will echt nicht wissen, was dein Problem ist.  Aber schön, wie du über den "Mitläufer" denkst. Das war, falls du dich erinnern kannst, immer ich. Aber wenn du nicht mit dem armen Will Schluss gemacht hättest, um so einem wie Draco hinterher zu rennen, wären wir wahrscheinlich gar nicht in diese Situation gekommen, also Danke dafür", antwortete sie nicht weniger trotzig. 

Danke dafür? War es denn meine Schuld, dass sie Beziehung und Freundschaft nicht trennen konnte? Trotzdem war es eine andere, ihrer Aussagen die mir eher zusetzten. 

"Ich renne Draco nicht hinterher", entfuhr es mir blitzschnell. Clary antwortete nicht, sondern seufzte auf eine beinahe herablassende Art und erhob sich von meinem Bett, nur, um in ihr eigenes zu schlüpfen und dort die Vorhänge zuzuziehen.  

Diese Nacht schlief ich unruhig und ersehnte nur ein Gespräch mit Malfoy. Ich musste es einfach klar stellen. So kam es, dass ich ihn bei der erstmöglichen Gelegenheit in einem Korridor abfing. 
"Wir müssen reden." Anstatt mir eine Antwort zu geben, zog er halb fragend, halb belustigt die Augenbrauen hoch. 
"Ich möchte eines klar stellen: Ich renne dir nicht hinterher", erklärte ich mit strenger Miene. 
"Ok?", erwiderte Draco zögerlich. 
"Ich renne dir nicht hinterher", wiederholte ich noch einmal, um mich auch deutlich genug auszudrücken. 
"Na das werden wir ja sehen, Clark. Man sieht sich", meinte er grinsend und ließ mich - wieder einmal - stehen.

Fragile Line (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt