Kapitel 27 - Confused

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Ich ließ den restlichen Schultag ausfallen. Zwar würde es mir nur noch mehr Chaos bringen, aber ich schaffte es nicht mehr, mich zurück in den Unterricht zu schleppen. Was da momentan vor sich ging, blieb mir ein einziges Rätsel. Erschöpft, als wäre ich einen Marathon gelaufen, ließ ich mich im Gemeinschaftsraum in einen Sessel sinken und rieb mir die Schläfen.

Als sich am Abend der Gemeinschaftsraum füllte, wollte ich mich aus dem Staub machen und in den Schlafsaal umziehen, doch bevor ich aufstehen konnte blockierte Clary den Weg. 

"Na, hattest du einen schönen Tag mit Draco?", wollte sie bitter wissen. Die ganze Zeit hatte ich mir gewünscht, dass wir wieder miteinander reden könnten, aber so war mir die Funkstille lieber. 

Ich wollte nicht auf ihre Bemerkung eingehen. Aber Clary dachte nicht daran, sich so einfach abschütteln zu lassen. Erst nachdem ihre Frage einige Momente in der Luft hing, fiel mir auf, dass da etwas nicht stimmte.

Draco hätte doch mit ihr im Unterricht sein müssen. 

"Worüber wolltest du mit ihm reden?", hakte Clary nach.
"Erwartest du etwa schon ein Malfoy-Baby oder musstest du ihm mitteilen, dass du vielleicht doch lieber meinen Bruder willst?"

Mit verschränkten Armen stand sie vor mir und betrachtete mich verurteilend. Ich konnte nicht fassen, was ich da hörte. Und erst recht nicht, dass die Worte von Clary kamen. Von meiner süßen Clary, die sonst nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun konnte und sich entschuldigte, wenn sie ein Schimpfwort benutzte. Erschrocken musste ich erstmal schlucken. "So denkst du von mir?", fragte ich verletzt. "Danke für dein Vertrauen, Clarissa."

"So denke nicht nur ich von dir", offenbarte sie mir und ich bemerkte wie mir zunehmend die Kehle zugeschnürt wurde. "Hör besser auf das Opfer zu spielen. Will hat uns schon genug von dir und deinen nicht so unschuldigen Taten erzählt."

Nein, nein. Jetzt bloß nicht schwach werden und vor ihr weinen.

"Achja? Und weil Will etwas sagt, glaubst du ihm das sofort? Clary, ich bin deine beste Freundin, warum hältst du nicht zu mir?", fragte ich sie verzweifelt. "Ich bin es wirklich leid mich ständig irgendwie rechtfertigen zu müssen. Ja, ich habe Fehler gemacht, aber Will ist auch kein Heiliger. Warum also werde ich ständig von euch verurteilt?"
Beim letzten Teil verriet mich meine Stimme, dass ich kurz davor war einfach zu weinen. Aber ich ließ nicht zu, dass Tränen flossen. 

Clary sah mich schweigend an und für einen Moment dachte ich, sie würde erweichen und mich endlich zur Versöhnung in den Arm nehmen. 
Aber nichts dergleichen geschah. 
Sie biss sich auf die Lippen, drehte sich um und verschwand die Treppe nach oben zu den Mädchenschlafsälen.

Erst jetzt nahm ich die umstehenden Gryffindors wahr und wie sehr mich ihre neugierigen Blicke einengten. Ohne darauf zu achten, dass die Ausgehzeit bereits vorbei war, lief ich aus dem Gemeinschaftsraum und machte erst rast, als ich vom Laufen und von dem ständigen unterdrücken meiner Gefühle keine Luft mehr bekam.

Geschlagen ließ ich mich auf die Stufen einer Treppe im 4. Stock fallen. Ich ließ den Tränen und meinem Schluchzen einfach freien lauf. Ich fühlte mich so unendlich einsam und würde mir nichts sehnlicher wünschen als Zuhause in meinem Bett bei meiner Familie zu sein. Doch die Realität sah anders aus. Ich hatte niemanden und war in einer Schule, die Tag für Tag durch Umbridge noch schlimmer wurde. 

Erschrocken fuhr ich zusammen, als plötzlich jemand sprach. 

"Gott, wieso muss ich immer das Pech haben dir über den Weg zu laufen? Also langsam glaube ich wirklich, dass du zu dumm bist dir euer verflixtest Passwort zu merken."

Schnell wischte ich mir über mein Gesicht und richtete meinen Blick dann auf, nur, um in die eisblauen Augen von Draco zu sehen. Augenblicklich stoppte ich den Versuch meine Tränen zu verstecken und sie flossen wieder still meine Wangen herunter. 

Anstatt mich belustigt anzusehen, wirkte er fast emotionslos und nahm neben mir platz. 

"Du bist wirklich eine unerträgliche Heulsuse", merkte er an, woraufhin ich entsetzt keuchte. 

"Siehst du? Genau deswegen kann ich dir einfach nicht glauben", jammerte ich. "Du sagst verletzende Dinge u-und machst mit anderen Mädchen rum und aufeinmal hast du einen kompletten Sinneswandel. Du behauptest ich würde dich wahnsinnig machen. In Wirklichkeit ist es genau andersherum."

Stumm wendete er seinen Blick von mir ab und wir schwiegen uns für eine ziemlich lange Zeit an.

"Was ist los, Clark?", fragte er mich nach einer Weile, in der ich wieder leise vor mich hinweinte. 

Ich weiß nicht, was über mich kam, aber ich holte einmal tief Luft und erzählte ihm alles. 
Der Streit mit Clary, wie sehr ich sie als meine beste Freundin vermisste. Wie wütend mich Wills Verhalten teilweise machte, doch wie sehr ich auch ihn vermisste. Und wie einsam ich war.
Zum ersten mal hörte Draco mir aufmerksam zu. Er unterbrach mich nicht und gab auch keine nervigen Kommentare von sich. Er nickte nur ab und zu, als Zeichen, dass er mir wirklich zuhörte.

Als ich meinen Redeschwall beendete entwich mir ein Kichern, welches ich mit meiner Hand über den Mund verschleiern wollte. 
Es fühlte sich sehr erleichternd an endlich alles rausgelassen zu haben. Trotzdem hatte ich bestimmt unendlich lange geredet und Draco aufgehalten. Er musste doch eigentlich seine Nachtpatrouille halten. 

"Tut mir leid", entschuldigte ich mich bei ihm. "Ich rede zu viel."

"Das muss es nicht. Mir tut es leid, dass es dir zurzeit so geht und dass ich deine Lage nicht wirklich verbessere", erwiderte er. 

Wir schenkten uns gegenseitig ein Lächeln. Es fühlte sich so unglaublich suspekt an, unser Verhalten. 

"Du machst es eigentlich gar nicht mehr ganz so miserabel", stellte ich fest. 

Neugierig runzelte er seine Stirn. 

"Du hast mir als einziger wenigstens wirklich zugehört. Danke."

"Gewöhn dich lieber nicht zu sehr daran. Sobald du mich nicht mehr so wahnsinnig machst, wird Schluss mit dieser Gefühlsduselei sein", sagte er und grinste dabei.

Ich lachte etwas auf und als es ausklang tätschelte er meinen Oberschenkel und stand von den kalten Stufen auf. Die Kälte fiel mir erst auf, als ich bemerkte, dass er verschwinden wollte. 
Aber ich wollte nicht, dass er geht. Ich wollte, dass er endlich reinen Tisch machte und nicht ständig abhaut, wenn ich denke es könnte wirklich etwas hinter seinen Worten stecken.

"Ist das jetzt etwa dein Ding?", rief ich ihm hinterher, was ihn dazu brachte sich umzudrehen und mir fragend entgegen zu blicken. 

"Du läufst ständig davon. Du machst es mir wirklich unmöglich zu kapieren, was sich in deinem Kopf abspielt", beklagte ich mich und stand auf, um ihm entgegen zu kommen. Ein kaum merkliches Grinsen schlich sich auf Dracos Gesicht. "Siehst du, es ist so: wenn ich nicht rechtzeitig gehen würde, könnte ich mich wahrscheinlich gar nicht mehr beherrschen. Also entweder wir suchen uns ein ungestörtes Plätzchen oder ich bin weg."

"Wenn du mir nicht einmal die Wahl gibst", antwortete ich kokett und schloss näher zu ihm auf.




Fragile Line (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt