Kapitel 15

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Der Held

Kurzzeitig vergass ich alles. Ich vergass wie ich hieß, ich vergass wo ich war und ich vergass auch, was ich machen sollte. Das einzige, was ich wusste war das, was ich sah. 

Entsetzt sah ich Leon in die Augen, der kurz danach seine Augen schloss. 

Das war nicht Real, war schließlich mein nächster Gedanke, nachdem mein Gedächtnis langsam wieder zurück kam. Das konnte nicht wahr sein! Ohne auch nur daran zu denken, dass ich im Krieg war, robbte ich mich zu Leon. 

So durfte Leon nicht sterben! So sollte Leon nicht sterben! Leon durfte überhaupt nicht sterben! 

Meine Augen suchten seinen Körper nach Lebenseichen ab, immer noch in der Hoffnung, dass das ganze ein sehr sehr schlechter Witz war. Indem Moment als ich merkte, dass sich Leons Körper immer noch von seinen Atmen auf und ab bewegte, merkte ich wie jemand an mir rüttelte. 

„Milea, wir müssen weiter!" redete Delia auf mich ein. „Ich werde ihn nicht zurück lassen!" „Milea, ihm wurde in die Brust geschossen! Wir müssen weiter, lange können die Russen, die anderen nicht mehr aufhalten! Wir brauchen dich!" „Und ich brauche ihn!" fauchte ich sie an. 

Ohne weiter auf Delia zu achten, riss ich Leon sein T-Shirt auf, um damit ein Druckverband zu machen. Kurz öffnete er seine Augen, als ich ein Knoten in das T-Shirt um seine Brust machte. 

„Le." flüsterte er über seine schon fasst weiße Lippen. Ich legte meine Hand in sein Gesicht. „Nicht sterben!" „Ich versuch's!" „Nicht versuchen machen!" Er schloss wieder seine Augen und ich stemmte ihn hoch, um ihn aufs nächste Quad von einen Russen zu positionieren. 

„Fahr los, ich werde dir folgen!" Er nickte und fuhr so schnell er konnte. Sofort schnappte ich mir eins der Quads und düste ihm hinterher. 

Delia und die Russen folgten uns. Delia fuhr neben mir. „Ihr haltet hinten die Stellung, ich vorne!" Sie nickte und ich fuhr vor das Quad auf dem Leon war. Ich nahm meine Pistole aus der Halterung, atmete einmal tief durch und begann zu schießen. 

Die Soldaten der Vereinten Republik hatten noch nicht einmal annähernd eine Chance gegen mich. In diesen Moment vergass ich völlig, dass ich eigentlich nicht schießen konnte und traf alles was sich auch nur bewegte schneller und genauer als je zuvor. 

Die russischen Soldaten und Delia mussten fasst gar nichts machen. Es dauerte nicht lang, da hatten wir uns durch die Grenze zwischen Russland und der Vereinten Republik gekämpft und kamen beim Stützpunkt von Russland an. 

Als wir ankamen, kam auch sofort ein Arzt mit einer Liege angerannt, um Leon zu verarzten. Anscheinend hatten die Russen über Funk dem Stützpunkt mitgeteilt, was mit Leon passiert ist. Sie trugen ihn auf die Liege, um ihn dann wegzuschieben. Ich wollte mitkommen, doch sie ließen mich nicht. 

„Wie ich kann nicht mitkommen? Ich werde sicherlich nicht hier einfach nur blöd warten!" Wäre Delia nicht da gewesen, hätte ich mich mit ihnen angelegt, da war ich mir sicher. „Milea, du kannst Leon gerade sowieso nicht helfen!" Ich wollte ihr widersprechen, doch ihr strenger Blick brachte mich zum Schweigen. Also gab ich es auf und lief in der Fahrzeughalle auf und ab. Als sie es nicht mehr aushalten konnte, mich die ganze Zeit nervös auf und ab laufen zu sehen, hielt sie mich fest und brachte mich dazu mit ihr auf den Boden zu setzen. 

„Du machst mich ganz nervös, durch dein ständiges hin und her Gelaufe!" Als ich merkte, dass ich nicht nur wegen Leon so nervös war, sondern auch wegen der Waffe, die ich noch in der Hand hielt, legte ich sie so weit weg, wie ich nur konnte. 

„Warum seit ihr hier?" fragte mich schließlich Delia, als wir eine Weile schwiegen. „Ich, weil ich dich holen kommen wollte. Leon, weil er mit Russland einen Deal aushandeln möchte." 

Scheinwelten - Weißes ArmbandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt