Kapitel 31 - Getaway

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Es war wirklich schwer mich auf meine Strafarbeiten zu konzentrieren, wenn ich ständig Dracos Blicke auf mir spürte. In mir brodelte es. Ich wollte mich ständig zu ihm drehen, aber entschied mich doch besser dagegen. Schließlich waren wir nun nicht mehr zu viert, sondern inzwischen bereits zu fünft. Ein weiterer Mitschüler wurde kurzfristig zum Nachsitzen verdonnert und zappelte aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her. 

Als uns Professor Sinistra endlich entließ, packte ich mehr als eifrig meine Tasche, was Clary stutzig machte. "Noch was vor oder warum eilt es dich so zu verschwinden?", fragte sie mich mit hochgezogener Augenbraue. 

"Ähm..." Gerade als ich mir eine Antwort zusammen reimen wollte, schlenderte Draco lässig an uns vorbei und zwinkerte mir dabei zu. Daraufhin ließ ich meinen bereits hochroten Kopf sinken, um Clarys überraschten Blick auszuweichen. 

"Oh", murmelte sie. "Verstehe."

Anders als erwartet funkelte sie mich nicht an, sondern schenkte mir ein halbwegs aufrichtiges Lächeln. 
"Hör zu, falls irgendjemand fragen sollte, sag ihnen einfach, dass ich krank bin oder so. Ich möchte nicht, dass sich jeder das Maul darüber zerreist wo ich meine Nacht verbringen werde", bat ich sie. "Du deckst mich doch oder, Clary?"

Sie nickte und schickte mich dann davon. Draco stand bei seinen Freunden vor der Großen Halle. Weil das heutige Nachsitzen erst am Nachmittag stattfand, war es nun bereits Abendessenszeit. 
Aufgrund der wenigen herumlungernden Schüler und seiner Freunde, gab mir Draco mit einer Kopfbewegung eine Richtung vor, in die ich mich begeben sollte. 

Mein Weg führte mich zu den Kerkern. Verdutzt blieb ich auf den Treppen stehen. Wie sollten wir von hier nach draußen gelangen? Als hätte er meine Gedanken gelesen, tauchte wie aus dem Nichts Draco auf und klopfte an die Steinmauer. Grinsend präsentierte er mir eine Geheimtür, die tatsächlich nach draußen führte. 

Ungläubig begab ich mich nach draußen und stieg dort eine Treppe empor, die von einer Hecke umzingelt war. Um durch die Hecke zu kommen benutzte Draco irgendeinen Zauber, den ich nicht kannte und wir waren problemlos auf die Schlussgründe gelangt. 

"Woher-"

"Es hat schon seine Vorteile, wenn man ständig die Nachtwachen beim Inquisitionskommando übernimmt. Hier konnte ich einen kurzen Blick nach draußen werfen, um zu überprüfen, dass auch ja niemand mehr im Hof ist. Filch hat mir den Geheimgang anvertraut. Zwar eher widerwillig, aber dennoch erweist es sich nun als einen Vorteil, den ich nun ständig nutzen kann", erklärte er mir und führte den Weg nach Hogsmeade an. 

"Du hast das alles wohl ziemlich gut durchdacht", sprach ich. 
Ich wusste noch immer nicht so recht wie ich sein ganzes Verhalten interpretieren sollte. Ich redete mir einfach ein, dass er den ganzen Aufwand nur aufbrachte, um Zeit mit mir zu verbringen. Aber eine kleine Stimme in mir, die sich ein wenig nach Clary anhörte, versuchte mich davon zu überzeugen, dass er mich nur ausnutzte. 

Ich schüttelte die Gedanken ab, als wir im Dorf angekommen waren und vorm Drei Besen standen. 
"Moment", rief ich, bevor er auch nur die Türklinke des Gasthofs anfassen konnte. 
Fragend drehte er sich nach mir um. 
"Wenn Madam Rosmerta uns sieht, wird sie sofort erkennen, dass wir Schüler sind und uns verraten."

"Keine Sorge, ich habe vor kurzem mitbekommen, wie Sechstklässler einen Aussehensverändernden Zauber geübt haben und habe mir ein bisschen etwas abgeschaut. Es sollte gerade so reichen...", erläuterte er. 

Im nächsten Moment wendete er die Zauber an. Mein Gesicht kribbelte dabei deutlich und ich musste feststellen wie Dracos Gesicht vor meinen Augen zu altern schien. 
Baff starrte ich ihn an. Allerdings hatte ich nicht lange Zeit mich damit auseinander zu setzen, da er meine Hand nahm und mich in die Kneipe zog. 

Und tatsächlich klappte alles so, wie Draco es geplant hatte und in weniger als zehn Minuten waren wir schon in unserem Zimmer und sahen wieder normal aus.

"Draco Malfoy", meinte ich gespielt empört und schlug nach seiner Schulter. "Wie oft hast du diese Nummer schon abgezogen, nur um ein Mädchen zu beeindrucken?"
"Du bist beeindruckt?", erwiderte er grinsend und warf seinen Pullover über einen Stuhl, da es im Zimmer sehr warm war. Ohne auf seine Frage einzugehen, ließ ich mich aufs Bett fallen. "Wieso ziehst du den Rest eigentlich nicht auch gleich aus?", fragte ich stattdessen schelmisch. "Es ist ohnehin viel zu warm hier."


Zum ersten Mal lagen wir in wachem Zustand nebeneinander und wie so oft in letzter Zeit machte sich ein eigenartiges Gefühl in meiner Bauchgegend breit. Es fühlte sich beinahe so an, wie damals mit Will. Nur eben anders, weil Draco nicht Will war. 

Mit Dracos leisem Schnaufen neben mir betrachtete ich die Szenerie vor dem Fenster. Die vielen, aneinander liegenden Dächer der umstehenden Läden und den dunkelblau schimmernden Abendhimmel. "Warum musstest du überhaupt Nachsitzen?", durchbrach Draco plötzlich die Stille. Er hatte sich auf die Ellbogen gestützt und sah mich neugierig an. An seinem Blick ließ sich leicht erkennen, dass er eigentlich noch eine andere Bemerkung im Kopf hatte, doch er behielt sie für sich. "So langweilig es klingen mag, aber ich habe nur Unterricht geschwänzt. Nicht gerade wenig, versteht sich."

Draco zog eine Augenbraue nach oben. Er sah noch immer neugierig aus, doch wirkte nun etwas ernster. "Und hat das zufälligerweise mit Potter und seiner Bande zu tun?"
"Klar", meinte ich ironisch, fand dann aber, dass das nicht unbedingt angebracht war. "Nein", korrigierte ich mich deshalb. "Was sollte meine Abwesenheit im Unterricht mit Harry zu tun haben?"  Daraufhin zuckte Draco beinahe abwesend mit den Schultern und ließ sich wieder in die Kissen fallen. 

"Weißt du", durchbrach dieses mal ich die Stille und wartete einen kurzen Moment bevor ich weitersprach, ob Draco etwas zu erwidern hatte. "Ich glaube ich möchte mit Will sprechen. Ich finde, es steht noch zu viel zwischen uns."
Als hätte ihn der Blitz getroffen, fuhr Draco wieder nach oben. "Nein", antwortete er bestimmt. 
"Was?"
"Nein, Jane, das gefällt mir gar nicht."

Völlig überrascht, dass Draco mich zum ersten Mal mit meinem Vornamen angesprochen hatte, musste ich kurz innehalten und blinzelte verblüfft. Trotzdem war das nicht der Moment, einen Kommentar darüber zu äußern. "Das gefällt dir gar nicht?", gab ich zurück. "Ich wusste nicht, dass du in einer Beziehung mit ihm warst, die kein besonders gutes Ende genommen hat."

Draco war bereits dazu übergegangen, sich wieder zu bekleiden. Gerade warf er sich sein Tshirt über, als er innehielt und mir direkt in die Augen sah. "Ein falsches Wort und die ganze Sache könnte jetzt kein gutes Ende haben." Etwas in ihm ratterte, das merkte ich. "Was, hast du Angst, dass dein guter Ruf in den Dreck gezogen werden könnte, weil du eine dreckige Affäre mit dem Schulflittchen Jane Clark hast?" 

Fragile Line (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt