Kapitel 20 - Right place, right time

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Janes POV

Die Ferien gingen wie üblich viel zu schnell vorüber. Es grauste mir davor, wieder zurück zur Schule zu fahren. Clary würde mit Theo rumturteln und Will und ich würden schweigend daneben sitzen. Und das für mehrere Stunden. Und Malfoy würde einige Abteile weiter sitzen und mich dreckig angrinsen. 

Es kam glücklicherweise nicht ganz, wie ich es befürchtet hatte. Ich sah Malfoy zwar am Gleis, aber er stieg um einiges weiter hinten ein als Clary und ich. Theo und Will waren bereits im Zug und hatten uns ein Abteil besetzt. Als wir uns dazu bequemt hatten, ging es sofort los. Clary und Theo waren der Inbegriff eines frisch verliebten Paares. Für die ersten paar Stunden der Fahrt funkelte Will missmutig aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft, während ich Süßigkeiten naschte und den kaputten Saum meines Oberteils begutachtete. 

Als ich das tat, fielen mir glühend heiß wieder die bei Draco vergessenen Klamotten ein. Es gab bis jetzt keine Gelegenheit, an der er sie mir hätte zurückgeben können. Was, wenn er seine Drohung wahr machen und sie mir vor versammelter Menge in der Großen Halle überreichen würde? Zuzutrauen wäre es ihm. Ich spürte, wie mir heiß wurde. Diverse Bilder durchströmten meinen Kopf. Erst Will riss mich wieder aus meinen Gedanken.

"Jane?" 

Ich war noch zu sehr in Gedanken, weshalb er meinen Namen noch einmal wiederholte. "Hm?", erwiderte ich etwas verschlafen. 
"Können wir reden?"

"Über was?"

"Komm einfach", meinte er kurz angebunden und erhob sich. 

Er tippte Theo an und bedeutete ihm, dass wir raus gehen würden. Wills bester Freund nickte, aber wirkte nicht sehr interessiert und wendete sich sofort wieder Clary zu. Ich stand ebenfalls auf und folgte Will zögerlich auf den Gang. Wir gingen ein Stück bis wir zu einer Reihe leerer Abteile kamen. Will zog die Tür auf und ich folgte ihm hinein. 

"Malfoy nutzt dich nur aus", platzte Will heraus. Ich grunze und wollte wieder gehen. "War das alles, was du mir sagen wolltest?"

"Jane, er interessiert sich kein bisschen für dich. Du bist für ihn nur zu einem günstigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Sonst nichts, Jane."

Mit der Hand am Türriegel hielt ich plötzlich inne. Ein Teil in mir konnte alles, was Will da sagte, bestätigen. Ein anderer Teil allerdings war niedergeschlagen. Es tat weh, es ausgesprochen zu hören. Zögerlich drehte ich mich um. 

"Woher willst du das wissen?", fragte ich scharf und durchbohrte ihn mit einem strengen Blick. 
"Ich habe gehört, wie er vor seinen Freunden damit geprahlt hat", erwiderte er bestimmt.

"Vorhin, bevor er eingestiegen ist."

War das sein ernst? Warum tat das Draco das? 

"Na, denkst du das wüsste ich nicht?", fragte ich leichthin und versuchte, so unbekümmert wie möglich zu klingen. Im inneren stand für mich allerdings schon fest, dass ich Draco so bald wie möglich damit konfrontieren würde. Wieder kamen mir Bilder in den Kopf, wie er mir meine Klamotten in der Großen Halle überreichte. Diese Vorstellung kam der Realität damit ein Stück näher. Wenn er er schon all seinen Freunden erzählt hatte, würde er auch nicht mehr davor zurückschrecken, es der ganzen Schule zu zeigen und mich bloß zu stellen. 

"Können wir dann zurück?"

Will nickte und folgte mir zurück zu unseren Freunden.

Während der restlichen Fahrt bekam ich keine Ruhe. Als der Zug ruckelnd stehen blieb, erhob ich mich erleichtert von meinem Sitz und drängte mich zusammen mit dem größten Andrang nach draußen. Die kalte Abendluft brachte endlich wieder neuen Sauerstoff in meinen Kopf und vertrieb die ganzen Bilder.

Nicht sehr viel später kamen diese allerdings zurück. Und zwar, als wir uns zum Abendessen in der großen Halle versammelt hatten. Ich sah Draco hereinkommen, mir einen Blick zuwerfen, dann aber die andere Richtung ansteuern. 

Erleichtert atmete ich aus - aber was, wenn er es sich fürs Frühstück aufhob? Um der ganzen Paranoia ein Ende zu setzen, borgte ich mir ein Stück Pergament von Hermine, die immer welches dabei hatte, und schrieb einen Brief an Draco, in dem ich um ein Treffen bat.Natürlich fügte ich hinzu, dass er meine Klamotten mitbringen solle. Beim Hinausgehen steckte ich ihm den Zettel heimlich zu.

Genervt stöhnte ich auf, als ich am verabredeten Treffpunkt saß und mal wieder vergebens wartete. Hatte der Kerl denn keine Uhr? 
Als er auch endlich eintraf, stellte ich freudig fest, dass sich sein Umhang stark ausbeulte. Er hatte an meine Klamotten gedacht. Keine Bloßstellung vor allen anderen.

Als er den Turmraum betrat, kam er langsam, typisch arrogant, auf mich zu und schien gleich wieder aufs Ganze gehen zu wollen. Er griff mich fest am Kopf und küsste mich fordernd, seine Hand wanderte sofort unter mein T-Shirt. Ich stoppte seine Hand und befreite mich von seinem Griff. "Draco", sagte ich streng. "Meine Sachen."

Einen Moment lang sah er mich an. Mir fiel auf, dass er ein blaues Auge hatte, was mich zum stutzen brachte. Allerdings traute ich mich nicht so recht ihn darauf anzusprechen. Mir war bewusst, wie schlecht Draco drauf sein konnte, wenn man seinen Stolz verletzte. 

Er hob den zusammengeknüllten Haufen vom Boden auf und drückte ihn mir in die Hand. Ich nahm das Knäuel auseinander, schüttelte es. "Das ist nur mein Shirt", stellte ich fest. Draco grinste blöd. "Ups." 

"Was?"

"Da hab ich wohl die Unterwäsche vergessen." 

"Vergessen?", fragte ich ungläubig. 

Sein feixender Gesichtsausdruck verriet ihn. Er hatte es nicht vergessen. "Perversling." Angewidert entfernte ich mich einen kleinen Schritt von ihm. "Ist jetzt die Pflicht getan, können wir etwas anderes machen?", fragte Draco, ohne auf meine Bemerkung einzugehen und fasste wieder um meine Hüften. "Nein", erwiderte ich und stieß ihn wieder ein Stück von mir. "Wieso hast du deinen Freunden von mir erzählt? Was soll das?"

Verwirrt zog er sein Gesicht zusammen. "Meinen Freunden was erzählt?" 
"Tu nicht so scheinheilig. Will hat es mir erzählt. Meinte, er hätte es gehört, als ihr auf Gleis 9 3/4 standet." Ich rang für einen Moment mit mir, bis ich es auch laut aussprach. "Ich bin also nur zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, ist das so?"

Dracos Gesicht entspannte sich wieder. "Das habe ich nicht gesagt", antwortete er. "Meine Freunde geht das zwischen uns einen Dreck an." Seine Stimme war so nachdrücklich, dass ich wusste, diese Diskussion war zu Ende. Ich fragte nicht weiter nach. Ich war verwirrt. Was, wenn doch er recht hatte? Immerhin hatte Will mich erst vor nicht all zu langer Zeit angelogen. Andererseits, was machte ich mir da vor. Es war Draco Malfoy. Es gab niemanden, dem man weniger trauen konnte. 

Draco musterte mich für einen Moment. "Ich hab echt keinen bock auf so nen Mist, Clark", murmelte er anschließend trocken, machte auf dem Absatz kehrt und ließ mich alleine zurück.

Fragile Line (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt