Kapitel 25

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Verlobung 

So als hätte Justin schon sein ganzes Leben lang Verfolgungsjagden gemacht, reichte er mir ganz cool eine Waffe. „Schieß damit die Reifen platt!" 

Er ließ mein Fenster runter und schnallte mich ab. Kurz schluckte ich, als ich merkte, dass mir sämtliche Knautschzone genommen wurde. Würde Justin jetzt einen Autounfall bauen, dann war ich mit Sicherheit die erste, die drauf ging. Dennoch wehrte ich mich nicht dagegen, sondern, kletterte halb aus dem Fenster, um gut schießen zu können. 

„Achtung Kurve!" sagte Justin immer noch ganz gelassen. Hätte er das nur eine Sekunde später gesagt, wäre ich mit hohen Bogen aus dem Auto geflogen. Genau in dem Moment, indem Justin das Lenkrad rumriss, begann ich mich am Türgriff festzuhalten. Ein Glück war die Tür von außen verschlossen, ansonsten hätte ich mir meinen einzigen Punkt zum festhalten genommen. 

Als das Auto wieder geradeaus fuhr, drehte ich mich nach hinten zu den Wagen, die uns verfolgten, dabei wehten mir meine Haare in mein Gesicht. Manchmal wäre ich gerne ein Junge, dachte ich mir nur. 

Als ich schließlich die Kontrolle über meine Haare wieder erlangte, zielte, schoss und traf ich schließlich den Reifen. Sofort geriet der Wagen ins Schleudern und traf dabei noch den anderen Wagen. Dadurch versperrten die Autos hinter uns die Straße und Keil konnte uns nicht weiter folgen. Erleichtert setzte ich mich wieder zurück in den Wagen. 

Das die Verfolgungsjagd der angenehmste Teil des Tages war, hätte ich in dieses Moment nicht gedacht, als wir jedoch ein paar Stunden später wieder in Berlin ankamen und Micki meinte, dass ich mit Leon reden musste, wurde mir klar, dass das schwierigste noch kam. Bevor ich auch nur versuchte, ihm zu widersprechen, zog er schon warnend eine Augenbraue hoch und sah mich kritisch an. 

„Wo ist er denn?" „In seiner Wohnung, es ist noch recht früh. Dein Armband dürfte immer noch funktionieren!" Ich nickte und machte mich auf den Weg nach oben, allerdings klopfte ich, anstatt einfach in die Wohnung zu stürzen. Ich fand das für nicht angebracht. Anstatt dass die Tür aufging, blieb sie verschlossen. 

Gerade als ich mich zum gehen entschieden hatte, hörte ich, wie die Türklinke runter gedrückt wurde. Verwundert darüber, dass das ganze so lange gedauert hatte, drehte ich mich wieder zur Tür, wo mir ein verschlafener und ein leicht zerstörter Leon mir die Tür öffnete. 

Entsetzt darüber, dass seine Lippe aufgeplatzt war, sein Auge mehr blau und lila war, als irgendetwas anderes und er am Kopf eine Platzwunde hatte, sah ich ihn mit offenen Mund an. Mein Blick ging weiter seinen Körper hinunter, um festzustellen, dass er nur in Unterhose vor mir stand. Sein Oberkörper sah auch nicht besser aus, doch die Narbe, die er wegen mir sich nicht hat entfernen lassen, stach mehr heraus, als jede andere Verletzung. 

Verwirrt darüber, dass ich vor seiner Tür stand, vergass Leon seine Müdigkeit. „Du bist hier." stellte er nüchtern fest. „Ja, ohne mich könnt ihr schließlich nicht den nächsten Schritt machen!" 

Ohne das er mich hinein bat, betrat ich die Wohnung. Kurz schwiegen wir, während ich die Wohnung beobachtete und überlegte, ob sich irgendetwas verändert hatte. 

„Wie konnte dich Micki dazu bewegen zurück zu kommen?" fragte er ganz ruhig, obwohl ich den Ärger in seiner Stimme hören konnte. Ich drehte mich zu ihm um. „Er hat mich daran erinnert, dass ich jemanden heiraten muss, damit die Rebellion weitergehen kann." 

Wieder schwiegen wir. Irgendwie verlief das Gespräch nicht sonderlich schnell, allerdings, was hatte ich auch erwartet? Über was sollte ich mich überhaupt mit Leon unterhalten? „Warum warst du nicht beim Arzt?" fragte ich ihn und deutete auf seine Wunden. „Weil ich seitdem mich gestern Mittag Keil angegriffen hatte, noch keine Chance hatte, mich verarzten zu lassen! Schließlich musste ich dich wieder einmal retten!" nun war seine Stimme deutlich verärgert. 

Scheinwelten - Weißes ArmbandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt