Kapitel 14 - So cold

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"Will! Warte", rief ich verzweifelt. Er hatte solch einen Vorsprung, dass ich mir beim Versuch, ihm hinterher zu laufen, die Seite halten musste. Natürlich wartete er nicht, blieb nicht stehen, drehte sich nicht einmal kurz um. 

Aber was hatte ich auch erwartet? 

Langsam aber sicher schloss ich zu ihm auf und kam schließlich schwer atmend ein wenig hinter ihm zum Stehen. Ich konnte seinen Arm zu fassen bekommen, was ihn endlich dazu veranlasste, stehen zu bleiben. Wütend drehte er sich um.

Seine Wangen waren leicht gerötet, wahrscheinlich ebenfalls vor Wut. Wieder musste ich feststellen, wie gut aussehend er war. Und trotzdem, als sich unsere Blicke trafen, stand in seinen Augen nichts anderes als Abneigung.  "Ich kann das erklären, Will", schoss es aus mir. Natürlich war das völliger Unsinn. Was sollte ich schon erklären, ich verstand es doch selbst nicht einmal.  

Will blieb still und wartete anscheinend auf meine angepriesene Erklärung. Seine schnelle Atmung legte sich wieder, doch Wut strahlte noch immer von ihm aus. Seine sonst so typische Ruhe war vollends verschwunden. Ich suchte nach Worten, aber außer Gebrabbel, was sich eher nach einem Baby anhörte, kam nichts raus.  

"Oh, verstehe", sagte Will plötzlich sarkastisch. 

"Muss hart gewesen sein

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"Muss hart gewesen sein. Kein Wunder, dass du dann jemanden brauchst, der dich ablenkt. Blöd, dass es da nicht schon jemanden gegeben hat, der dir da behilflich hätte sein können", sprach er und tat so, als hätte ich ihm eine plausible Erklärung geliefert. Noch immer fehlten mir die Worte. Alles, was ich tun konnte, war zu versuchen, seinen Blick zu fangen. "Wow, du widerst mich an, Jane", meinte er. Ich schrak vor der Kälte in seiner Stimme zurück. Er ragte dunkel über mir auf, während ich vor Scham immer weiter zu schrumpfen schien.  

"I-ich", setzte ich an, doch wurde sofort wieder von meinem sonst so ruhigen Will unterbrochen. Seine Stimme klang nun beinahe so, als würde er mit einem seiner Freunde Witze reißen. Allerdings schwang auch ein wenig Schmerz darin. "Wirklich? Malfoy? Wir hatten eine Pause, aber das heißt doch noch lange nicht-"

Pause. Will dachte für einen kurzen Moment. "Wolltest du deswegen eine Pause? Weil das zwischen euch schon so lange geht? Aber du musstest dich erst noch entscheiden, wer Madame besser gefällt?" Ich versuchte es noch einmal.

"Will, i-ich"
"Starke Leistung, Jane. Fremdgehen. Ich frage mich, wann es angefangen hat. Vor unserem Jahrestag oder danach?"

Plötzlich fühlte ich die Kette, die er mir vor einigen Monaten geschenkt hatte, wieder um meinen Hals. Es kam mir vor, als würde der kleine Steinanhänger mich nach unten ziehen. Als würde er Kilos, statt den eigentlichen Gramm wiegen. Insgeheim hätte es mir wohl gefallen, wenn er mich jetzt in den Erdboden gezogen hätte. Jetzt, da ich wieder Worte im Kopf hatte, ließ mich Will einfach nicht zu Wort kommen.

"Das ist nicht fair", flüsterte ich fast und bemerkte, wie mir warme Tränen die Wangen herunter liefen. 

"Nein, Jane, es ist wirklich nicht fair", stimmte er mir hitzig zu. Er lachte verächtlich auf und schüttelte dabei seinen Kopf.

"Du bist doch kein Stück besser!", versuchte ich mich zu verteidigen. "Du verheimlichst mir selbst etwas! Oder hast du etwa vergessen, dass du mich in den Ferien zwei mal sitzen lassen hast?"

"Und weil ich keine Zeit für dich hatte spreizt du gleich deine Beine für Malfoy? Denkst du wirklich, das rechtfertigt dein Verhalten?"

Beschämt sah ich zu Boden. Eigentlich war es so sinnlos mich zu verteidigen. Was ich getan hatte war eindeutig und schließlich hatte Will uns auf frischer Tat ertappt. 
Trotzdem musste ich wieder an Dracos Worte denken... Vielleicht hat dein Prinz Charming ja ein Geheimnis vor dir.

"Ich weiß doch selber nicht wie es dazu gekommen ist...", murmelte ich. "Wir hassen uns nach wie vor-"

Will unterbrach mich mit einem gehässigen Lachen. "Das sah mir nicht danach aus."

Das brachte mich für einen Moment zum Schweigen. Ich fühlte ich so unglaublich schlecht. Die Schmetterlinge, die ich sonst immer in Wills Anwesenheit gespürt hatte, waren tot. Stattdessen war dar nur noch diese elende Leere. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie William sich fühlen musste. Hätte ich ihn mit einem anderen Mädchen gesehen, wäre ich so aufgewühlt wie die Maulende Myrte.

"Weißt du was, Jane. Ich hab dich tatsächlich angelogen. Ich war nicht bei meiner kranken Großmutter. Und ich bin eigentlich ganz froh, dass ich dich versetzt habe, denn hätte ich da schon gewusst wie hinterlistig du bist, dann hätte ich es schon da beendet."

Geschockt sah ich ihn an. Er sagte das nur, um mich irgendwie zurück zu verletzen. Dabei musste er das gar nicht tun. Ich war schon verletzt über mein eigenes Verhalten und über seine Kälte.

Er drehte sich wieder um und mir wurde augenblicklich flau im Magen. Er war so wütend und verletzt. Ich wollte nicht, dass er aus seiner Wut heraus weitererzählt, was er gesehen hatte. 

"Will", rief ich ihm hinterher, woraufhin er sich sogar umdrehte. Ich konnte von der Entfernung erkennen, dass auch er Tränen in den Augen hatte und es brach mir den Teil meines Herzens, der noch nicht gebrochen war. 

"Bitte...erzähl keinem...du weißt schon."

"Wenn du wirklich denkst, dass ich auf dein Niveau herabsinke und jedem erzähle, was für ein Flittchen du bist, dann sollte ich auch vielleicht das tun", herrschte er mich an. 

"E-es tut mir leid", winselte ich und wischte mir mit dem Ärmel über mein nasses Gesicht. 

"Mir auch...", meinte er und zog dieses mal ohne, dass ich ihn aufhielt ab. 

Wie ein Häufchen Elend ließ ich mich auf den Boden nieder und ließ all mein schlechtes Gewissen und meinen eigenen Herzschmerz hinaus. 
Die Pause war eine Sache, aber jetzt wirklich von ihm getrennt zu sein fühlte sich ganz anders an. Vor allem die Art, wie wir letztendlich auseinander gegangen sind. Verhasst von seiner Seite aus und verzweifelt von meiner. 



Fragile Line (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt