Kapitel 24 - You drive me crazy

601 37 3
                                    

"Dan", rief ich über die vielen Stimmen hinweg und versuchte mir einen Weg durch das Getümmel Zweit- und Drittklässler zu bahnen, während ich den Namen von Clarys Bruder noch einmal wiederholte. 

Als ich es endlich geschafft hatte, zu ihm und seinen Freunden durchzudringen, war ich komplett außer Atem. "Hi", schnaufte ich und stemmte die Hand in die Seite. 
"Hey", antwortete er knapp. Er hatte einen strengen Zug um den Mund. Ich war etwas verwundert, ihn so ernst zu sehen, wo er doch vor nur wenigen Momenten mit seinen Freunden gescherzt hatte. Ich schob die Verwunderung beiseite, un adressierte das Thema, das mir auf dem Herzen lag. Es machte mich verrückt, dass Clary einfach nicht mit mir sprechen wollte und wenn nur Worte wie 'Flittchen' für mich übrig hatte. Der Gedanke daran versetzte mir einen Stich. 

"Du musst mir helfen", flehte ich. "Du bist Clarys Bruder, ihr streitet euch mindestens 25 mal am Tag, du musst doch wissen, wie ich mich wieder mit ihr vertragen kann!"

Dan lachte. "Du hast gerade zwei Dinge erwähnt, die dir die Sache schon erklären und immens erschweren. Ja, ich bin ihr Bruder und genau, wir streiten uns mindestens 25 mal am Tag, wobei das schon untertrieben ist."
"Ich glaube, ich verstehe dich nicht ganz", gab ich zu bedenken. 
"Wir sind Geschwister. Spätestens am Esstisch merkt es unsere Mutter und zwingt uns dazu, uns zu entschuldigen und zu vertragen und damit ist die Sache im wahrsten Sinne des Wortes gegessen", meinte Dan und zuckte mit den Schultern.
"Aber es muss doch auch eine Möglichkeit geb-"


Plötzlich wurde ich unsanft angerempelt. Wütend rieb ich mir die Schulter, als niemand geringeres Draco sich vor uns drängte. "Und so schlägt die Emanze erneut zu", höhnte er laut genug, dass es jeder im Gang hören konnte. Natürlich mussten sich auch Will und Clary hier befinden, die ich erst jetzt zusammen mit Theo um die Ecke stehen sah. 

Will sah nicht begeistert aus. Innerlich verfluchte ich Draco. Äußerlich blieb ich allerdings ruhig und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. An Dan gerichtet meinte er noch: "Ich würde mir das nochmal genauer überlegen, was mit ihr zu haben. Bei ihr weiß man ja nie, wer zuletzt an ihr dran war. Und im übrigen: ist nicht selbst Longbottoms Kröte attraktiver als die Emanze da?"

Dann zog er ab. Grimmig blieb Dan stehen. "Genau darüber wollte ich mit dir sprechen", meinte er und zog mich in eine kleine Nische, weg von allen anderen. 

"Erzählst du irgendwo rum, dass wir zusammen wären?", fragte er. "Erst Clarissa, dann die Geschichte eben..."

"Was?", fragte ich verwirrt. "Was war mit Clary?"

"Sie hat mich gestern angemeckert, was da jetzt auch noch zwischen uns laufe."
"N-nein. Ich habe niemandem irgendwas erzählt", erwiderte ich perplex.  
"Jane," meinte er knapp. "Du kannst es mir sagen. Ich will nur nicht angelogen werden, auf solchen Kinderkram habe ich keine Lust. Wie sonst kommt gerade Malfoy auf solche Bemerkungen?"

"Ich lüge nicht", beteuerte ich. "Wieso sollte ich so etwas rumerzählen?" Dan antwortete nicht sondern fuhr sich anstatt durch die Haare und seufzte. "Und bei Malfoy darf man sich über gar nichts mehr wundern", fügte ich bitter hinzu. 

Am Nachmittag suchte ich Dracos Nähe. Die Wut brodelte noch immer in mir, als ich ihn endlich in der Nähe der Kerker antraf. Glücklicherweise war er allein, denn ich hätte mich wahrscheinlich nicht mal vor seinen Freunden zurückhalten können. 

"Was geht eigentlich in deinem Kopf vor, du perverser Mistkerl?" Schon bevor er mich überhaupt sah, strömten die Worte aus mir. Ich stürmte regelrecht auf ihn zu und riss ihn herum, so dass er mich ansah. "Du stellst mich öffentlich als Flittchen da, während in Wirklichkeit du die wandelnde Geschlechtskrankheit bist?", zischte ich wütend. 

Anstatt ihn damit getroffen zu haben, entlockte ich ihm nur ein siegreiches Grinsen. "Du machst mich wahnsinnig", rief ich beinahe hysterisch, denn genau das tat es: mir fiel nichts ein, was ich dazu hätte sagen können. Draco machte mich so unbeschreiblich wütend, dass mir die Worte ausblieben. Ich konnte ihn nicht einmal so ausschimpfen, wie ich es gerne getan hätte.

"Du machst mich auch wahnsinnig", raunte er nach einem kurzen Moment, in dem ich versucht hatte, wieder Atem zu schöpfen. Ich wollte gerade etwas erwidern, als er plötzlich mein Gesicht umfasste und mich küsste. Ich wollte mich losreißen, doch etwas ließ mich innehalten. Der Kuss war anders als sonst, nicht nur, dass Draco mein Gesicht fest in seinen Händen hielt, der Kuss war auch weniger fordernd und gab mir ein anderes Gefühl. 

Als mir wieder bewusst wurde, was da gerade vor sich ging, konnte ich mich losreißen und wischte mir den Mund ab. Meine Wut war noch immer präsent, so dass ich meinen Wund eigentlich direkt auswaschen wollte. 

"Was zu Hölle ist nur verkehrt mit dir", meinte ich ungläubig und schüttelte fassungslos den Kopf. "Widerling." 

Ich ließ ihm keine Möglichkeit zum Antworten und würdigte ihm auch keines weiteren Blickes, sondern machte auf dem Absatz kehrt und lief zum Gryffindor Gemeinschaftsraum. Was zur Hölle sollte das? Erst stellte er mich vor diversen Leuten zur Schau und dann sowas? 

Als ich den Gemeinschaftsraum betrat und direkt in den Schlafsaal laufen wollte, sah ich, wie Clary, Theo und Will gemeinsam auf einem Sofa saßen und aufsahen, als ich an ihnen vorbei lief.

"Na, bei wen hast du jetzt wieder beglückt: meinen Bruder oder Draco?", fragte Clary bissig. Wie angewurzelt blieb ich stehen und drehte mich ruckartig um. "Was?" Ungläubig starrte ich Clary an, die nur mit den Schultern zuckte und sich wieder an Theo wandte. Wills Augen blieben an mir haften. "Ich hätte mehr von dir erwartet", meinte er leise und enttäuscht, als ich meinen Weg fortsetzte. "Erst Malfoy, dann Dan, dann vielleicht doch wieder Malfoy? Du musst ja die Zeit deines Lebens haben." 

Wieder blieb ich stehen und drehte mich zu meinen Freunden. Oder sollte ich ehemaligen Freunden sagen?  "Gut, dass jeder so gut über mein Leben bescheid weiß", bemerkte ich. "Besser als ich selbst, zugegebenermaßen."  Verletzt von ihren kalten Worten trottete ich kopfschüttelnd in den Schlafsaal. Musste sich denn jetzt jeder gegen mich stellen?

Fragile Line (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt